Alltag
Raus
St.Sophien am 26.Oktober 2012
Am Freitag, den 26. Oktober wurde die Gemeinde zu einem weiteren Konzert im Rahmen der Veranstaltung ARS eingeladen. Im Zusammenhang der Konzerte, die sonst in der Kirche stattfinden, ist diese Reihe eine – im wesentlichen von Ruth Prodöhl und Ulrich Schmitz initiierte – etwas andere, besondere Vortragsform: Es ist ein Konzert, das im Besonderen auf Meditation und gemäß dem Ausdruck ARS auf ein Sicheinlassen – für einen Moment Abstand zum Alltag gewinnen – Ausdruck geben soll und kann. Hier werden Bilder auf unserer Projektionstafel vorgestellt, zu denen unserer Organist, Ulrich Schmitz, gegenwärtig improvisiert. So entsteht eine Zwiesprache zwischen den ausgewählten Bildern und der dazu entstehenden Musik. Uns erwartet kein festgelegtes Musikprogramm, die musikalische Gestaltung liegt im Moment und wie gesagt in Assoziation mit den Bildern. Der Besucher des Konzertes geht gemeinsam mit den Bildern und der dazu erklingenden Musik jeweils auf eine eigene Reise. Die Einladung zu dem Konzert am Freitag war ein Vers von Meister Eckart:
Du brauchst Gott nicht zu suchen
Er ist nicht ferner als vor der Haustür Deines Herzens
Da steht er und wartet und harrt
Das er Dich bereit findet
Ruth Prodöhl hatte Fotografien in Anlehnung an das Thema `TÜR´ erarbeitet und ausgewählt. Ich kann nur einen kleinen Einblick in meine Reise wiedergeben – viele Gedanken entstehen und gehen. Als Erstes erschien ein kleines hölzernes Schlüsselhaus, mit einem silbernem Herzen – leicht geöffnet. Es erklingen leise schwingende, dann klirrende Töne … Ein Klang zum Einhalten … Komm! Gedanken kehren ein … Wohin? Eine warme, tragende Melodie lädt ein – lädt ein sich einzulassen. Die Tür ist einen kleinen Spalt geöffnet … was erwartet mich … Ich werde erwartet. Dann erscheint ein Altarbild – eine Altartür, in Gold gefasst. Die Begegnung zwischen dem Erzengel und Maria ist dargestellt. Begegnung … Eine schnelle pochende Tonfolge begleitet uns – wie Herzklopfen, Auf-Regung in Ruhe. Ein Geh-Heim-nis entsteht … Wohin werde ich (?) geführt mit der wichtigen Zusage, mich führen zu lassen? Das nächste Bild ist das Portal von St. Sophien. Eingang in den Kirchenraum – hier ungeöffnet. Mir ist der Raum vertraut, der sich hinter der Tür verbirgt. Begleitung in vielen verschiedenen Lebenssituationen. Eine weiche, leise, lebendige Melodie lädt mich ein nach dem Inneren zu schauen – Besinnung. Es geht über in eine kräftige Tonfolge ins forte – gemeinsam mit der Musik gehe ich in Erinnerung von bewegenden Momenten. Das Portal scheint sich zu öffnen und die Begegnungen und Lebenssituationen mit dem Raum tauchen auf. Auf dem nächsten Bild ist das Portal näher gerückt. Auch in Gedanken gehe ich näher auf die Tür zu. Das pacem Zeichen mit dem Palmzweig im Türgriff begegnet mir – Kehr ein – der Friede sei mit dir. Eine lebendige Tonfolge begleitet mich, Eine tanzende, kräftige Melodie folgt. In Bewegung … bleiben. Das Portal der Meister Eckart Tür von Erfurt erscheint zum Abschluss. Brücke zu dem Vers von der Einladung. Ein Vers – ein Weg – ein schmaler gerader Glaseinsatz weist auf den Innenraum, ein Labyrinth umschließt Vers und Glas. Die Orgel erklingt in einer geradlinigen Tonfolge, die dann lebendiger und offener wird, in ein aufwühlendes crescendo hineingeht und wieder zurückkehrt in eine getragene Melodie, die uns auf das Lied `Ave Maria zart´ verweist. Ein-lassen … sich einlassen … in der Aufregung, in Ruhe. Der geistigen Einkehr … Geh … Heim. Ulrich Schmitz hat uns mit seinen Improvisationen über die sorgfältig ausgewählten Fotografien von Ruth Prodöhl mit auf eine Reise genommen. Die Orgel erfüllte den Raum in einem vielfältigen Klang und es wurde wieder deutlich, wie vertraut unser Organist mit diesem Instrument ist und was für Klangmöglichkeiten sie beherbergt! Einen kleinen Einblick in meine Reise konnte ich hier nur mitteilen. Danke für den Moment der gemeinsamen Reise!!
Martina Palm