Napola, Turmtaler, Küchenbullen und andere Merkwürdigkeiten

Sankt Sophien-Zeltlager – Kennern der Szene ein Begriff. In diesem Jahr (2008) ging es nach Wrisbergholzen. Anja Andersen interviewt Mary-Clare Bultmann (10), die dabei war.

„Zelte aufbauen? Wir nicht“. Ok, ich verstehe. Das war Sache der Leiterinnen und Leiter, die sich seit langem ehrenamtlich zur Verfügung stellen, um die Jung-Sophianer jährlich ins Ferienzeltlager zu begleiten. Selbst Vanessa Beran ließ es sich trotz ihres Studiums in Hildesheim nicht nehmen, wieder als Helferin mitzufahren. Und auch ein Küchenbulle fuhr mit.

„Was ist denn das?“ frage ich entsetzt. „Was, du weißt nicht, was ein Küchenbulle ist?“ fragt Mary-Clare erstaunt zurück. „Ein Küchenbulle ist ein Jugendlicher, der in der Küche beim Kochen mithilft. Und abends ist er der einzige Jugendliche, der an der Leiterrunde teilnehmen darf.“

Dieses Vorrecht hatte in diesem Jahr Jens Lemke (14). Wie viel Euro ein Turmtaler wert ist, konnte Mary-Clare leider nicht beantworten. Fest steht allerdings, dass Turmtaler während der Ferien im Casino des Sankt Sophien eigenen Zeltlagers als gültige Währung anerkannt werden.

Handeln will gelernt sein. Und so versuchten sich die Zeltmannschaften unter anderem auch als Tauschhändler. Startvermögen „ein Appel und ein Ei“. Die erlangten Gewinne ließen sich sehen. Eine Zelt-Crew brachte als Gesamtergebnis am Ende zwei Stühle zurück – einer war kaputt, so konnte er gut das Lagerfeuer anfachen, mit dem anderen kleinen Plastikstuhl wusste man nichts weiter anzufangen. Dafür aber mit dem Katzenfutter, dessen Haltbarkeitsdatum abgelaufen war.

Neben den neuen Vokabeln Küchenbulle und Turmtaler lernte ich ein weiteres Wort hinzu: „Napola“ – das ist ein Geheimcode. Denn als einige der Leiter eines Abends am Lagerfeuer die Frage aufkommen ließen, wer für Napola sei, stimmten alle begeistert zu. (Napola – Naechtlicher Polter-Lauf, Anm. der Red.) So begann sie denn – die Geisternacht. Und in der waldigen Umgebung spukte es bald gewaltig. Gut, dass verschiedene Altersgruppen vertreten waren, denn gegen die Herausforderungen in dieser Nacht ist Halloween ein Kinderspiel.

Stichwort Lagerfeuer? Mary-Clare kommt ins Schwärmen. „Wir haben geredet, Spiele gespielt, gesungen. Das Feuer brannte von ganz alleine herunter. Und manchmal konnte man es morgens sogar noch erleben, dass die Glut ein wenig glühte!“

„Fische fangen, Hasen fangen – klar, das kenne ich. Aber was um alles in der Welt ist Leiter fangen?“ „Das ist doch ganz klar!“ erklärt Mary-Clare cool. „Irgendwann nach der Mittagspause haben sich unsere Leiterinnen und Leiter im Wald versteckt – und wir mussten sie dann wieder einfangen.“ Gut, dass sie sich wieder einfangen ließen, denn so kamen alle Jung-Sophianer „Gott sei Dank!“ gut erholt und um viele schöne Erfahrungen reicher wieder zu Hause an.

(AN)