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Erzbischof Stefan lädt seit einiger Zeit zum Wandern ein. Eine solche Einladung bekamen nun auch alle pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Als Leitwort hat er uns einen Satz von Søren Kierkegaard geschrieben: „Ich habe mir meine besten Gedanken ergangen und kenne keinen Kummer, den man nicht weggehen kann.“
Kirche ist nicht erst seit dem Synodalen Weg „pilgerndes Volk Gottes“ (Dei Verbum 7 oder Ad Gentes 2). Menschen haben sich schon immer herausrufen lassen, haben sich zusammen mit anderen aufgemacht und haben wie etwa der Heilige Ansgar den Weg unter ihre Füße genommen.
„Nehmt nichts mit“ – so hieß es im Juli des Öfteren in den Lesungen. Wegzehrung sind das Wort Gottes und die himmlische Speise. Basta, würde der Spanier sagen. Also: das genügt!
Mir kommen unweigerlich Erinnerungen aus meiner Studienzeit. Als kleine Gruppe waren wir miteinander auf dem Jakobsweg pilgern. Wie die Jünger von Emmaus gingen wir oft miteinander und unterhielten uns über Dinge aus unserem Alltag. Wir sprachen über das, was uns bewegt und beschäftigt, was uns begeistert oder auch runterzieht. Auch wollten wir zusammen mit unserem Spiritual unterwegs Eucharistie feiern.
Eines Mittags erreichten wir ein recht verwahrlostes Gehöft. Inmitten der Gebäude war ein Giebel zu erkennen, den ein kleines Türmchen zierte, darin eine Glocke und auf seiner Spitze ein steinernes Kreuz.
Als wir näherkamen, trafen wir auf eine alte, leidgeprüfte Bäuerin, die uns ungefragt von ihrem Elend berichtete und zu lamentieren begann. Nach einem Weilchen fragten wir sie, ob wir in der kleinen Kapelle Gottesdienst feiern könnten. Auch baten wir sie um Brot und Wein. Mit großen Augen schaute sie uns an und entgegnete: „Pan y vino de mia casa?“ Brot und Wein aus meinem Haus? Ja, die Früchte deiner Erde und die Mühen deiner Arbeit, sie wollen gewandelt werden in das Sakrament unseres Herrn Jesus Christus.
Es fällt nicht schwer, sich vorzustellen, wie dicht und ergreifend diese Feier für uns und für diese Bäuerin war. Gemeinsam machten wir die zutiefst spirituelle, ja fast mystische Erfahrung, dass das Sakrament der Eucharistie uns von innen her stärkte und unsere Begeisterung neu entfachte.
Manchmal feiern wir eben mitten am Tag ein Fest der Auferstehung – und die Eucharistie wird zum Sakrament des Weges.
Solche oder ähnliche Erfahrungen dürfen wir alle machen, wenn wir uns auf Pilgerfahrt begeben – ob allein, mit der Familie, in einer Gruppe oder mit der Gemeinde.
Der Sommer lädt dazu ein und eben auch unser Erzbischof.
Philipp Görtz SJ, Pastor