Im Rahmen der Vortragsreihe PUNKT 12 stellte Michael Kuhlmann von der IHK Hamburg Strategien zur Rettung des stationären Einzelhandels vor
„Früher war alles besser!“ Diese zugegeben etwas abgedroschen klingende Phrase hört man immer noch. Manchmal auch im Zusammenhang mit einem Thema, dass uns alle angeht: dem Einkaufen. Ob im Einzelhandel früher alles besser war, diese Frage kann man bestimmt kontrovers diskutieren, sicher ist jedoch: Früher war alles anders, und zwar ganz anders. Vorbei sind die Zeiten als Karstadt noch ein milliardenschweres Unternehmen und Görtz einer der erfolgreichsten Einzelhandelsbetriebe Hamburgs war.
Denn mittlerweile stehen selbst die „Großen“ unter enormen Druck. Und was für die „Großen“ gilt, ist für den kleineren und lokalen Einzelhandel erst recht zutreffend: Der Wettbewerbs- und Kostendruck ist für zahlreiche Betriebe nicht mehr zu bestehen. Die Folge ist ihr Verschwinden vom Markt. Im EKZ Hamburger Meile sind die „Kleinen“ praktisch nicht mehr vorhanden. Das war vor 40 Jahren, als der Barmbeker Konsumtempel gebaut wurde, noch ganz anders.
Der Strukturwandel im Einzelhandel hat inzwischen eine komplett andere Einkaufslandschaft zu Tage gefördert. Einer der Faktoren für diesen Strukturwandel ist die sogenannte „Digitale Revolution“. Zu einer immensen Verschärfung des Wettbewerbs hat das geführt. Das örtliche Ladengeschäft konkurriert nun auch noch mit dem Einkauf per Knopfdruck, dieser kann bekanntlich täglich und rund um die Uhr bei Amazon.de und Co. getätigt werden.
Innerhalb unserer Gemeinde wird mittlerweile diskutiert, wie man den örtlichen Einzelhandel stärken könnte. Michael Kuhlmann von der Handelskammer Hamburg stellte uns im Rahmen der Vortragsreihe PUNKT 12 am 18. Mai 2014 Strategien hierzu vor. Die Auseinandersetzung mit diesem Thema sei dringend geboten, so der Referent für den Geschäftsbereich Existenzgründung und Unternehmensförderung im Handel. Denn ansonsten würden die „Kleinen“ bald ganz verschwinden, vorausgesetzt die momentane Entwicklung hält an. Das kann eigentlich niemand wollen.
Was kann man aber nun tun? Soll der Kunde auch weiterhin ins örtliche Geschäft kommen, so muss man dafür sorgen, dass er auch bekommt, was er will, so Michael Kuhlmann. Und was will er? Er will möglichst viel mit einem Gang erledigen, sogenannte Koppelgeschäfte. Gelingt ihm das nicht oder sind ihm die Kosten hierfür zu hoch, so bleibt er zu Hause und drückt doch auf den Knopf.
Es gibt verschiedene Konzepte, die helfen können, den Kunden davon zu überzeugen, dass es doch von Vorteil ist, seine Einkäufe vor Ort und nicht von zu Hause abzuwickeln: Zum einem kann der Staat über Bebauungs- und Nutzungspläne Einfluss auf die Sortimentsstruktur nehmen und zum anderem können die Betriebe selbst durch die Bildung von Werbe- und Interessengemeinschaften ihre Dienstleistungen attraktiver gestalten. Mittlerweile gibt es auch kooperative Lösungen von Staat und Privaten (sogenannte PPP’s). Mit Hilfe von Public-Private-Partnerships können Staat, Grundeigentümer und Einzelhändler gemeinsam dazu beitragen, dass die Einkaufsstandorte im Hinblick auf Struktur, Service und Erscheinungsbild wettbewerbsfähig bleiben. Der Begriff der Stunde ist in diesem Zusammenhang der Business-Improvement-District (BID). Die Handelskammer fördert und begleitet zwischenzeitlich eine Reihe solcher BID’s.
Allerdings wird in Zukunft auch der stationäre Einzelhandel im Netz sein müssen, so Kuhlmann. Das Internet weiß zwar alles über ein Produkt, natürlich auch, wo man es bestellen kann. Aber es weiß nicht, wo ich es in diesem Augenblick kaufen könnte. Der Einzelhändler, der diese Information zur Verfügung stellt, hat die besten Überlebenschancen.
Georg Ruhmann