Dethlef Arnemann – man sieht ihm seine weit über 40 Jahre nicht an. Lausbübisch erzählt der Musikwissenschaftler und ausgebildete Seelsorgehelfer von den Jahren, in denen er nach seinem Studium nur noch wenig mit der katholischen Kirche anzufangen wusste und austrat.
Sein Weg führte ihn über viele Etappen zuletzt hin bis in eine ökumenische Freikirche. Erst 2006 fand er zurück zur Katholischen Kirche und in die Pfarrei Sophien, wo er schon als Kind und Jugendlicher seine religiöse Grundprägung erhielt.
Vor seinem Wiedereintritt in die Katholische Kirche wurde er im Beratungs- und Seelsorgezentrum St. Petri in Hamburg zum Seelsorgehelfer ausgebildet und ließ sich in Gesprächsführung und Konfliktgesprächen schulen. Der Ausbildung schlossen sich mehrere Jahre Praxis und intensive Supervisionsphasen an.
„Wie stand es in den Jahren Deines Austritts mit Gott und dem Glauben?“ Dethlef Arnemann beantwortet diese Frage ohne Zögern: „Von Gott und dem Glauben habe ich mich nie abgewandt. Meine katholischen Wurzeln habe ich auch eigentlich nie verleugnet. Wohl aber von der Gewohnheit, von der Routine im Glaubensleben. Für mich stand nie außer Frage, dass es Gott gibt, dass Gott mich in meinem Leben führt. Dass mich Diskussionen zum Thema Gottesbeweise nie besonders interessiert haben, hängt vielleicht auch damit zusammen, dass ich mich viel mit der Geschichte und der Musik des Judentums beschäftigt habe.“
„Neben Deinem Engagement in der Projektgruppe Mystik – Spirit in St. Sophien kommt in diesem Jahr der Mystiker Johannes Tauler OP zur Sprache. Warum machst Du da mit?“ „Ich wollte die Tiefe im Glauben für mich neu ausloten.“ sagt Dethlef Arnemann. „Besonders die Arbeit an den Texten der Mystiker hilft mir dabei. Vieles von dem Altbekannten habe ich dadurch neu sehen gelernt.“
„Du bist jetzt endgültig angekommen?“ frage ich weiter. „Ich bin immer noch unterwegs – ständig weiter auf der Suche nach einem lebendigen Glauben, der nicht irgendwo stecken bleibt in der Routine, sondern weiter wachsen kann in einer lebendigen Gemeinschaft anderer gläubiger Menschen, mit denen man sich austauschen kann.“
Ständig unterwegs – das bezieht sich auch auf das ehrenamtliche Engagement von Dethlef Arnemann. Vor einigen Jahren übernahm er die Leitung einer Diakoniegruppe für längere Zeit, jetzt ist er beim Hamburger Kinderschutzbund eingesetzt. Auch diesem Ehrenamt ging eine intensive Schulung von ca. 4 Monaten voraus – alles neben einem Vollzeitjob im Staatsarchiv, wo er als Archivar den Schriftgutbestand des Norddeutschen Rundfunks betreut. Im Kinderschutzbund hat er vor einiger Zeit eine Familien-Patenschaft übernommen.
„Du bist zurück gekehrt in den Schoß der Katholischen Kirche, wie man so schön sagt. Wie hast Du diese Rückkehr empfunden?“ Auch hier zögert Dethlef Arnemann keine Sekunde mit der Antwort: „Es kam mir in etwa so vor, als wäre ich für eine lange Zeit ausgewandert, ich habe ein fremdes Land kennen gelernt. Nun war es genug, ich fand den Weg nach Hause zurück.“
(Das Interview führte: Anja Andersen)