MEF-Ausschuss

  Ausschuss Mission Entwicklung Frieden

Anja Andersen ist die Vorsitzende unseres Ausschusses / Edith Koch ist verantwortlich für die Korrespondenz / mit unseren Partnern im St. Martin de Porres-Haus / Stefan Prodöhl ist zuständig für die Transportlogistik / Gloria Beran und Sylvester Oteng-Essah sorgen für gute Ideen und packen mit an
Katholische Kirchengemeinde Sankt Sophien-Barmbek Pfarrgemeinderat – Ausschuss Mission Entwicklung Frieden

Unsere Nachbarn in Liepaja / Lettland : Ein Schicksal wie … (zu-) viele andere

Aus dem St. Martin de Porres-Haus in Liepaja/ Lettland von Inara Uzolina
Liebe Freunde!
Vor ein paar Stunden habe ich eine sehr traurige Nachricht erfahren. Gestern ist die Mutter Svetlana (45 Jahre) von fünf unvolljährigen Kinder gestorben. Die Kinder haben ihren Vater, aber keiner kann jetzt ihre Mutter ersetzen. Das ist eine sehr arme Familie aus einer Kleinstadt in der ärmsten Gegend Lettlands. Der Vater arbeitet als Elektriker, die Mutter war Hausfrau. Die zwei jüngsten Kinder besuchen den Kindergarten, die älteren die Schule.
Das traurige Schicksal dieser Familie ist mit der Armut verbunden. Die Mutter lebte in ständigem Stress wegen des Geldmangels. Sie machte sich Gedanken, wie Kindergarten, Schulsachen und alle andere Rechnungen bezahlt werden sollen. In Lettland gibt es keine soziale Unterstützung. Das Kindergeld im Monat für ein Kind beträgt 7 Ls/10 EUR. Wegen ihres schlechten Gesundheitszustandes musste Svetlana ins Krankenhaus nach Riga fahren. Hier wurde sie untersucht und dann für 2 Wochen in einem Krankenhaus untergebracht. Sie hatte einen Nervenzusammenbruch. Die Frau hat jeden Tag ihre Familie angerufen, machte sich große Sorgen um die Kinder. Sie konnte nachts nicht schlafen. In der Hand hielt sie ständig die Fotos von ihren Kindern.
Ich weiß das alles, weil ich sie am Sonntag, 5.02, im Krankenhaus besucht habe. Sie hat mir alles erzählt. Sie war an dem Sonntag in der katholischen Messe und hat gebeichtet. Am Dienstag war sie schon tot … Sie ist durch das Fenster des Krankenhauses gesprungen – aus dem 2. Stock.
Um sie zu beruhigen, hatte sie starke Beruhigungsmittel von den Ärzten bekommen. Doch die Wirkung war katastrophal – die Frau hat ihr Verstand verloren. Sie wollte zu den Kindern … Und so ist sie gesprungen … Das war kein Selbstmord. Svetlana wusste nicht mehr, was sie tat. Sie wollte nur weg vom Krankenhaus – hin zu ihrer Familie. Ihre Muttergefühle waren stärker als Medikamente … Ich selbst kann es noch kaum begreifen.
In Lettland solche sind Schicksale alltäglich. Deswegen kann man unsere Behörden mit dieser Geschichte nicht überraschen. Eltern, die Selbstmord begehen, weil sie keinen Ausweg aus den überwiegend finanziellen Problemen sehen, sind keine Einzelfälle.
Liebe Grüße aus Lettland – Eure Inara Uzolina

Gott ist immer mit uns – in Freude und in Not
Liebes, liebes Dankeschön an alle, die in Gedanken und Sorgen mit uns sind!
Vielen Dank für Ihre Herzenswärme und Spende für unsere soziale Tätigkeit für die, die in Not sind!
Wir alle, die im Martinshaus arbeiten und wohnen, sagen Ihnen lieben Dank und beten für Sie!

Liepaja, den 15.Juni 2006
Bitte unterstützen Sie auch weiterhin unser Projekt:
Konto: Kath. Kirchengemeinde St. Sophien – Weidestraße 53, 22083 Hamburg-Barmbek – HASPA – Hamburger Sparkasse – BLZ: 200 505 50; Konto: 1071/ 247348 Stichwort: Partnerschaftsprojekt St. Martinshaus/Liepaja

Was gab es Neues?

Aus dem St. Martin de Porres-Haus in Liepaja/ Lettland

Das Neueste von unseren Partnern aus dem Martinshaus in Liepaja/Lettland von Frau Inara Uzolina, Präsidentin des Lettischen Katholischen Frauenbundes und Leiterin der Dominikanischen Gemeinschaft in Riga/ Lettland

    Liebe Edith Koch,
es tut mir leid, dass ich so spät Ihnen antworte. Ich war im Ausland, aber Frau Iveta Jansone beherrscht leider kein Englisch oder Deutsch. Ich übersetze immer die Briefe für Martinshaus und auch anders unterstütze sein Bestehen.
Ich bin Inara Uzolina, Präsidentin des Lettischen Katholischen Frauenbundes und Leiterin der dominikanischen Gemeinschaft in Riga.
Mit dem Martinshaus bin ich fest verbunden, weil ich es als sehr wichtiges Engagement sehe, den Frauen in Kindern in Not zu helfen.
Besonders als Christen sind wir dazu berufen. Die Situation in Lettland ist in diesem Bereich sehr kritisch. Die Frauen, Kinder, alte Menschen haben keine soziale und finanzielle Sicherheit. Ich sende Ihnen auch meinen Bericht über die allgemeine Situation im Land.
Und jetzt über das Martinshaus. Frau Iveta Janosone ist die Leiterin des Hauses. Pater Arturs OP lebt jetzt in Estland.
„Das Martinshaus„ dient den Frauen und Kinder in Not. Hier werden werdende Mütter, Kinder von armen Familien, wie auch junge Müttern aufgenommen. Ihnen wird Unterkunft, Essen, Kleidung, geistliche und moralische Unterstützung, wie auch nötige medizinische Hilfe und Verpflegung angeboten.
In unserem Haus können wir zur Zeit 6 Frauen mit ihren Kinder aufnehmen. Normalerweise wird ihnen Aufenthalt für 6 Monate angeboten, in Ausnahmefällen – länger.
In dieser Zeit helfen wir den Frauen, ihre Probleme zu lösen: wir suchen Unterkunft und Arbeit für sie, damit später sie selbstständig ihr Leben gestallten können. Mit allein stehenden Frauen bleiben wir im Kontakt auch nach dem Verlassen des „Martinshauses„.
Im Alltag holen auch andere arme Familien der Umgebung bei uns das Essen. Auch arme Mütter von kleinen Kindern bekommen Kinderessen, Kinderkleidung und Windeln. Im „Martinshaus„ können die Kinder aus armen Familien das einfache Mittagsessen bekommen. Für viele ist das die einzige warme Mahlzeit am Tag. Nach dem Mittagessen bleiben diese Kinder bei uns, und wir betreuen sie beim Schreiben der Schulhausaufgaben.
Wir haben auch gemeinsame Gebetsstunden, feiern zusammen Feste und machen Bildungsausflüge für unsere Mütter. Das „Martinshaus„ besteht nur dank der ausländischen Spenden. Zur Zeit (bis Ende 2005) bekommen wir Unterstützung vom „Bonifatiuswerk„ – 2000 EUR im Monat für alltägliche Kosten des „Martinshauses.
Das „Martinshaus„ ist ein altes Holzhaus, das vom Kloster der Dominikanerbrüder in Liepaja gekauft und Frauen in Not zur Verfügung gestellt wurde. Das Haus ist in schlechtem Zustand und wird immer entsprechend der finanziellen Möglichkeiten ausgebaut und renoviert. Es stehen noch viele weitere Bauarbeiten vor uns. Danach könnten wir mehr Möglichkeiten für unsere diakonische Arbeit haben, wie auch weitere Frauen mit Kindern in Not aufnehmen.
Das Martinshaus lebt nur von Spenden! Wir sind für jedes EUR dankbar, weil wir immer finanzielle Not haben. Wir leben von einem Monat bis zu anderem mit Gottes Vorsehen und Liebe der Mitmenschen.
Auch Ihnen ein großen Dankeschön! Alles Liebe! Inara Uzolina


Bitte unterstützen Sie unser Projekt:

Stichwort: Partnerschaftsprojekt St. Martinshaus/Liepaja
Konto: Kath. Kirchengemeinde St. Sophien Weidestraße 53, 22083 Hamburg-Barmbek HASPA – Hamburger Sparkasse BLZ: 200 505 50; Konto: 1071/ 247348

 
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Liebe Edith Koch,
Wir freuen uns sehr über alle mögliche Spenden! Wir leben nur dank Spenden. Auch Spielzeug und Kinderkleidung brauchen wir immer, da zu uns auch viele Strassenkinder kommen. Ansprechpartnerin – Frau Iveta Jansone (die Leiterin).
Ich wünsche Ihnen alles Gute und ich werde mich noch bald melden!
Mit lieben Grüßen Ihre Inara Uzolina

Das Leben in Lettland

Präsidentin des Lettischen Katholischen Frauenbundes, Riga

Lettland ist ein kleines Land an der Ostsee. Wie wir Letten gerne sagen: Lettland ist ein kleines, aber feines Land. Mit seiner Landesfläche ist Lettland etwa eineinhalb Mal so groß wie die Niederlande. Knapp die Hälfte des Landes ist von Wäldern bedeckt. Die Gesamtbevölkerung beträgt 2,3 Millionen Einwohner, 60% davon sind Letten. Fast die Hälfte der Bevölkerung wohnt in der Hauptstadt Riga. Seit 2004 ist Lettland Mitglied in der NATO und in der Europäischen Union.
Seit dem 9. Jahrhundert siedelten Letten im Gebiet des heutigen Lettland. Sie wurden immer von fremden Herrschern regiert. Erst am Ende des 1. Weltkrieges bot sich für Lettland zum ersten Mal die Möglichkeit, einen unabhängigen Staat zu gründen, doch schon am 17. Juni 1940 fuhren sowjetische Panzer in das Zentrum Rigas ein und die Sowjetunion okkupierte Lettland. Nach 50-jähriger sowjetischer Herrschaft erklärte Lettland im Jahr 1990 seine Unabhängigkeit. Im Laufe der 90er Jahre wurde es europäischen Normen angepasst und die Wirtschaft erlebte einen Aufschwung.
2004: Beitritt zur Europäischen Union
Die Meinung in Lettland über den Beitritt zur Europäischen Union war geteilt. Auf einer Seite hatten wir erst vor 14 Jahren unsere Unabhängigkeit zurück gewonnen und schon wieder traten wir einer Union bei. Haben wir für unsere Freiheit hart gekämpft, um sie wieder so leicht preiszugeben? Auf der anderen Seite schafften wir es alleine nicht, aus unserer wirtschaftlichen Krise herauszukommen. Die Menschen hofften, dass es uns wenigstens wirtschaftlich besser gehen wird. Natürlich kamen auch andere positive Aspekte dazu – freie Grenzen, Studium und Arbeitsmöglichkeiten im Ausland, mehr Touristen in Lettland, größere Sicherheit gegen mögliche Eingriffe durch Russland.
Entwicklungen im Land
Die allgemeine Entwicklung Lettlands nach dem Beitritt in die EU geht vorwärts. Unsere Regierung wird von ausländischen Experten für unsere Demokratie gelobt. Das Land zeigt Fortschritte in der Wirtschaft. Die Hauptstadt Riga ist fast genauso reich und modern wie die anderen europäischen Städte. Touristen bewundern unseren Wohlstand.
Doch es gibt auch eine andere Seite des alltäglichen Lebens in Lettland, die dem Ausland nicht gezeigt wird. Mit dem Eintritt in die EU hat sich die Position Lettlands sehr geändert – in der Sowjetunion waren wir eines der reichsten und hoch angesehensten Länder, in der EU sind wir das ärmste Land. Unsere Statistik ist miserabel – das niedrigste Mindestgehalt in der EU (brutto € 115,–), bei Autounfällen den höchsten Anteil mit tödlichem Ausgang, die höchste Inflation (9 %), Arbeitslosigkeit (offiziell 8 %, inoffiziell bis 20 %) usw. Die soziale Lage vieler Einwohner hat sich verschlechtert. Die sozial am wenigsten Geschützen sind jetzt alten Menschen, Familien mit kleinen Kindern, Alleinerziehende, Behinderte. Da eine Krankenversicherung nicht Pflicht ist, schließen sie nur finanziell gut gesicherte Menschen ab. Die Armen haben kein Geld dafür – auch nicht für Medikamente und ärztliche Behandlungen. Viele Rentner verlassen unfreiwillig ihre Wohnungen und Häuser, weil sie die Miete nicht mehr bezahlen können, und gehen in Altersheime. Auch Familien mit Kindern haben es nicht leichter. Auf dem Lande gibt es Kinder, die die Schule nicht besuchen, weil sie keine Schuhe oder keinen Mantel haben. Letzte Weihnachten ist in Lettland ein Kind verhungert. Arme Mütter geben die Kinder in Heime ab – weil sie kein Geld für die Babypflege haben und nicht, weil sie das Kind nicht wollen … Wir, die meisten Einwohner Lettlands, können von einem menschenwürdigen Leben nur träumen …

Friedliche und besinnliche Weihnachtsfeiertage und ein gesegnetes Neues Jahr!

Ein Engel des Friedens ausgestreckt zwischen Himmel und Erde zwischen Gott und Menschen.
Auf Zehenspitzen – weil nicht für hier lauschend – weil ganz Botschaft:
… auf Erden Frieden den Menschen – weil Gott uns nicht aufgibt, weil Gott in uns Mensch wird
(Claudia Nietsch-Ochs)
 

Liebe Familie Koch, wir wünschen Ihnen einen solchen Engel des Friedens, der Ihnen Hoffnung und Zuversicht gibt. Danke für Ihre Unterstützung des Martinshauses! Die Spielzeuge haben uns auch viel Freude bereitet!
Danke von uns allen!
„Martinshaus“