Die Geschichte unserer Krippenfiguren

Michael Kraus


Immer wenn ich in der Weihnachtszeit vor der Krippe in St. Sophien stehe, denke ich an unseren Großvater. Er ist der Künstler, der die schönen Krippenfiguren geschaffen hat.
Michael Kraus, so hieß unser Großvater, wurde am 07.12.1876 in München geboren.
Er hat dort im Jahre 1890 eine Gipsformatikerlehre absolviert und anschließend als Stuckateur und Modellierer gearbeitet. Im Jahre 1902 hat er in München geheiratet.
Da Bayern um 1900 noch überwiegend ein Agrarland war, gab es für ihn in München nur wenige Arbeitsplätze. Daher beschloss er, ohne seine Familie nach Amerika auszuwandern, um dort eine Arbeitsstelle zu finden. Nach einem Jahr kehrte er mit einem Schiff zurück nach Deutschland und landete in Hamburg.
Bei der Firma Georg Hulbe, Kunstgewerbliche Werkstätten in Hamburg, bekam er sofort eine Anstellung. Da sich seine Familie noch in München befand, wollte er dorthin zurückkehren. Herr Hulbe aber war so beeindruckt von seinen künstlerischen Fähigkeiten, dass er ihn unbedingt in seiner Firma behalten wollte. Er überredete meinen Großvater zum Bleiben und bezahlte die Übersiedlung der Familie von München nach Hamburg.
Hier hat er vor ungefähr 100 Jahren die Figuren für die Krippe geschaffen. Der Ochse und der Esel sind bedauerlicherweise bei den Bombenangriffen im Juni 1943 abhanden gekommen.
Er hat im Laufe seines Arbeitslebens noch viele Figuren und Plastiken aus unterschiedlichen Materialen geschaffen.
Auch in unserer Wohnung im Mesterkamp waren von ihm acht, circa 40 cm große Figuren von Heiligen auf einem Bord aufgestellt.
Es gibt noch eine weitere Hamburger Figur von ihm zu finden, nämlich auf dem Gelände des alten Barmbeker Krankenhauses. Dort befindet sich ein Brunnen mit einer von ihm, 1915 geschaffenen Hummel-Hummelfigur, als Wasserträger.
Leider verstarb er viel zu früh mit 46 Jahren und hinterließ eine Familie mit sieben Kindern.
Von Paul Diedrich
Nachtrag der Redaktion: Die Figuren wurden uns schon in den ersten Jahren de Bestehens der Kirche von Frau Commerzienrat von Riedemann gespendet.