Ein Querdenker, mit einem unnachahmlich milden Lächeln. Physiker von Haus aus, zog es ihn erstmals 1989 nach Nepal.
Hier lernte er nicht nur einige Brocken „Nepali“, sondern er lernte auf seinen vier- bis sechswöchigen Reisen auch den Tibetanischen Buddhismus kennen. „Und jetzt hast du mit dem Christentum abgeschlossen?“ argwöhne ich sofort. „Keineswegs“, wehrt Bernd ab. Er findet, beides ergänzt sich eher. „Aber warum Buddhismus?“ forsche ich weiter. „Buddhismus ist bestechend logisch.“ Ich merke bald – es geht Bernd nicht um das Entweder-Oder-Prinzip. Buddhismus ist für ihn eine Bereicherung. „Um mich daneben noch intensiver mit den christlichen Mystikern auseinanderzusetzen – z. B. mit Meister Eckhart – fehlte mir bisher ganz einfach die Zeit,“ sagt er schlicht. Denn neben einem fordernden Beruf, der pro Jahr wenigstens auch zwei Auslandsaufenthalte mit sich bringt, ist er auch für die eigene Familie und die Eine-Welt-Gruppe an St. Sophien verantwortlich.
Seit Jahren schon setzt Bernd sich intensiv für die Eine-Welt an St. Sophien ein. Und er investiert gemeinsam mit seiner Frau nicht nur Zeit, sondern sorgt auch dafür, dass alles funktioniert. Vieles wird von ihm aus eigener Tasche vorfinanziert. Damit unterstützen er und die weiteren Mitglieder der Gruppe vor allem zwei indische Projekte, unter anderem „Butterfly“ – ein Kindernotprogramm. „Wie bist du darauf gekommen?“ möchte ich wissen. „Über Misereor. Ich habe vor einigen Jahren eine Reise nach Nepal unternommen und konnte mit Mitarbeitern eines ähnlichen Projektes vor Ort sprechen. Ich habe die Fabriken besucht, Kinder erlebt, die in der Teppichproduktion schufteten, statt in die Schule zu gehen.“ Seither setzt Bernd sich intensiv für dieses Projekt ein, um den Kindern vor Ort Perspektiven für ein würdiges Leben in Zukunft zu ermöglichen.
„Was verabscheust du am meisten?“ „Die Profitgier, die andere nicht leben lässt.“ „Und was ist deine Vision für die Kirche von morgen?“ ist meine nächste Frage. „Eine Kirche, die sich nicht nach außen verschließt, sondern sich öffnet. Eine Kirche, in der sich jeder und jede – egal auf welchem Niveau – weiterentwickeln kann und vor allem weiterwachsen darf. Zurzeit wird in der Kirche noch eine Menge ausgebremst an Weiterentwicklung“.
Den Physiker Bernd Hallwaß-Vedder frage ich zum Schluss, wie er zu der Umweltproblematik unseres Jahrhunderts steht. Da ist es wieder, dieses bekannte Lächeln. Freundlich zitiert er Homer von Ditfurth, der auch noch ein Apfelbäumchen pflanzen wollte, wenn es seine letzten Tage wären. Hoffnung – auch über das Unmögliche hinaus – ein Glaube, der Berge versetzen kann. „Überzeugend christlich.“ denke ich. Danke, Bernd.
Anja Andersen