Sorgfältig ausgebreitet – das Warenangebot am Kircheneingang – just zum Sonntagsgottesdienst. Auch an diesem 1. Sonntag im Monat öffnet der Eine-Welt-Stand der Katholischen Kirchengemeinde St. Sophien.
Heute sind Bettina und Heribert hier aktiv. „Sonntagsarbeit? Handel im Tempel? Was würde Jesus dazu sagen?“ „ Es geht um Gerechtigkeit und Frieden in der Einen-Welt. Wir machen keine Geschäfte und verdienen selber keinen Cent daran.“ widerspricht Heribert. „Die Gewinne, die wir aus den Verkäufen erzielen, wandern ausschließlich u. a. an unser Partnerschaftsprojekt Butterfly in Indien.“ „Was verbirgt sich dahinter?“ möchte ich wissen. „Butterfly ist ein Hilfsprojekt für Straßenkinder.“ antwortet Heribert.
Die Eine-Welt-Gruppe an St. Sophien – ökumenisch geprägt – besteht zurzeit aus ca. acht Personen. Jede/Jeder kann mitmachen, auch Kirchenneulinge und Fernstehende. Den harten Kern bilden Kerstin, Bernd, Thomas und Heribert. Man kennt sich zum Teil schon lange, aus der Jugendarbeit an St. Sophien: Talk im Keller, Teestube.
Das Pensum neben Beruf, Familie und Freundeskreis ist hoch: Jeden 1. Sonntag im Monat Verkauf in St. Sophien, zwei Wochenenden jährlich in der katholischen Pfarrei in Güstrow, zu der seit Jahren guter Kontakt besteht. Informationen zum Thema Eine-Welt/ fairer Handel holt sich die Crew regelmäßig über die Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt mbH (GEPA).
Ende der sonntäglichen Verkaufsaktion: Bettina und Heribert verstauen professionell die übrig gebliebenen Sachen – Tee, Kaffee, Nüsse, Unmengen von leckeren Schokoladen, Nudeln, Reis und nicht zu vergessen Wein. Dann werden die Tische gekonnt zusammen geklappt und ab geht es mit dem kleinen Handwagen in die „Höhlen“ – das sind die Kellerräume in St. Sophien.
Im Nebenraum argumentieren Mitglieder einer Gruppe laut und heftig, alle zwei Minuten klappt die Tür – aber Heribert und Bettina lassen sich beim Zählen nicht aus der Ruhe bringen. Unbeeindruckt rechnen sie die Ergebnisse von den heutigen Sonntagsverkäufen ab. Der Umsatz lässt sich sehen, von Gewinnen wird heute noch nicht gesprochen.
„Warum tut ihr das alles?“ frage ich. Stichworte fallen: „Kinderarbeit, Hungerlöhne, unwürdige Arbeitsbedingungen. Europa lebt auf Kosten dieser Menschen, die diese Produkte herstellen. Wir wollen das Bewusstsein für diese Ungerechtigkeit schärfen, zu mehr Gerechtigkeit beitragen.“
Sensibilisierung unserer Gesellschaft – fairer Umgang miteinander in der Einen Welt: „Man braucht einen langen Atem“, räumt Heribert ein. Bleibt zu hoffen, dass alle von der Idee angesteckt werden und viel öfter fairer Genuss auch in St. Sophien möglich ist.
Eine-Welt-Verkauf St. Sophien jeden 1. Sonntag im Monat, 10:00 Uhr bis 12:00 Uhr
Kontakt: Bernd Hallwaß-Fedder, Telefon (040) 295529
Anja Andersen