Carola Pollak

Fröhlichkeit ist Teil ihres Wesens, und dafür ist sie dem lieben Gott dankbar.


„Mary Poppins“, schoss es mir durch den Kopf, als ich Carola Pollak zum ersten Mal sah. Und noch mehr staunte ich, wie sie – just wie die zaubernde Erzieherin – patent aus ihrer großen Tasche Blumentopf, Kuchen, Papierservietten, Lebkuchen und Sitzungsunterlagen zauberte.

Das war der Anfang einer neuen Pfarr-gemeinde-rats-Ära an Sankt Sophien, den sie als Vorsitzende kurz nach ihrer Pensionierung als Leiterin des Gemeindekindergartens übernahm. Dieses Amt füllte sie 12 Jahre lang aus, dann wechselte sie in den Kirchenvorstand. „Mary Poppins“ von St. Sophien – sie sollte sich all die Jahre treu bleiben – und der Gemeinde auch. Sie bereicherte mit ihren Kindergarten-Kindern Gemeindefeste, wichtige Gottesdienste und Fronleichnamsfeiern. Und in den 22 Jahren, die sie in der Gemeinde den Kindergarten führte, hat sie vielen Kindern den Weg in ein frohes Leben eröffnet.

Auch der Glaube kam nicht zu kurz: „Einmal“, so erzählt sie, „spielte ich mit den Kindern ein Zuordnungsspiel – Berufe und Tätigkeiten sollten Personen zugeordnet werden. Da gab es eine Karte mit einer Kirche und eine andere mit einem Pfarrer darauf. Auf meine Frage ‚Und wer gehört zur Kirche?‘ riefen die Kinder einstimmig ‚Frau Pollak‘“.

„Erzieherin in einem katholischen Kindergarten: Das wird oft assoziiert mit starrem Pflichtbewusstsein, Strenge, Unbeweglichkeit. Was war deine Maxime?“ frage ich. Carola lacht wie immer herzerfrischend. „Meine Maxime war und ist ‚Glaube macht fröhlich‘“. Und dann erzählt sie mir, dass sie auch Kinder von nicht getauften Eltern oder aus Familien anderer Konfessionen aufgenommen hat. „Klar“, nicke ich, „Missionsauftrag. Dazu bist du ja verpflichtet gewesen.“ Carola lacht wieder: „Ich habe nie in dem Sinne missioniert. Nur konsequent und fröhlich meinen eigenen Glauben gelebt.“ Und sie hatte damit Erfolg: Eltern ließen sich auch ohne große Worte überzeugen und ihre Kinder taufen, zwei evangelische Pastoren gaben ihre Kinder zu Carola Pollak in den Katholischen Kindergarten.

Immer noch mischt sie aktiv im Kirchenvorstand mit. Im Zweifel mischt sie sich auch energisch ein. Vor kurzem ist sie zur Vorsitzenden des Kindergartenausschusses im Kirchenvorstand benannt worden. Auch den Sankt Sophien-Kirchenmusikverein unterstützt sie seit Jahren und setzt sich lebhaft für die große Sauer-Orgel in „ihrer“ Kirche ein.

„Wie empfindest du die Veränderungen im kirchlichen Bereich der letzten Jahre?“ möchte ich wissen. Carola: „Eigentlich spüre ich sie kaum – man verändert sich selber ja auch.“ Nach einem kurzen Moment ergänzt sie: „In Sankt Sophien empfinde ich die Veränderungen als sehr positiv. Viele junge Menschen engagieren sich hier in den letzten Jahren in der Gemeinde.“

Wenngleich Carola Pollak die Arbeit, besonders auch der neuen Gruppen, mehr vom Rande aus miterlebt, wie sie sagt, so ist sie doch bestens über das Gemeindeleben von Sankt Sophien unterrichtet. Ihre Vision für die Kirche von morgen? „Ich wünsche mir, dass die Kirche stark bleibt, sich nicht allen Modetrends unterwirft, den Weg des 2. Vatikanum weiter verfolgt. Kirche soll in die heutige Zeit passen.“ Und obwohl Carola aus Erfahrung weiß, dass junge Familien immer mehr von der Berufs-, Schul- und Freizeitwelt vereinnahmt werden, so ermutigt sie doch gerade die positive Hinwendung ihres Enkels zu ‚ihrer‘ Kirche zu heiterem Optimismus. „Moritz, gefirmt im November 2009, gehört fraglos zu denjenigen Jugendlichen, die gerne Messdiener sind – ganz freiwillig und von sich aus – und er ist froh dabei. Glaube macht eben fröhlich – dem lieben Gott sei Dank.

Anja Andersen