Liebe Gemeinde!
Liebe Besucher von Sankt Sophien!
Weihnachten steht vor der Tür – das große Fest, an dem wir feiern, dass Gott wunderbarer Weise in der Gestalt eines Menschen zu uns gekommen ist. Dabei nahm er einen für uns ziemlich selbstverständlichen Weg: Er kam zu uns, wie auch sonst Menschen in diese Welt kommen. Er wuchs im Leib einer Mutter heran, um dann nach etwa neun Monaten das Licht der Welt zu erblicken.
Wenn es bei seiner Empfängnis und Geburt nicht einige besondere Begleiterscheinungen gegeben hätte, wie uns das Neue Testament berichtet, so wäre wohl keinem aufgefallen, dass es sich damals um ein besonderes Kind gehandelt hat – um Gott.
Daran knüpft sich eine Frage. Warum blieb Gott bei seinem Kommen so im Hintergrund? Warum lief das Ganze so unscheinbar ab? Hätte Gott nicht besser mit Kraft und Macht und inmitten seinen himmlischen Heerscharen kommen können, wie er es ja für das Ende der Welt sowieso angekündigt hat? Dann hätten doch alle klar sehen können: Hier kommt der Herr der Welt! Alle hätten ihn wahrgenommen und hätten sich ihm zugekehrt! Viel Zweifel und viele Missverständnisse wären uns Menschen erspart geblieben.
Doch wäre dann wirklich alles gut gewesen? Manche Zweifel wären ausgeräumt gewesen. Ja. Und doch: Als Jesus nach seiner wunderbaren Auferstehung in den Himmel auffuhr, selbst da zweifelten trotzdem einige seiner Jünger (vgl. Mt 28,17). Und weiter noch: Wenn jemand in Macht und Kraft auftritt, bedeutet das noch längst nicht, dass man sich dieser Person auch zuwendet. Vor allem nicht mit seinem Herzen. Viele machen dann bloß aus Opportunismus mit. Und manch andere gehen sogar in Opposition; denken wir an König Herodes, der Angst hatte, dass Jesus ihm seine weltliche Position streitig macht.
Gott, Jesus, sucht nicht mit physischer Überlegenheit die Welt zu unterjochen. Er sucht unser Herz zu gewinnen! Er sucht unsere Liebe. Echte Liebe um seiner selbst Willen. Und das geht eben über andere Wege als über kräftig und mächtig.
Zu dieser Liebe lädt er uns ein. Diese Liebe soll uns auch untereinander prägen.
In diesem Sinne eine gesegnete Advents- und gnadenreiche Weihnachtszeit,
Ihr Pater Markus.