Liebe Schwestern und Brüder,
es war ein etwas verregneter Tag. Ich näherte mich langsam auf der Autobahn 45 von Norden her
der Millionenstadt Bogotá, da sah ich am Straßenrand ein junges Paar Richtung Stadt stapfen. Er,
vielleicht 20 Jahre alt, vorweg, im Schlepptau zwei Rollkoffer. Sie, noch fast kindlich wirkend,
hinterher, auf dem Arm einen Säugling in Decken gewickelt. Es war nur ein kurzer Augenblick, dann
waren wir an dem Paar vorbei, und doch hat sich dieser Moment in mein Gedächtnis eingeprägt.
Woher kam das junge Paar? Das Ziel war offensichtlich die kolumbianische Hauptstadt, ein
Hoffnungsort für so viele Campesinos, arme Leute vom Land. Eine junge Familie auf der Reise,
vielleicht gar auf der Flucht, ihr ganzes Leben in zwei Rollkoffern und im Arm ihre größte Hoffnung,
ihr neugeborenes Kind. Unweigerlich denke ich da an ein anderes Paar, auf der Reise, erst von
Galiläa nach Bethlehem und dann auf der Flucht nach Ägypten. Auch Sie tragen die Hoffnung auf
dem Arm, nicht nur für sich, sondern für die ganze Welt. Weihnachten passiert.
Es geschah aber in jenen Tagen
(Lk 2, 1), so beginnt das Weihnachtsevangelium. So geschah es
damals, vor über 2000 Jahren in einer kleinen Stadt in den judäischen Bergen. So geschah es auch
2018 auf einer verregneten Straße in den südamerikanischen Anden und so möge es auch in diesem
Jahr wieder neu für Sie und mich geschehen, wenn wir dieses kleine Bündel Hoffnung feiern, das
doch so groß ist, dass es die Engel zum Jubeln bringt: Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf
Erden den Menschen seines Wohlgefallens! (LK 2, 14).
Ihr
Pater Augustinus Hildebrandt OP,