Liebe Gemeinde!
Liebe Besucher von Sankt Sophien!
Papst Franziskus hat für die kommenden Monate ein Jahr der Barmherzigkeit ausgerufen. Es soll uns helfen, uns in neuer Weise der Liebe und Barmherzigkeit Gottes bewusst zu werden. Es soll uns helfen, in die Freude einzutauchen, die in der Erfahrung seiner Freundlichkeit und Güte zu finden ist. Und so ein Jahr soll uns natürlich inspirieren, unser Denken, Reden und Handeln von Gottes Barmherzigkeit prägen zu lassen. Das „Jubiliäum der Barmherzigkeit“ startet am 8. Dezember 2015 und geht bis zum Christkönigs-sonntag, dem 20. November 2016.
Aber was ist eigentlich Barmherzigkeit? Aus der kirchlichen Tradition kennen wir eine sehr praktische Umschreibung von dem, was Barmherzigkeit bedeutet. Da werden sieben leibliche und sieben geistige Beispiele genannt. Bei diesen Beispielen geht es nicht um eine erschöpfende Darstellung von dem, auf welche Weise man sein Herz anrühren lassen kann, aber doch werden durch sie grundlegende Hinweise gegeben. Die sieben leiblichen Werke der Barmherzigkeit sind: Hungrige speisen. Durstige tränken. Fremde beherbergen. Nackte bekleiden. Kranke pflegen. Gefangene besuchen. Tote bestatten
Und als die sieben geistigen Werke der Barmherzigkeit werden genannt: Unwissende lehren. Zweifelnden recht raten. Sünder zurechtweisen. Trauernde trösten. Unrecht geduldig ertragen (Unrecht, das nicht zu ändern ist). Denen, die mich beleidigen, verzeihen. Für Lebende und Verstorbene beten.
Barmherzigkeit ist eine tiefe Sympathie für den Notleidenden. Es ist ein Mitfühlen mit dem Herzen Gottes. Wenn man die genannten Anregungen zum barmherzigen Leben bedenkt, wird klar, dass es dabei nicht darum geht, zu allem „Ja und Amen“ zu sagen. Die beschriebenen Werke der Barmherzigkeit deuten an, dass es auch Gefangene gibt, die aus guten Gründen Gefangene bleiben. Oder auch: Irrtum bleibt Irrtum. Die rechte Barmherzigkeit weiß um diese Grenzen. Wo etwas falsch läuft sagt sie nicht: „Das machst Du schon richtig!“, sondern will vielmehr Hilfe geben, den guten Weg zu finden. Und nicht nur ihn zu finden, sondern auch Hilfe geben, ihn gehen zu können. Sie fühlt, ja, sie leidet mit, wo das nicht so einfach ist.
Möge der Herr uns barmherzig machen, wie er es ist!
Ihr Pater Markus.