Der Sonntagsgottesdienst im späten Jahr

Die Kirche ist hell erleuchtet. Das Licht taucht die alten, braunen Bänke in einen matten Ton. Hier saßen schon viele Menschen, haben gesungen, gebetet und über Gottes Lehren nachgedacht. Egal welche Nation, ob groß oder klein, reich oder arm, ob Mann oder Frau, jeder ist willkommen. Die Luft ist schwer von leisen Gedanken und Gebeten. Es herrscht Stille, obwohl die Kirche an einer viel befahrenen Straße liegt. Die Geräusche klingen dumpf ins Kircheninnere, der Gesang der Kirchengemeinde und die eigenen Gebete sind lauter.
Jetzt, wo es Winter wird, weicht das Licht draußen schneller der Dunkelheit, und die schönen Glasfenster verlieren die Intensität der Farbe. Jesu am Kreuze, der durch viele Farben im Sommer erstrahlte, ist nun vor einem lilafarbenen Hintergrund kaum sichtbar. Die Farben werden dunkler, die Töne leiser, das Leben langsamer. Ein schöner Farbtupfer in der nunmehr grau gewordenen Woche kann da der Sonntagsgottesdienst sein. Die Woche kann man Revue passieren lassen, man kann seinen Eltern, seinen Freunden oder auch einfach nur der netten Nachbarin danken, indem man eine Kerze für sie anzündet. Es wird gesungen und die ein oder andere Predigt, die im ersten Moment zu abstrakt erscheint, regt im Nachinein zum Nachdenken an. Besinnung, das ist in diesen Tagen eine Sache von höchster Priorität. Das ist der Zauber des Sonntagsgottesdienst. Schlicht, aber eine schöne Bereicherung am Ende der Woche.

Stephanie Lönze