Mit Betroffenheit und Trauer erfahren wir vom Ableben unseres langjährigen Gemeindemitgliedes Heinz Kruse, welcher in den späten Abendstunden des 2. Juli 2015 nach kurzer Krankheit im Alter von 94 Jahren in Hamburg verstarb.
Nachstehend lesen Sie Auszüge eines Interviews mit dem Ehepaar Kruse, welches 2010 von der seinerzeitigen Mitarbeiterin der PR Gruppe, Evelina Palej, geführt wurde und im Sankt Sophien Spiegel Nr. 5 im Dezember 2010 veröffentlicht wurde. (übernommene Textpassagen in Kursivschrift) Dieses Interview zeigt wohl am Besten, welch ein großer Mann von uns ging.
Auch wenn man nicht alles aus dem Leben von Herrn Kruse in diesem Artikel unterbringen kann, wird mir schnell klar, wie intensiv alle Momente von ihm erlebt wurden, da er von ihnen erzählt, als wäre es gestern gewesen. In einem anderen Artikel wurde Herr Kruse als „Hanseat mit dem ,Ruhrpott, im Herzen“ bezeichnet, denn er stammt gebürtig aus Essen. Nach einer Ausbildung zum Kaufmann in Gelsenkirchen und nach der bestandenen Kaufmannsgehilfenprüfung bei der Industrie- und Handelskammer zu Bochum, wurde Herr Kruse am 1.4.1939 zum Reichsarbeitsdienst eingezogen und anschließend ,nach dem Ausbruch des Krieges ,zur Wehrmacht überführt. Besonders prägend waren natürlich die Kriegsjahre, welche dann zu einer vierjährigen russischen Gefangenschaft führten. In diesen schwierigen Zeiten des Lebens unter menschenunwürdigen Verhältnissen hielt Herrn Kruse der Glaube an Gott als kraftspendende Quelle am Leben: „Ohne den Glauben und das Gebet hätte ich die Gefangenschaft nicht überstanden. Der Glaube ist von unschätzbarem Wert. Ich habe den Rosenkranz immer in der Tasche gehabt. Die Russen haben ihn mir nicht weggenommen. Erst in der DDR nach meiner Entlassung musste ich ihn abgeben“ erzählt Herr Kruse eindringlich.
Nach der Gefangenschaft sollte Herr Kruse sich in Deutschland beim Gesundheitsamt melden und sich einen Krankenschein besorgen. „Steht das Haus der DAK überhaupt noch da?“ stellte er sich als Frage. Was dann passierte, sollte sein ganzes weiteres Leben bestimmen. Denn genau in diesem Haus lernte er eine gewisse Dame, die zukünftige Frau Kruse, kennen, welche zu der Zeit bei der DAK im Außendienst arbeitete. „Stellen Sie sich vor, ich wäre nicht in der DAK gewesen!“ Es war Liebe auf den ersten Blick. Ein Jahr später heirateten die beiden und sind nun schon stolze 60 Jahre miteinander verheiratet.
Einer ganz neuen, großen unerwarteten Herausforderung musste sich Herr Kruse stellen, als er zum Chemiekaufmann ausgebildet werden sollte. „Von den Süßwaren zur Chemie“ erzählt er, da er vorher bei der ,Sapora, Bonbonfabrik als stellvertretender Verkaufsleiter gearbeitet hatte. Versetzt in das Verkaufsbüro in Hamburg im Jahre 1957 war Herr Kruse bis zur Pensionierung als stellvertretender Verkaufsleiter eines Chemiekonzerns tätig und war dort für den gesamten norddeutschen Raum zuständig.
Neben dem beruflichen Standortwechsel, der Einarbeitungszeit, der Suche nach einer geeigneten Wohnung in Hamburg durfte das gesellschaftliche Leben nicht fehlen. Heinz Kruse, seit 1952 Mitglied des KKVs in Buer, trat 1957 in den „KKV HANSA“ und dem „CASINO VON 1868“ ein. (KKV= Verein der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung -Casino von 1868 = Katholischer Männerverein gegründet 1868) Hier wurden schnell Kontakte geknüpft und Freundschaften geschlossen. Neben interessanten Vorträgen aus der Wirtschaft und Finanzwelt wurde auch die Geselligkeit nicht außer Acht gelassen. Stiftungsfeste, Kegelausflüge, Barkassenfahrten im Sommer standen u.a. auf dem Programm. Das Amt des Schatzmeisters im KKV HANSA und dem „Casino von 1868“ übernahm Heinz Kruse sehr gerne. Bis zuletzt war er als 2.Schatzmeister im „KKV HANSA“ und als 2. Vorsitzender im „Casino von 1868“ tätig. Sein Tod ist für beide Vereine ein großer Verlust. Aber auch in der Katholischen Pfarrgemeinde Sankt Sophien Barmbek war Herr Kruse nicht untätig.
Als bekennender Katholik war er seit 1958 Mitglied dieser Gemeinde. 1973 wurde er in den Kirchenvorstand gewählt und hielt bis 1981 das Amt des Schriftführers inne. Obwohl Heinz Kruse mit seiner Ehefrau Dinny 1981 in die Blumenau gezogen war und somit zu der Gemeinde von St. Marien gehörte, blieb die Gemeinde Sankt Sophien seine Heimatgemeinde. Hierzu sagte Herr Kruse im Interview: „Unser Herz schlägt für Sankt Sophien und da bringt uns auch keiner weg!“ „Wenn ich in Sankt Sophien bin, dann fühle ich mich wie zuhause“ wendet Frau Kruse ergriffen ein.
1983 gründete Heinz Kruse mit Arnold Schmidt den ,Verein zur Förderung der Kirchenmusik in Sankt Sophien`. Seit 1998 werden hervorragende Konzerte auf der wunderbaren Sauerorgel von namhaften Organisten und Kirchenmusikern aus aller Welt in Sankt Sophien gegeben. Der Organist ,Ulrich Schmitz, und der Verein zur Förderung der Kirchenmusik hat in Heinz Kruse einen wahren Förderer gefunden. Hierzu noch die seinerzeitigen Worte im Interview mit Heinz Kruse: „Die Qualität der Konzerte ist zu bewundern. Wir besetzen auf dem Gebiet der Konzerte in der ‚Bundesliga’ den ersten Platz!“
Wir vermissen Heinz Kruse sehr und werden ihn immer in ehrenvoller Erinnerung behalten.
Herr, schenke ihm die ewige Ruhe und das ewige Licht leuchte ihm. Herr, lass ihn ruhen in Frieden.