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Liebe Mitglieder der Gemeinden und liebe Freundinnen und Freunde der Pfarrei St. Ansgar in der Hamburger City,
„Die Engel backen für Weihnachten!“ sagte meine Großmutter, wenn in diesen kurzen Tagen des beginnenden Dezembers am Abendhimmel ein intensiv leuchtender rosa-rötlicher Schimmer zu sehen war. Und als Kind stellte ich mir dann die geflügelten Wesen mit goldenen Flügeln und weißen Schürzen vor, wie sie fleißig große Bleche mit duftenden Keksen aus dem Backofen holten. Sobald die erste Kerze am Adventskranz entzündet worden war, durfte ich auch meine ganz eigene Adventslandschaft in Besitz nehmen: Auf einer Kommode waren kleine Kerzenleuchter mit dünnen Bienenwachs-Kerzen aufgestellt, die einen wohlriechenden Duft verbreiteten. Davor wurden die pausbäckigen Erzgebirge-Engel auf Moos und rotem Krepp-Papier zu einer kleinen Musikkapelle zusammengestellt. Aber da sie eine preussische Offizierstochter war, gab es in diesem himmlischen Orchester keine Violine, dafür aber eine klare Dominanz von Blechbläsern und Trommeln…Beherrscht wurde die Szene von einem großen in Silber und Gold gekleideten Engel mit riesigen goldenen Flügeln und wallendem weißem Haar, der ein Spruchband in den Händen trug, auf dem „Gloria in excelsis Deo“ zu lesen war: Ehre sei Gott in der Höhe!
Es war eine Zeit der Vorfreude, des Lichterglanzes und der kleinen Rituale. Rituale, die sich in den Traditionen der Kirche fortsetzen: »Tauet Himmel, von oben, ihr Wolken, regnet den Gerechten, Rorate caeli desuper, et nubes pluant iustum“ (Jesaja 45,8).
Diese Worte des uralten Rorate-Hymnus machen deutlich, dass wir Christen im Advent nicht etwas, sondern Jemanden erwarten: IHN, der wie Tau aus den Wolken des Himmels zu uns herabkommen soll. Dieser Tau ist kein durchnässender Regen: Er setzt sich vielmehr behutsam auf unsere zuweilen etwas eingetrocknete Lebenszuversicht und erfrischt und belebt sie. Mit diesem Bild des Tau-Tropfens, der neues Leben spendet, drückt die Kirche ihre Sehnsucht nach der Menschwerdung Gottes in Jesus Christus aus. ER ist schon gegenwärtig, in den Menschen, denen wir in dieser besonderen Zeit etwas Licht in ihr Dunkel bringen dürfen. Ihnen einen gesegneten Advent und ein gnadenreiches Weihnachtsfest!
Pfarrer Thorsten Wolfgang Weber