Mit fünf „Eckhart-Freunden“ unserer Mystik-Spirit-Gruppe fuhren wir am 4. Juli nach Erfurt, um an den Meister-Eckhart-Tagen teilzunehmen.
Unterkunft fanden wir bei Frau Dr. Schwarzenburg, die vor ihrem Umzug nach Erfurt aktives Gemeindemitglied von Sankt Sophien war und die als Mitglied der Dominikanischen Laiengemeinschaft dem Dominikaner Meister Eckhart nahe steht.
Die Veranstaltungen der Meister Eckhart-Tage fanden im Predigerkloster statt, der wichtigsten Wirkungsstätte Meister Eckharts, wo er viele Jahre als Prior und Provinzial gelebt und seine „Reden der Unterweisung“ und deutschen Predigten gehalten hat.
Das Programm war sehr abwechslungsreich. Die beiden ersten Tage verbrachten wir mit viel Sitzen und Zuhören bei einem akademischen Workshop zum Thema „Der Thüringer Meister Eckhart als Begründer der Rheinischen Mystik“.
Wir verstanden von den hochwissenschaftlichen Vorträgen längst nicht alles.
Zum Ausgleich haben wir uns in der Freizeit zu Fuß durch Erfurt bewegt und die Stadt besichtigt mit der mittelalterlichen Mikwe, der Krämerbrücke und dem Domplatz und waren in der Alten Synagoge mit dem Erfurter Schatz. Abends haben wir bei Bier, Wein, Käse und Brot in der Kneipe oder im Hinterhofgarten von Frau Dr. Schwarzenburg einige Wissenschaftler der Tagung privat kennen gelernt, entspannte Gespräche geführt, viel gelacht und Frau Schwarzenburgs Hund Mäggi verwöhnt.
Die Lesung am ersten Abend mit Martina Gedeck, die auch die Schirmherrschaft für die Meister Eckhart-Tage übernommen hatte, hat uns sehr gut gefallen. In einer konkreativen Aktion haben wir das Lesemanuskript der Schauspielerin ergattert, auf das sie uns sogar noch eine Widmung schrieb und zusicherte, sich gerne aktiv bei einer unserer Meister Eckhart-Veranstaltungen in unserer Gemeinde zu beteiligen! Das musste in der Kneipe gefeiert werden!
Hochspannend war die Besichtigung von mittelalterlichen Handschriften von Predigten und Traktaten Meister Eckharts in der Bibliotheca Amploniana, dem Sonderlesesaal der Universitätsbibliothek. Die Pergamentseiten dürfen nur mit Handschuhen umgeblättert werden. Interessant: Im Text und am Rand gibt es Notizen und Zeichen, z. B. eine Hand mit ausgestrecktem hinweisenden Zeigefinger, nicht unähnlich dem „Like-Daumen“, den wir aus dem Internet-Chat kennen.
Am Samstag gab es einen Einkehrtag mit dem Titel „Gott ist ein Gott der Gegenwart, wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich“ (Meister Eckhart, Reden der Unterweisung 12).
Wir bekamen Impulse aus Meister Eckharts Predigten und wurden damit ins Schweigen entlassen. Das war eine wunderbare Abwechslung zu den wissenschaftlichen Beiträgen der Vortage.
Krönender Abschluss war der Ökumenische Gottesdienst in der Predigerkirche, zu dem ein weiterer Prominenter eingeladen war: Kardinal Kasper aus Rom. Er hielt die Predigt zu Meister Eckhart.
Ein zweites Mal erlebten und hörten wir ihn am nachfolgenden Sonntag beim Hochamt im Dom, wo er wiederum die Predigt hielt und allen Gläubigen Grüße aus Rom von Papst Franziskus übermittelte. Wir saßen sowohl bei der Messe als auch beim Ökumenischen Gottesdienst in der 1. Reihe und hatten jedes Mal einen ungehinderten Blick auf das Geschehen im Altarraum!
Mit vielen neuen Eindrücken und Inspirationen und dankbar für die schönen Erlebnisse haben wir Erfurt am 8.Juli wieder verlassen, nicht ohne das gegenseitige Versprechen, uns spätestens auf der nächsten Meister Eckhart-Tagung in München wieder zu begegnen und eventuell den einen oder anderen sogar bei uns in Sankt Sophien als Gast und Referenten begrüßen zu dürfen.
Maria Schwarzenburg und Schäferhund Mäggi werden wir schon sehr bald wieder begrüßen dürfen, wenn sie zum Goldenen Priesterjubiläum von P. Karl nach Hamburg kommen.
Alle Fotos finden Sie hier.
Barbara Stanetzek