Sankt-Sophien-Brief zu Weihnachten und Neujahr 2011

Liebe Menschen!
Inkarnation: Fleischwerdung Gottes, Menschwerdung Gottes. Das ist, worauf der Advent hinführt, das ist, was wir an Weihnachten feiern. Im Menschen Jesus erkennen wir Gott. Im Endlichen können wir das Unendliche, im Zeitlichen das Ewige, im Menschlichen das Göttliche entdecken. Denn Gott offenbart sich über die Sinne, sinnlich, vermittels weltlicher, zeitlich begrenzter Zeichen. Diese Zeichen werden auch Sakramente genannt. Es sind Quellen, die die Kirche zum Heil der Menschen wie Brunnen gefasst hat, die sie pflegt, schon über Jahrhunderte, auf dass die Menschen kommen und schöpfen: Leben – jetzt!
Die ganze Welt kann zum Zeichen werden – durchscheinend auf Gott hin. Und Jesus ist das große Sakrament Gottes, an dem deutlich wird, wie Gott ist.
Weil alles Endliche und Zeitliche in der Welt das Zeug hat, Zeichen für das Ewige, Göttliche zu werden, ist auch der Alltag heilig. Und das meint nicht, ihn zu beschönigen. Auch das lehrt Weihnachten. Von wegen »holder Knabe im lockigen Haar«: Die Alltagsrealität war alles andere als idyllisch. Hunger, Kälte, Flucht gehören zu den ersten Erfahrungen von Jesus.
So danken wir, P. Markus und ich, am Abend dieses Jahres, bevor das Neue Jahr 2011 morgenrötet, all denen, die hier an Sankt Sophien oft kräftig mit angepackt, die mitgearbeitet haben, die durch das Mittragen von Lasten den Alltag haben leichter werden lassen, die zur Stelle waren als Not am Mann war.
Gott sei Dank gibt es unter uns glaubensstarke und lebensfrohe Mädchen und Jungen, Jugendliche, Frauen und Männer, Kinder Gottes also, die Sankt Sophien den Elan bringen, den göttlichen Schwung, den wir alle je neu brauchen.
Wir sind froh und dankbar für all die, die vom Glauben an Jesus Christus und seiner Kirche motiviert hier leben und andere und die Gemeinde aufleben lassen.
So danken wir all unseren MitarbeiterInnen und Aktiven für ihren engagierten Dienst – ihren Gottesdienst, allen, die mit uns und für uns beten, mit denen wir Eucharistie feiern, die wir begleiten durften, und nicht zuletzt den Wohltätern und Spendenfreudigen, dank deren Hilfe Vieles im Laufe des Jahres Wirklichkeit werden konnte.
Im Gebet mit Ihnen verbunden
wünschen meine Mitbrüder und ich
Ihnen eine frohe und gesegnete Weihnachtszeit und ein glaubensstarkes Jahr 2011

P. Thomas Krauth OP

Herzlich willkommen in Sankt Sophien!

Weihnachtsgottesdienste

Freitag 24.12.10
HEILIG ABEND
07.00 Uhr Heilige Messe
15.00 Uhr Öffnung der Kirche
15.30 Uhr Adventliche Orgelmusik
16.00 Uhr KINDER-CHRISTMETTE (Heilige Messe) mit
Krippenspiel und Kinderchor Cantemus, Leitung: Clemens Bergemann.
21.00 Uhr Öffnung der Kirche
21.30 Uhr Adventliche Orgelmusik
22.00 Uhr CHRISTMETTE (Heilige Messe)
Orgel: Ulrich Schmitz

Samstag 25.12.10
WEIHNACHTEN – Geburt des HERRN
09.00 Uhr Heilige Messe
10.30 Uhr Hochamt
18.00 Uhr Abendmesse

Sonntag 26.12.10
2. Weihnachtstag – Fest der Hl. Familie
09.00 Uhr Heilige Messe
10.30 Uhr Hochamt
18.00 Uhr Abendmesse

Silvester und Neujahr

Freitag 31.12.10
Hl. Silvester
07.00 Uhr Heilige Messe
18.00 Uhr Hl. Messe zum Jahreswechsel
23.00 Uhr Stille Anbetung
23.30 Uhr Liturgische Anbetung
23.55 Uhr Sakramentaler Segen
24.00 Uhr Glockenläuten

Samstag 01.01.11
Hochfest der Gottesmutter
09.00 Uhr Heilige Messe
10.30 Uhr Hochamt
12.30 Uhr Ghanaische Messe
18.00 Uhr Abendmesse

Sonntag 02.01.11
09.00 Uhr Heilige Messe
10.30 Uhr Heilige Messe
12.30 Uhr Ghanaische Messe
18.00 Uhr Abendmesse

Johannes Prassek

Am Sonntag, den 19.Dezember 2010 um Punkt 12, diesmal ein Filmvortrag über Johannes Prassek. Johannes Prassek gehört zu den Lübecker Märtyrer, die im nächsten Jahr in Lübeck selig gesprochen werden. Johannes Prassek gehörte in seiner Kindheit und Jugend unserer Gemeinde an.   Alle sind hierzu herzlich eingeladen.

Helge Adolphsen – Der Apfel am Weihnachtsbaum

Helge Adolphsen: Der Apfel am Weihnachtsbaum
Advents- und Weihnachtsbräuche

Erschienen in der Agentur des Rauhen Hauses
47 Seiten, ISBN 9783760019024
Der ehemalige Hauptpastor am Hamburger Michel erklärt die Ursprünge unserer Advents- und Weihnachtsbräuche. In kurzen Beiträgen lesen wir u.a. vom Entstehen des Adventskranzes, über die Bedeutung des Christstollens und der Rauen Nächte bis zur Tradition der Weihnachtskrippen als Schaustücke des Glaubens.
Ein Gedicht und ein Weihnachtssegen runden die Texte ab und lassen das Buch zu einem Begleiter durch die ruhigen Momente dieser Wochen werden.
Die Agentur des Rauhen Hauses wurde 1842 von Johann Hinrich Wichern gegründet. Alle vom Verlag erwirtschafteten Erträge fließen direkt in die diakonische Arbeit des Rauhen Hauses.
Das komplette Verlagsprogramm finden Sie unter
www.agentur-rauhes-haus.de
Sabine Ludwig

Das Ehepaar Kruse

Zusammen mit Herrn Kruse, dem Initiator und Mitgründer des Vereins zur Förderung der Kirchenmusik, darf man hoffnungsvoll in die Zukunft blicken und auf viele weitere wunderbare Konzerte gespannt sein …

Als ich erfuhr, dass es ein ganz besonderes Ehepaar an Sankt Sophien gibt, dem die Gemeinde viel zu verdanken hat, machte ich mich schnell auf den Weg, um sie um ein Interview für den Sankt Sophien-Spiegel zu bitten. Frau und Herr Kruse belegen wohl unter den am längsten an Sankt Sophien weilenden und aktiv tätigen Gemeindemitgliedern einen der ersten Plätze, wenn nicht Platz eins. 50 Jahre ist es nun her, als sie der Gemeinde beitraten, um sie nie wieder zu verlassen.
Ich hatte das große Vergnügen bei ihnen zu Hause eingeladen zu sein. Was mich erwartete, war eine wunderschöne Wohnung mit einem großen salonartigem Zimmer, das am anderen Ende einen Ausblick auf einen wunderbaren Garten bietet. Orchideen schmücken das große Fenster, durch welches Frau und Herr Kruse beim Frühstück oder Familienbesuch ihre Blicke in die Natur schweifen lassen, um dort einiges immer wieder zu entdecken und bewundern: Eichhörnchen, die rauschenden Bäume, Blumen und nicht zu vergessen den Weihnachtsbaum, der dort alljährlich geschmückt wird. Kurz gesagt, man fühlt mich gleich sehr wohl und geborgen bei Kruses, was nicht zuletzt an deren sehr warmer Ausstrahlung und herzlichen Art liegt.
Erstaunt war ich beim Anblick eines zweiten Zimmers, in dem sich Papiere und Akten auf Tischen türmten, daneben ein Laptop und ein blinkendes Faxgerät, zwei Telefone und alles weitere, was man für einen normalen Arbeitstag im Büro braucht. Es war klar: hier roch es nach viel Arbeit! Ich erlaubte mir die Bemerkung „Herr Kruse, Sie sind längst pensioniert, was passiert denn hier überhaupt?“, woraufhin Herr Kruse gleich entgegnete: „Nach der Pensionierung fängt die Arbeit erst richtig an! Jetzt habe ich viel mehr zu tun als vorher. Man muss ja irgendwie jung in Kopf, Geist und Seele bleiben“. „Jung“ ist hier, wie mir schnell auffiel, das richtige Wort, um die beiden am besten zu beschreiben, denn so einem jung gebliebenen Geist begegne ich, auch wenn ich sonst mit viel jüngeren Menschen zu tun habe, sehr selten. An dieser Stelle darf angemerkt werden, dass Herr Kruse 90 und Frau Kruse 89 Jahre alt sind.
Wie ich von Frau Kruse hörte, wurde das Esszimmer zum Büro umfunktioniert und was es damit auf sich hat, sollte ich auch später erfahren.
Auch wenn man lange nicht alles aus dem Leben von Herrn Kruse in diesem Artikel unterbringen kann, wird mir schnell klar, wie intensiv alle Momente von ihm erlebt wurden, da er von ihnen erzählt, als wäre es gestern gewesen. In einem anderen Artikel wurde Herr Kruse als „Hanseat mit dem ‚Ruhrpott’ im Herzen“ bezeichnet, denn er stammt gebürtig aus Essen. Nach einer Ausbildung zum Kaufmann in Gelsenkirchen und nach einer bestandenen Kaufmannsgehilfenprüfung bei der Industrie- und Handelskammer zu Bochum, wurde Herr Kruse am 01.04.1939 zum Reichsarbeitsdienst eingezogen und anschließend nach dem Ausbruch des Krieges zur Wehrmacht überführt. Besonders prägend waren natürlich die Kriegsjahre, welche dann zu einer vierjährigen russischen Kriegsgefangenschaft führten. In diesen schwierigen Zeiten des Lebens unter menschenunwürdigen Verhältnissen hielt Herrn Kruse der Glaube an Gott als kraftspendende Quelle am Leben: “Ohne den Glauben und das Gebet hätte ich die Gefangenschaft nicht überstanden. Der Glaube ist von unschätzbarem Wert. Ich habe den Rosenkranz immer in der Tasche gehabt. Die Russen haben ihn mir nicht weggenommen. Erst in der DDR nach meiner Entlassung musste ich ihn abgeben“, erzählt Herr Kruse eindringlich.
Diese Zeit schildert Herr Kruse sehr detailliert. Was mich sehr beeindruckte, ist, dass er das russische Wachpersonal, von dem er gefangen gehalten wurde, sehr oft in Schutz nahm und ihm nie die Schuld zuweisen würde, da sie ja lediglich Ausführende von Befehlen waren.
Nach der Gefangenschaft sollte Herr Kruse sich in Deutschland beim Gesundheitsamt melden und sich einen Krankenschein besorgen . „Steht das Haus der DAK überhaupt noch da?“, stellte sich Herr Kruse als Frage. Was dann passierte, sollte sein ganzes weiteres Leben bestimmen. Denn genau in diesem Haus lernt er eine gewisse Dame, die zukünftige Frau Kruse kennen, welche zu der Zeit bei der DAK im Außendienst arbeitete. „Stellen Sie sich vor, ich wäre nicht in der DAK gewesen!“ Es war wohl Liebe auf den ersten Blick. Ein Jahr später heirateten die beiden und sind nun stolze 60 Jahre miteinander verheiratet.
Einer ganz neuen, großen und unerwarteten Herausforderung musste sich Herr Kruse stellen, als er zum Chemiekaufmann ausgebildet werden sollte. „Von den Süßwaren zur Chemie“ erzählt er, da er vorher bei der „Sapora“ Bonbonfabrik als stellvertretender Verkaufsleiter gearbeitet hatte.
Versetzt in das Verkaufsbüro Hamburg, war dann Herr Kruse bis zur Pensionierung als stellvertretender Verkaufsleiter eines Chemiekonzerns tätig und war dort für den gesamten norddeutschen Raum zuständig. Gleich als er in Hamburg angekommen war, trat Herr Kruse dem Katholischen Kaufmännischen Verein bei, welcher ihm ein „heimatliches Gefühl“ bescherte: „Als Westdeutscher, also als ‚Fremder’, war es schwierig sonst Kontakte zu knüpfen und Menschen kennenzulernen“, erzählt er.
Sankt Sophien ist im Laufe der Jahre dem Ehepaar so ans Herz gewachsen, dass sie auch nach ihrem Umzug 1981 in ein anderes Gemeindegebiet der Gemeinde treu geblieben sind. „Unser Herz schlägt für Sankt Sophien und da bringt uns auch keiner weg! Wenn ich in Sankt Sophien bin, dann fühl ich mich wie zuhause“, wendet Frau Kruse ergriffen ein.
Dieses große Herz zeigt sich dann auch in den zahlreichen Aktivitäten des Ehepaars für die Gemeinde. Um den Kirchenchor an Sankt Sophien finanziell zu unterstützen, schlug Herr Kruse 1983 vor, einen Verein zur Förderung der Kirchenmusik an Sankt Sophien zu gründen. Er selber wurde, gleich nachdem er seine Zeit im Kirchenvorstand an Sankt Sophien beendet hatte, zum Schatzmeister des Vereins gewählt, der er bis heute noch ist. Bevor ich weiter Fragen stellen kann, flitzt Herr Kruse in sein Arbeitszimmer, um mir stolz den Ordner mit den Gründungsformularen zu zeigen. Ich erfahre erst jetzt, was für ein großes Geschenk der Verein eigentlich für die Kirche ist, denn sämtliche wunderbaren Konzerte mit bekannten Musikern, die aus Deutschland und der ganzen Welt (Paris, Moskau, Warschau, dem Vatikan etc.) eingeladen werden, werden durch diesen Verein organisiert und finanziert. Man kann hier auch von der Zusammenarbeit „Schmitz & Kruse“ sprechen, denn in diesem Zusammenhang ist auch die Arbeit des Sankt Sophien Organisten Ulrich Schmitz hervorzuheben, der alle Kontakte zu den Musikern herstellt und somit die Konzerte überhaupt erst ermöglicht.
Auch die Qualität der Konzerte ist zu bewundern „Wir besetzen auf dem Gebiet der Konzerte in der ‚Bundesliga’ den ersten Platz! Zumindest in Norddeutschland. Aus der Asche sind wir hervorgegangen und haben nun das erreicht, worauf wir seit 1983 mindestens zwei bis drei Jahre hingearbeitet haben“, fügt Herr Kruse hinzu. Nun erklärt sich das vorher schon erwähnte volle Arbeitszimmer von alleine.
Natürlich ist auch jeder dazu eingeladen, dem Verein beizutreten und ihn auf diese Weise zu unterstützen. Die Kirche ist erstaunlicherweise bei Konzerten selten ganz voll, auch wenn sie sich zahlreicher Gäste erfreut, also an dieser Stelle noch mal ein Aufruf an alle, sich solche oft hochkarätig besetzten Konzerte zu sehr niedrigen Eintrittspreisen in Zukunft nicht mehr entgehen zu lassen!
Und wer bislang gedacht hat, dass es das Klönen nach der Sonntagsmesse schon immer gegeben hat, der täuscht sich! Denn ganz nebenbei erfahre ich, dass dies auch von dem Ehepaar Kruse initiiert wurde, die nach der Messe noch gerne Zeit mit den Gemeindemitgliedern und damals Pater Rensing verbringen wollten. Um nicht vor der Kirche auch oft im Regen und in der Kälte stehen zu müssen, wurde ein Raum für das Miteinandersein organisiert. Also auch an dieser Stelle einen großen Dank an die Ideenstifter!
Zum Schluss erfahre ich, mit welch großem Engagement und Freude Frau Kruse als Mitglied in der Frauengruppe an Sankt Sophien, damals „Die moderne Frau“ genannt, tätig war. Ein ganzes Album mit Fotos und Zeitungsartikeln ist in den Jahren darüber zustande gekommen und man könnte locker zwei weitere Artikel darüber schreiben.
Als Ausblick für die Zukunft wünscht sich Herr Kruse die 100 Jahres-Grenze zu erreichen, aber das liegt alles in der Hand Gottes, wie er sagt: „Das wichtigste ist die positive Einstellung“. Ich bin sehr dankbar, dass ich hautnah Frau und Herrn Kruses positive, heitere jugendliche und lebensbejahende Einstellung erleben durfte, die mich selber dazu einlädt, hoffnungsvoll und vom Leben begeistert in die Zukunft zu blicken.
Ewelina Palej

Am 6. Dezember ist Nikolaus – ein Geschenktipp

Dieses Büchlein passt in die Schuhe der Kleinen im Vorschulalter.

Annegret Fuchshuber erzählt von Afrem, einem kleinen Jungen aus Anatolien. Von seinem kargen Leben, das er mit Hilfe seines Esels und viel Arbeit meistert. Der Bischof Nikolaus aus der Stadt Myra, begegnet Afrem unerkannt als einfacher Reisender, der im Dorf um Obdach bittet und Hilfe erfährt. Als Dank für die uneigennützige Hilfe, findet Afrem am nächsten Morgen ein paar Stiefel auf der Schwelle, gefüllt mit Orangen, Lebkuchen, Nüssen und anderen Köstlichkeiten. Seitdem füllen sich jedes Jahr die Schuhe der Kinder am Namenstag des Bischofs Nikolaus.

Kaufmann Verlag, ISBN 9783780627100

Übrigens ist der Heilige Nikolaus u.a. der Schutzpatron der Kinder und Ministranten.

Sabine Ludwig

Rorate-Messen

An jedem Dienstag im Advent um 06:30 Uhr mit anschließendem gemeinsamen Frühstück im Sophiensaal

Rorate-Messen sind besondere Gottesdienste im Kerzenlicht in der Adventszeit. Rorate bedeutet übersetzt Tauet und leitet sich her vom Eröffnungsgesang: Rorate caeli desuper et nubes pluant iustum (Tauet, Himmel, von oben, ihr Wolken, regnet den Gerechten). Das ist ein Vers aus dem Buch des Propheten Jesaja (45,8). Dieses Motiv findet sich in vielen unserer Adventslieder.

Die Rorate-Messe wird vor Sonnenaufgang gefeiert und die Kirche wird nur durch das warme Licht zahlreicher Kerzen erhellt. Dies und das sehnsuchtsvoll gesungene Rorate caeli desuper gehen ganz und gar zu Herzen! Gottes Volk wartet in der Dunkelheit auf das Licht der Welt, Christus! Eine schönere Einstimmung auf das Fest der Geburt Christi kann ich mir nicht vorstellen.

Das gemeinsame Frühstück danach festigt das Gefühl der Verbundenheit miteinander. Danach beginne ich meinen Arbeitsalltag immer mit einem Glücksgefühl und gestärkt an Leib und Seele mit der Gewissheit, Teil einer wunderbaren Gemeinschaft zu sein.

Dienstags am 30.11.10, 07.12.10, 14.12.10 und 21.12.10 jeweils um 06:30 Uhr

Barbara Stanetzek

Orgelmusik bei Kerzenschein

 

Predigt zu Lk 19,1-10 von Sr. Jordana Schmidt OP

Predigt zu Lk 19,1-10, in Sankt Sophien in Hamburg am 30. und 31.10.2010
von Sr. Jordana Schmidt OP, Waldniel

„Komm herunter“

Vor ca. 10 Jahren haben wir in unserem Kinderdorf eine Fernsehmesse gefeiert. Lange vorher haben wir uns zusammengesetzt und überlegt: was wollen wir den vielen Menschen mitgeben, die vor den Bildschirmen die Messe mit uns feiern? Was von Gott, was von unserem Kinderdorf, was von Bethanien.

Wir wollten zeigen, dass ein Kinderdorf ein Dorf ist, in dem Erwachsene und Kinder zusammen eine Lebensgemeinschaft bilden. Große und kleine Menschen mit ganz unterschiedlichem Hintergrund: Schwestern, die eine Berufung zur Nachfolge Jesu im Orden haben, Mitarbeiter, die sich gerufen fühlen mit Kindern zu arbeiten und mit ihnen zu leben und Kinder, die in ihrem kurzen Leben schon sehr viele schlimme Dinge erlebt haben. Ein Dorf, in dem sich alle gesehen fühlen und gerne sind. So wie Bethanien in der Bibel der Ort war, an dem die Geschwister Maria, Martha und Lazarus zusammen lebten, die in ihrem Charakter sehr unterschiedlich waren. Martha, die „Hausfrau“ , Maria, die gerne zu den Füßen von Jesus saß und Lazarus der Freund, der krank war und von Jesus auferweckt wurde – auf Initiative von seinen beiden Schwestern. Es wird berichtet, dass Jesus immer wieder dort in Bethanien einkehrte und sich zuhause fühlte. Wir wollten also vermitteln, dass Bethanien ein Ort der Freundschaft und Gleichwertigkeit ist. Ein Ort, wo sich Jesus für jede Zeit nimmt, wo auch Menschen füreinander da sind und sich sehen. Wo du zählst – egal welche Vergangenheit du hattest und welche Berufung oder Beruf.

Da wir frei in der Wahl des Evangeliums waren, haben wir uns genau das Evangelium ausgesucht, was auch sie gerade gehört haben. Vom Zöllner Zachäus auf dem Baum, der von Jesus eingeladen wird herunter zu kommen!

Dieses Evangelium beinhaltet all das, was wir ausdrücken wollten:
• Jesus hat ein Blick für die Schwachen und Kleinen.
• Du bist wichtig in Gottes Augen
• Bei Jesus zählt nicht was du gewesen bist, sondern das Jetzt – auf das Herz guckt er.

Wir haben das Evangelium damals sehr praktisch umgesetzt. Wir bauten ein großes Baumhaus und wir hatten einen Jungen, der wie Zachäus, sich ausgeschlossen fühlte von „den anderen“: er durfte nicht mitspielen, weil er anders war, zu klein, zu dumm aus einem anderen Land kam. Er zog sich nach diesen Ablehnungen auf dieses Baumhaus zurück. Wollte nachdenken und allein sein. Wollte Abstand haben von den Menschen, die ihn nicht mitspielen lassen wollten – aus Eigenschutz. Er saß da eine ganze Weile und schaute voll Sehnsucht und Traurigkeit in die Kirche. Die Kinder in der Kirche wurden gefragt, wie der Massi – so hieß das Kind- sich denn fühlen würde. Traurig – sagte ein Kind, ausgeschlossen, vielleicht wütend und einsam. Ihnen war eine solche Situation bekannt. Wenn man sich nicht mehr traut, Unsicher ist und doch irgendwie dabei sein möchte. Wie das dann innen drin weh tut und man so gerne doch wieder bei den anderen sein möchte. Aber da ist keiner der ruft.

Aber dann haben wir ihn alle zusammen gerufen – „Massi, komm herunter!“. Ich höre es noch immer in meinen Ohren. Und Massi kam – nicht beim ersten Rufen, aber beim zweiten oder dritten. Ein paar Kinder haben ihn dann in ihre Reihe aufgenommen, wo er den Rest des Gottesdienstes mit allen feierte.

Massi hat dies nicht wieder vergessen. Und auch die Kinder nicht, die damals dabei waren. Lange danach tönte es immer wieder durch das Kinderdorf „Massi komm herunter!“.
Mir ist dies auch immer noch präsent, gerade, wenn ich dieses Evangelium höre.

Und gerne würde ich auch sie einmal mit auf so einen Baum nehmen. Stellen sie sich vor, so ein Baum steht auch hier vorne in St. Sofien. Ich würde ihnen etwas Zeit geben an Situationen zu denken, wo sie sich am liebsten auf einen Baum verzogen hätten oder darauf gedrängt fühlten. Ich habe solche schon öfters erlebt: wenn ich in eine fremde Umgebung komme und nicht weiß, ob ich willkommen bin oder nicht. Oder wenn ich unsicher bin, wie mein Gegenüber meine Einstellung, meine n neue Frisur, mein Ordensschwesterdasein oder meine Predigt findet. Da kann es passieren, dass man sich innerlich auf so einen Baum zurückzieht, weil man das Urteil oder eine Ablehnung fürchtet. Und dann kommt jemand auf sie zu. Jemand der sie willkommen heißt, liebevoll anschaut, sei mit einbezieht, ihnen ein Lob ausspricht oder was auch immer – aber der D ist und ihnen mit seinem ganzen Sein zeigt – gut das es dich gibt, ich habe Interesse an dir! Wenn das passiert, dann wird die Unsicherheit und Einsamkeit durchbrochen. Ich stehe wieder mit beiden Beinen auf der Erde. Bin heruntergeholt von meinem inneren Baum.

Wir sind meist mehr als gut ist damit beschäftigt uns darüber Gedanken zu machen, wie andere wohl über uns denken. Und dann handeln wir oft so, wie wir glauben, dass die anderen es von uns erwarten. Und eben nicht so wie wir es tun würden, wenn wir ganz frei wären.

Zachäus hat sich sicher nicht ständig auf Bäumen bewegt…auch wenn er klein war und so besser sehen konnte. Er hätte sich ja auch in den Vordergrund drängen können „lasst mich mal vorne stehen, ich bin klein“. Hat er nicht. Traute er sich nicht.

Und Jesus befreit ihn. Er sagt ganz einfach „komm herunter, ich will heute dein Gast sein“. Jesus schert sich nicht um Ansehen in der Gesellschaft. Zachäus war einer, der Geld hatte – und zwar von anderen. Einer der wusste, wie er alles zum Vorteil für sich machen konnte, weil andere vom ihm abhängig waren. Ohne Zoll keine Einfuhr.

Nur mal angenommen, Jesus würde heute hierher kommen, nach Hamburg. Und wir würden ihn erwarten. Wir würden als Christen natürlich in der ersten Reihe stehen und erwarten, dass er uns auch würdigt. Und dann kommt er, sieht über unsere Köpfe hinweg in ein Haus wo jemand aus dem dritten Stock herausschaut. Jemand, der dafür bekannt ist, dass er krumme Geschäfte macht. Und Jesus schaut hinauf – nicht auf uns und winkt ihn runter und sagt- heute möchte ich bei dir sein- ich lade mich zu dir ein. Eben nicht in die Gemeinde, wo alles vorbereitet ist und man zusammen einen Gottesdienst feiern würde- in aller Feierlichkeit- nein, er würde vielleicht einfach in diese Wohnung gehen und mit Leuten feiern, die wir vielleicht als „kirchenfern, Ganoven, Zuhälter“ oder was auch immer bezeichnen und kennen.

Undenkbar- oder? Wir wären beleidigt.

Oder vielleicht auch angerührt. Weil wir uns erinnern, was Jesus gesagt hat „nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken“ und „ich gehe dem Sünder nach“. Vielleicht würden wir auch wieder verstehen zu wem wir gesandt sind. Wer unser Nächster ist und mit welchem Blick wir unser Gegenüber anschauen wollten. Einem Blick, der nicht auf den Baum jagt, sondern herunterholt. Der nicht verurteilt, sondern ermutigt, ein anderes Leben zu leben. Der den Menschen sieht wie er sein kann, nicht wie er ist.

Das ist, denke ich die Hauptfähigkeit die Jesus besaß: den Menschen in seiner ganzen Schönheit zu sehen. Mit all den angelegten Fähigkeiten und Eigenschaften. Als Kind Gottes. Egal ob er äußerlich Obdachloser, Banker, Dominikanerin, Fernsehstar, Politiker oder Prostituierte ist. Vor Gott zählt all das nicht. Auch wenn das für uns ziemlich schwer zu begreifen ist. Weil wir uns so schnell über all das definieren – über das was wir darstellen oder eben nicht.

Vor Gott ist dies nicht wichtig. Irgendwann habe ich Gott mal als einen Maulwurf bezeichnet. Wegen seiner Unfähigkeit die Dinge zu sehen die Äußerlich sind. Er sieht und spürt nur in der Tiefe unseres Herzens wer wir sind. Danach richtet er sich aus.
Solche Maulwurffähigkeiten hat einen Zachäus vom Baum geholt und solche Fähigkeiten bei uns, schaffen es, so manchen Menschen stä
rker, schöner, phantasievoller zu machen, als er sich selbst sieh und fühlt. Wir könnten uns diese Eigenschaft von Gott abschauen. Und ich bin sicher, einiges würde sich in unserer Umgebung ändern. Goethe hat dies auch erkannt und gesagt: wenn wir die Menschen so sehen wie sie sind, dann machen wir sie schlechter, sehen wir sie aber so, wie sie sein können, dann machen wir sie zu dem, was sie sind.

Und ein Lieblingstext von mir, den ich seit der Vorbereitung auf meine Ewige Profess habe heißt:

Unsere tiefste Angst ist es nicht, dass wir unzulänglich sind.
Unsere tiefste Angst ist, dass wir unermesslich machtvoll sind.
Es ist unser Licht, das wir fürchten, nicht unsere Dunkelheit.
Wir sagen uns: wer bin ich eigentlich, dass ich leuchtend, hinreißend, begnadet und phantastisch sein darf?
Wer bist du es denn, es nicht zu sein?
Du bist ein Kind Gottes.
Wenn du dich klein machst, dient das der Welt nicht.
Es hat nichts mit Erleuchtung zu tun, wenn du schrumpfst, damit andere um dich herum sich nicht verunsichert fühlen.
Wir wurden geboren, um die Herrlichkeit Gottes zu verwirklichen, die in uns ist.
Sie ist nicht nur in einigen von uns, sie ist in jedem Menschen.
Und wenn wir unser eigenes Licht erstrahlen lassen wollen,
geben wir unbewusst anderen Menschen die Erlaubnis,
dasselbe zu tun.
Wenn wir uns von unserer eigenen Angst befreit haben,
wird unsere Gegenwart ohne unser Zutun andere befreien.

Wenn wir das verstehen würden und wenn wir diese Botschaft von allen Kanzeln und in allen Begegnungen mit Menschen und mit Kirche hören würden: Was wäre das für eine Welt!

Sr. Jordana Schmidt OP

Bilder vom Vortrag von Sr. Jordana am Sonntag nach dem Hochamt:

Bilder von der Pfarrversammlung und dem Dankeschön-Mahl

Am 19.11 2010 versammelte sich die Gemeinde nach der Abend-Dank-Messe im Sophien-Saal, um die neu gewählten Gremien des Pfarrgemeinderats und des Kirchenvorstands kennenzulernen und um mehr über den Aufbau und die Funktionen dieser Gremien zu erfahren. Es gab zudem einige Infos zur Geschichte Sankt Sophiens sowie zu aktuellen Statistiken der Gemeinde. Um 20 Uhr wurde das Buffet eröffnet und der Abend klang mit einem fröhlichen gemeinsamen Mahl aus.