Liebe Deuter!
Alle Jahre wieder beginnt ein neues Jahr, feiern wir an Neujahr das Hochfest der Gottesmutter Maria. Am 1. Januar 2020 geht in Hamburg nach timeanddate.de die Sonne im Südosten um 8.36 Uhr auf, erreicht ihren Meridian um 12.23 Uhr und geht um 16.11 Uhr im Südwesten unter. Das lesen wir so im Internet. – Und wir sagen z.B. dass man in den Wintermonaten noch vor Sonnenaufgang aus dem Haus im Dunkeln zur Schule oder Arbeit muss.
Auch wenn wir alle das so oder so ähnlich sagen, wissen wir doch, dass es sich nicht so verhält, dass die Sonne nicht auf – oder untergeht. Und dennoch sprechen selbst Naturwissenschaftler so.
Auf den ersten Seiten des Matthäus-evangeliums lesen wir über die Sterndeuter: Und siehe, den Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen. (Mt 2,9)
Doch wusste man schon damals, zumal als Sterndeuter, dass reale Sterne nicht wandern, nicht wandern können.
Wie also – liebe Deuter – ist der Stern am Himmel über Betlehem zu deuten?
Da er in einem Midrasch, einer theologischen Erzählung, vorkommt, ist er theologisch zu deuten und zu verstehen.
Matthäus verbindet offenbar seine Version des Evangeliums, die er etwa im Jahre 80 nach Christi Geburt schreibt, mit dem Stern im Buch Numeri 24,17: „Ein Stern geht in Jakob auf / ein Zepter erhebt sich in Israel“. Es geht Matthäus um die Königsherrschaft eines Kommenden für das Volk Israel, die er auf Jesus bezieht. Der erscheinende Stern verweist auf das Erscheinen einer Heilsgestalt. Alexander der Große ließ sich mit dem Stern über dem Kopf abbilden als Zeichen der göttlichen Hilfe, die in ihm anwesend war.
Matthäus nimmt das Stern-Motiv auf und verweist dadurch auf die Gegenwart Gottes, die Menschen in Jesus finden. Es besagt hier: Gott selbst bestätigt Jesus als mit göttlicher Kraft begabt. In seiner Bildsprache bilden die heidnischen Sternkundigen ab, dass vor allem Nichtjuden — darunter viele Gebildete — sich von Gott den Weg zu Jesus Christus zeigen ließen.
Mit sonnigen Grüßen!
Ihr Deuter P. Thomas