7. Dezember

© Sankt Sophien

Liebe Krippen-Freunde!

Damit Sie spätestens an Heiligabend keine böse Überraschung erleben, sollten Sie in den nächsten Tagen Ihre Krippen-Kiste(n) herauskramen und schauen, ob noch alle Figuren heile sind, oder ob sie Beine bekommen haben. Die weg sind, müssten noch ersetzt und die, deren Ärmchen zum Beispiel abgebrochen oder beschädigt sind müssten ja noch repariert werden.

Doch welche und wie viele Figuren braucht eigentlich eine katholische Krippe?

Und ist die Sankt-Sophien-Krippe nur deshalb eine protestantische Krippe in einer katholischen Kirche, weil Ochs und Esel darin seit langem (seit der Reformation?) fehlen?  Jahr für Jahr tröstet man sich über diesen Verlust hinweg mit der Einrede – oder ist es eine moderne Ausrede: weniger ist mehr! Weniger ist in diesem Fall zu mindest biblischer, evangelischer: denn in keiner der vier Versionen des Evangeliums tauchen Ochs und Esel in Betlehem an der Krippe auf.

Nur beim Evangelisten Lukas fällt dreimal das Wort „Krippe“. Bereits die Kirchenväter stellten hier eine Verbindung zu Jesaja her, wo es heißt: „Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe seines Herrn; Israel aber hat keine Erkenntnis, mein Volk hat keine Einsicht.“ (Jes 1,3)

Die ältesten Weihnachtsbilder greifen auf diese Deutung zurück. Sie stellen durch Ochs und Esel und die Krippe mit dem Kind der Weihnachtsbotschaft eine alttestamentliche Bibelstelle an die Seite, um so das Weihnachtereignis zu deuten. Und Maria und Josef fehlen ganz! Sie wollen nicht was sich ereignet hat genauestens dokumentieren mit Stift oder Pinsel. Vielmehr malen sie Ochs und Esel hinzu, die für die Kirche aus Juden und Heiden stehen, die ihren Herrn in der Krippe erkennen, während Israel ihn nicht erkennt: „Sie haben den Herrn verlassen, den Heiligen Israels haben sie verschmäht und ihm den Rücken gekehrt.“ (Jes 1,4b) Weitere Deutungen bringen diese Stelle in Verbindung mit Habakuk wo es heißt: „Inmitten zweier Lebewesen wirst du erkannt werden.“ (Hab 3,2) Dieser Vers spielt auch eine wichtige Rolle in der Karfreitagsliturgie zur Deutung des Todes Jesu zwischen den beiden Schächern:  durch die Verbindung von Ochs und Esel und den beiden Schächern wird damit ein Bogen geschlagen zwischen Krippe und Kreuz.

Ich wünsche Ihnen eine schöne Advents-, Weihnachts-, und Krippen-Zeit!

Ihr P. Thomas Krauth OP