Was ist mir B.? Und was bedeutet er für unsere Zeit?
Ein Tröster. Er gibt mir den Glauben, dass in der Kunst wie im Leben das wahrhaft Wahre nicht ignoriert und unterdrückt werden kann, auch keiner Menschenhilfe bedarf, sondern sich durch seine eigene Kraft durchsetzt, wenn seine Zeit gekommen. Dieses Glaubens bedürfen wir, um zu leben. Er hatte ihn. So schuf er in kleinen engen Verhältnissen, ohne zu ermüden und zu verzagen, ohne die Welt zu rufen, dass sie von seinen Werken Kenntnis nähme, ohne etwas zu tun, sie der Zukunft zu erhalten, einzig bemüht, das Wahre zu schaffen. Darum sind seine Werke so groß, und er so groß wie seine Werke.
Sie predigen uns: stille sein, gesammelt sein.
(Albert Schweizer, 1905)
Liebe HörerInnen!
Karfreitag, den 11. April 1727, kam es zur Uraufführung von einem Werk von B., also von Johann Sebastian Bachs Matthäus-Passion in der Thomaskirche in Leipzig.
1720 war seine erste Ehefrau verstorben. Ein Jahr später heiratet er seine zweite Frau. Aus der ersten Ehe gingen sieben, aus der zweiten dreizehn Kinder hervor. 1713 starben ihre Zwillinge kurz nach der Geburt und 1719 kaum ein Jahr alt sein Sohn Leopold August. In den Jahren 1726 bis 1733 starben ihre sieben kleinen Kinder. Im Jahr 1728 starb Bachs letzte noch lebende Schwester. Bach war also mit dem Leiden, dem Sterben und dem Tod sehr vertraut.
Nach Bachs Tod geriet seine Matthäus-Passion in Vergessenheit. Die Wiederaufführung in einer gekürzten Version unter Felix Mendelssohn Bartholdy im Jahr 1829 leitete dann die Bach-Renaissance ein.
Zuletzt, das heißt im Jahr 2016, erlebte ich Bachs Matthäus-Passion in der musikalisch ergreifenden weiß-in-weiß Inszenierung des Theaterregisseurs Romeo Castellucci in den Deichtorhallen. Opernchef Kent Nagano ganz in weiß betrat die Szenerie, wusch sich seine Hände (in Unschuld ?) und begann zu dirigieren…
Am Samstag, dem 6. April sind Sie herzlich eingeladen zur Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach in Sankt Sophien.
Wir gratulieren dem Musica Viva Kammerchor unter der Leitung von Clemens Bergemann zu seinem 20. Chorjubiläum und seinem steten musikalischen Wirken seit 10 Jahren an Sankt Sophien auf einem ambitionierten, sehr hohen Niveau!
P. Thomas
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