Alpha- und Betakurs

Glauben, Gemeinschaft, Geselligkeit, Gaumenfreude, eine Gemeinde, die sich bewegt und den Glauben aktualisiert

Ein Interview mit Birgit Vogel, Ildiko Nemeth, Karin Köpp und Peter Balde. Von Rostand Chouatat.

„Die Sehnsüchte sind nach wie vor die gleichen: Sinn des Lebens, Liebe, Gewissheit, Geborgenheit … und daran hat sich nichts geändert in den 2000 Jahren.“

R. Chouatat: Was motiviert einen heutzutage, einen christlichen Glaubenskurs zu besuchen, angesichts der großen Konkurrenz auf dem spirituellen und dem Freizeitmarkt?
I. Nemeth: Sehr spannende Frage! Für mich persönlich und für viele Teilnehmer – bestimmt – ist es so, dass wir einen Kern des christlichen Glaubens bereits in uns tragen; bei manchen in den Anfängen und bei manchen bereits vertieft. Doch ich finde, wir vermissen die Möglichkeit des Austauschs mit anderen Christen, mit Gleichgesinnten; was außerhalb der Kirchenmauern nicht immer möglich ist, nicht in der Intensität.

„Da war, glaube ich, eine große Sehnsucht, dass der Glaube vertieft und erklärt wird …“

P. Balde: Was Frau Nemeth sagt, ist richtig: Dass wir einen Kern des christlichen Glaubens in uns haben. Für mich hat der Glaube immer eine Option dargestellt. Ich habe es mit dem Glauben eine zeitlang ausprobiert und war noch nicht sicher, ob das Christentum der Weg ist. Ich wundere mich immer, dass ich in der katholischen Kirche gelandet bin, aber für mich fühlt es sich gut an, und ich finde es gut!
R. Chouatat: Fr. Nehmet wie sind sie zum Alphakurs gekommen?
I. Nemeth: Ich habe zuerst den Betakurs in Sankt Sophien kennen gelernt; im Herbst 2013. Ich wollte immer mein Wissen auffrischen und mich austauschen und habe durch den Betakurs vom Alphakurs erfahren, den man eigentlich zuerst machen sollte. Aufgrund der guten Erfahrungen im Betakurs, habe ich mich entschlossen, auch am Alphakurs teilzunehmen.
R. Chouatat: Fr. Vogel sie sind Teil des Teams; Können sie uns den Alphakurs vorstellen? Und zuerst, wofür steht das Wort „Alpha“?
B. Vogel: „Alpha“ ist der erste Buchstabe im griechischen Alphabet. Es werden an den zehn Alphakurs-Abenden, die stattfinden, und am Alphatag die grundlegenden Dinge des Glaubens vermittelt. Dazu gehören Themen wie „Wer ist Jesus Christus?“, „Was ist das Böse?“, „Ist der Glaube noch aktuell?“. Die Grundsätze werden behandelt.

„Erst zu Alpha dann zu Beta … ja, und jetzt bin ich hier und werde Ostern gefirmt.“

R. Chouatat: Fr. Köpp sie gehören auch  zum Team; Mögen sie uns über die  des Alphakurses in Sankt Sophien berichten?
K. Köpp: Die Anfänge … da war, glaube ich, eine große Sehnsucht, dass der Glaube vertieft und erklärt wird. Und ich weiß, dass Frau Heike Balde diese Sehnsucht hatte – und traf auf Pater Markus. Die sind dann zusammen gekommen und haben etwas auf die Beine gestellt, und dann ist man 2011 mit einem ersten Kurs mit drei Kleingruppen angefangen. Man hat den Kurs gut beworben und gut voll bekommen, und dann war erstmal gucken, wie wird das angenommen, wie kommt es an, ist überhaupt Bedarf da? Ja, dann hat sich das etabliert, und die Leute sind auch sehr gerne gekommen. Man hat den Heiligen Geist zum Greifen nahe gespürt. Und danach war die große Sehnsucht, bei den letzten Abenden dieses ersten Kurses, wir wollen mehr wissen, mehr zusammen sein! Wir hatten uns lieb gewonnen und wollten mehr erfahren! Mehr Jesus, mehr Heiligen Geist, mehr Gott Vater! Gruppen haben sich daraus gebildet, wie zum Beispiel „Credo leben“. Und weil der Bedarf tatsächlich da ist, werden jedes Jahr zwei Kurse angeboten; im Frühjahr und im Herbst. Mittlerweile haben wir Glaubenskurse mit vier Kleingruppen – und das sprengt schon die räumliche Kapazität. Man merkt die Sehnsucht, über diese Themen sprechen zu können, und die liebevolle Gemeinschaft tut gut.
R. Chouatat: Können sie uns einen Einblick gewähren in den Inhalt und thematischen Aufbau des Kurses?
K. Köpp: Das hat Frau Vogel schon gesagt: Es geht um ganz grundsätzliche Themen. Also, wenn man fragt, „Wer ist Jesus?“, „Wie genau kenne ich ihn denn?“, „Was bedeutet sein Tod am Kreuz?“, „Wer ist der Heilige Geist?“, „Wie ist das mit der Dreifaltigkeit“, „Gibt es einen Gott oder drei Götter im Christentum?“, „Was ist Kirche?“, „Wie wirkt der Heilige Geist?“, „Was sind die Gaben des Geistes?“, „Was habe ich davon?“ Dann geht es auch um heiße Eisen: „Wie widerstehe ich dem Bösen?“, „Gibt es den Teufel?“ Also Fragen, die man sich fast nicht mehr wagt zu stellen. Ich persönlich kann sagen, dass sich mein Wissen über Jesus verbessert hat.
R. Chouatat: Also ist das ein Glaubens-Crashkurs? Ein A-B-C der Lehre Christi?
K. Köpp: Es ist zwar komprimiert, aber auch sehr gründlich. Man kann Fragen stellen, Gedanken mitteilen – und vielleicht auch später Teil der Gemeinde werden oder einer Gruppe beitreten. So entwickelt man sich im Glauben immer weiter. Ich kann sagen, dass ich immer mehr wachse im Glauben.
R. Chouatat: Die genauen Themen sind aus dem Werbezettel zu entnehmen. Wurden sie angesprochen, so dass sie sagen konnten: “Ja, da will ich mehr darüber wissen“? Was hat sie an den Themen angezogen?
I. Nehmet: Alle Themen haben mich angesprochen, weil es grundsätzliche Themen sind, die meinen Alltag letztendlich beeinflussen. Ich finde, es geht nicht nur um das Vertiefen meines Glaubens. Das sind Themen, die helfen, das Leben bewusster wahrzunehmen. Die bieten andere Perspektiven. Im Grunde sind das Gottes Maßstäbe, die wir hier kennenlernen. Das finde ich sehr schön, besonders in der heutigen Zeit, wo die Menschen sich leider davon abwenden.
R. Chouatat: Also, für sie ist das Evangelium, die Lehre Christi, nach 2000 Jahren immer noch aktuell und attraktiv? Was bedeutet es, dass das Evangelium für sie sehr aktuell und noch attraktiv ist?
I. Nehmet: Hochaktuell – gerade in einer Zeit, wo man Versuchungen und Ablenkungen ausgesetzt ist, wie heute durch Medien, zeitliche Trends, Freizeitangebote. Die Sehnsüchte sind dabei nach wie vor die gleichen: Sinn des Lebens, Liebe, Gerechtigkeit … daran hat sich nichts geändert in den 2000 Jahren. Und das Evangelium bietet uns die Lösung! Darum ist es aktueller denn je!
R. Chouatat: Bevor wir über den Ablauf eines Alphakurs-Abends reden, bitte ich, etwas über das sehr motivierte Team im Hintergrund dieser Veranstaltung zu sagen.
B. Vogel: Das Team hat eine bestimmte Struktur: Die Teilnehmer werden in kleine Gesprächkreise aufgeteilt und diese Kleingruppen werden betreut von je einem Gruppenleiter, einem Co-Leiter und einem stillen Beter. Einige Teamer sind Vortragende oder Moderatoren; es gibt ein Küchenteam, ein Aufbauteam und ein Gebetsteam, das in der Kirche betet während des Kurses.
R. Chouatat: Wer kann Teamer werden?
B. Vogel: Teamer kann letztendlich jeder werden, der sich berufen fühlt, im Glauben diesen Kurs mit zu gestalten, der sich das zutraut – Gott hilft auf jeden Fall, steht einem zu Seite – also, wer den Wunsch hat, sich mit dem Glauben auseinander zu setzen und ihn weiter zu geben.

„Ja, … Salvatore, ein ausgezeichneter Koch, bereitet uns italienische Köstlichkeiten zu.“

R. Chouatat: Erzählen sie uns bitte über den Ablauf eines Alpha-Abends.
K. Köpp: Für die Teamer geht’s ungefähr eine halbe Stunde früher los, damit wir zunächst einmal Organisatorisches besprechen, was bei der Moderation zu beachten ist oder ob es Abmeldungen gibt. Dann beten wir noch gemeinsam und singen. Bis 19:15 Uhr kommen dann die Gäste an. Die begrüßen wir alle und starten nach einer kurzen Moderation. Nach dem Tischgebet essen wir gemeinsam und anschließend gibt es einen „Lobpreis“ in Form von Gesang und Gebet. Danach hält einer der Teamer einen Vortrag zu einem bestimmten Thema; der Vortrag ist maximal eine Dreiviertelstunde lang. Im Anschluss nach einer kurzen Pause haben wir in den Kleingruppen für eine Dreiviertelstunde die Möglichkeit zum Austausch, Fragenstellen und zur Meinungsäußerung zum Vortrag. Die Teilnehmer stehen in den Kleingruppen also im Mittelpunkt, sind die Hauptpersonen. Darum geht es: Was haben sie für Fragen, was bewegt und beschäftigt sie? Als Teamer kann man dann auch selber ein paar Fragen stellen und so ein bisschen das Gespräch führen und moderieren. Danach trifft sich das Team zum Austausch und gemeinsamen Abschlussgebet.
R. Chouatat: Was die Gastronomie angeht – das ist eigentlich der Punkt, bei dem man großartige Gemeinschaft erlebt in Sankt Sophien. Es gibt ja verschiedene Gruppen, die an den Abenden kochen und somit den Kurs mittragen. Können sie mir ein bisschen darüber erzählen?
K. Köpp: Wir haben ja in der Gemeinde verschiedene Gruppen, wie zum Beispiel die Mystik-Spirit-Gruppe, die sich zweimal im Monat über Meister Eckhart, einem Mystiker, unterhält. Wir haben die Menschen, die die Obdachlosen zweimal im Monat bekochen. Wir hatten jetzt heute den Eventausschuss da. Credo, die Gruppe, die sich eben aus dem Kurs gebildet hat, und viele andere Gruppen, denen ich hier im Namen des Teams einen großen Dank aussprechen möchte! Sie, die Gruppen, überlegen, was es zu essen gibt, bereiten das dann liebevoll vor und dann können wir Viertel nach Sieben gemeinsam essen.
R. Chouatat: Da merkt man, dass es in Sankt Sophien eine große und starke Gemeinschaft gibt.
K. Köpp: Ja, man merkt, dass es viele Angebote gibt: Die Gruppen präsentieren sich und der Teilnehmer kann so nebenher unsere Gruppen kennenlernen.
R. Chouatat: Und samstags, am Alpha-Tag, erleben wir den kulinarischen Höhepunkt… !
K. Köpp: Ja … Salvatore, ein Freund von Pietro, einem unserer Teamer, ist ein sehr guter Koch. Er bereitet uns italienische Köstlichkeiten zu. Dazu kommen noch andere Beiträge von den Teilnehmern selbst für das Frühstücksbuffet und den Nachtisch: Reichlich Leckerbissen!
R. Chouatat: Und nach Alpha kommt Beta? Sind die beiden Kurse aufeinander aufgebaut?
K. Köpp: Genau! Das ist eine Spezialität unsrer Gemeinde. Der Betakurs findet immer im Herbst statt und beschäftigt sich mit fortgeschrittenen Themen wie der Beichte, den Heiligen, Maria, den Sakramenten im Einzelnen, den Charismen – gewährt den Teilnehmern einen weiteren Blick in den katholischen Glauben.

„Ganz genau – sehr empfehlenswert!“

R. Chouatat: Fr. Nemeth Sie haben schon einmal an einem Betakurs teilgenommen …
I. Nemeth: Ich war schon bei einem Beta-Kurs und der hat mir sehr gut gefallen. Erstmal, weil der Inhalt sehr interessant war und für mich teilweise neue Inhalte vermittelt wurden, und zweitens fand ich die Atmosphäre sehr freundlich und liebevoll. Ich würde auch gerne noch einmal teilnehmen, aber ich weiß nicht, ob die Kapazität das zulässt, da ich natürlich nicht die Chance anderen Menschen wegnehmen möchte, die zum ersten Mal an diesem Kurs teilnehmen möchten.
R. Chouatat: Herr Balde, Ostersonntag  wird für Sie ganz besonders. Sie werden gefirmt . Mögen Sie uns verraten, inwieweit der Alpha- und Betakurs Sie zu diesem Schritt bewogen haben?
P. Balde: Ich suchte damals für meine Tochter einen Betreuungsplatz und es hat sich ergeben, dass der in einer Freikirche war, und dort bin ich dann eingetreten. Meine Frau ist katholisch und ich bin dann für einige Zeit zur Probe nach Sankt Sophien mitgekommen. Erst zu Alpha – den Kurs kannte ich schon aus der Freikirche – dann zu Beta. Ja, und jetzt bin ich hier und werde Ostern gefirmt. Alle meine Fragen sind beantwortet worden. Die Hilfe von meiner Frau und ihrer Familie hat mich schließlich dazu gebracht, katholisch zu werden.
R. Chouatat: Das heißt, wir können zusammenfassend den Alpha- und Betakurs mit einem Prädikat „sehr empfehlenswert“ versehen?
P. Balde: Ganz genau – sehr empfehlenswert!
R. Chouatat: Allen sage ich Dankeschön für das Interview!