Edith Koch

Vor zwei Jahren packten neben einigen anderen Freiwilligen auch Edith und ich Weihnachtspakete für das Partnerprojekt unserer Pfarrei St. Sophien in Liepaja/ Lettland. Die Geschenke waren für die Kinder im „St. Martin de Porres-House“ gedacht. Tobi, heute stolze acht Jahre alt, hatte ganz freiwillig seine Teddys und anderes Spielzeug für die fremden Kinder gestiftet und packte jetzt mit hochroten Wangen mit.

„Ein Einzelkind stelle ich mir immer eher egoistisch vor …“ Edith unterbricht mich. „Tobias war von Anfang an mit anderen Kindern zusammen – sei es in der Nachbarschaft, im Spielkreis, später im Kindergarten. Er sollte nicht isoliert aufwachsen.“ Einordnen – nicht unterordnen. Das ist der Erziehungsgrundsatz von Edith Koch.

„Du hast für Tobi deinen Beruf als Fremdsprachensekretärin aufgegeben. Wie hast du den Wechsel erlebt – von der erfolgreichen Berufsfrau zur Hausfrau?“ „Positiv“, ist die Antwort der jetzt fast 50-Jährigen. „Ich kann die einzelnen Entwicklungsphasen meines Sohnes auf diese Weise ganz bewusst miterleben. Das ist ein großes Geschenk. Die ersten Jahre eines Kindes sind entscheidend: Kinder brauchen Zeit, Zuwendung und Zärtlichkeit, um sich gesund an Leib und Seele entwickeln zu können.“ „Hast du neben der Veränderung in deinem Leben auch eine wichtige Veränderung an Dir in den letzten Jahren feststellen können?“ will ich wissen. Edith denkt nicht lange nach. „Ich habe gelernt, geduldiger zu sein – nicht mehr so sehr nur auf Termine fixiert wie früher im Beruf. Das Kind hat eigene Bedürfnisse und eine eigene Zeitschiene. Ich habe gelernt, darauf einzugehen.“ Heute lässt Edith – anders als früher – auch schon einmal zu Gunsten der Familie eine Arbeit ruhen. Das wäre ihr früher nie eingefallen. „Im Beruf“, erzählt sie mir, „habe ich immer unter Druck gestanden. Alles musste klappen, möglichst schnell. Ich habe reagiert wie eine Maschine.“ Tobi hat ihr beigebracht, sich Zeit zu nehmen und sich auf das heranwachsende Leben zu konzentrieren.

So sehr Edith Koch heute auch für ihre Familie aufgeht, so hat sie sich doch ein Stück Eigenleben bewahrt. Aufgeschlossen, wie sie nun einmal ist, engagiert sie sich nach wie vor ehrenamtlich in der Pfarrei St. Sophien. Sie mischt im Bereich Obdachlosenbeköstigung mit und hilft regelmäßig beim Kochen für Bedürftige. Oft steht sie bei den Kirchenkonzerten auch als Kassiererin zur Verfügung.

Doch nicht nur das: 1993 zum ersten Mal in den Kirchenvorstand gewählt, gehörte sie anschließend viele Jahre dazu. Von 1994 bis 2006 war sie neben der Kirchenvorstandsarbeit auch im Pfarrgemeinderat aktiv. Für den Ausschuss Mission, Entwicklung und Frieden, in dem sie ebenfalls viele Jahre mitarbeitete, hielt sie von 2004 bis 2007 mit den Gemeindepartnern in Liepaja/ Lettland Kontakt über E-Mail. In den Jahren davor trug sie die Partnerschaftsarbeit von St. Sophien mit Orissa und Andhra Pradesh in Indien aktiv mit.

Der Umzug in einen anderen Gemeindebereich brachte es mit sich, dass Edith und ihre Familie nicht mehr ganz so oft wie früher nach St. Sophien kommen. „Heute mache ich nur noch im Kindergartenausschuss der Gemeinde mit.“ „Ganz also konntest du dich nicht von St. Sophien trennen?“ frage ich. „Wieso nicht?“ Edith ist eine sogenannte ‘geborene St. Sophianerin‘. Sie machte das ganze Programm durch: Taufe, Schule, Kommunion, Firmung, sie heiratete in St. Sophien und ihr Sohn wurde hier getauft. Ihre Eltern waren 1957, zwei Jahre vor Ediths Geburt, aus Nordrhein-Westfalen nach Hamburg gekommen – und nehmen seither auch aktiv am Gemeindeleben teil. Das prägt.

Eine moderne Frau von heute, die ihre Umwelt und die Realität um sich herum nüchtern wahrnimmt. „Wie passt das zusammen mit dem aktiven kirchlichen Engagement in der Katholischen Kirche?“ möchte ich wissen. Doch für Edith gibt es da keinen Widerspruch. „Ich denke nicht in Schubladen.“ erklärt sie fröhlich – und gleich darauf wieder ganz ernst: „Für mich gibt es keine Abgrenzung zwischen dem Computerzeitalter, Rationalität – Emotionalität, Nächstenliebe und Menschlichkeit – gelebte Religiosität steht dazu in keinem Widerspruch.“

Und während sie das sagt, sehe ich in Gedanken ihren Sohn Tobias vor mir, als er vor zwei Jahren, gerade sechs Jahre alt, ebenso strahlend wie seine Mutter beim Packen der Pakete für das St. Martin de Porres-House erzählt: „Meine Teddys reisen jetzt weit weg zu den anderen Kindern. Die können dann mit ihnen spielen und freuen sich darüber.“

Anja Andersen

Sankt Sophien Cup 2008 / 2009

Etwas zögerlich meldet sich der Frühling mit Vogelgezwitscher und leicht ansteigenden Temperaturen an. Auf Hamburgs Sportplätzen ist’s noch nasskalt und ungemütlich, da erinnern wir ganz antizyklisch an ein fröhliches Sportfest im warmen Sommer: den Sankt Sophien Cup!

Seit gestern ist ein kleiner Reportagefilm aus dem vergangenen Jahr online auf youtube.com zu sehen. Wegen seiner Länge ist er in zwei Teilen hochgeladen worden. Klicken Sie unten auf das jeweilige Bild und genießen Sie die laufenden Bilder!

Und freuen Sie sich schon auf den kommenden Fußballtag: Startschuß für das Turnier 2009 ist der 27. Juni um 10.00 Uhr, wieder auf dem Sportplatz Langenfort. Mehr Infos für Ihre Anmeldung etc. finden Sie unter http://www.sophien-cup.de.

Christiane Christiansen

Georg Diedrich – Stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstands

Die Familie mütterlicherseits gehörte bereits 1908 zur Pfarrei St. Sophien – erst acht Jahre vorher war diese feierlich eingeweiht worden. Der Großvater hatte lange Zeit die Theatergruppe der Gemeinde geleitet. Und die Mutter selbst war als legendäre Köchin bekannt – einer der Dominikanerpatres, der lange Jahre in St. Sophien seinen Dienst getan hatte, kam wegen der Gemüsesuppe eigens aus Braunschweig zu Diedrichs angereist.

Nicht ohne Stolz erzählt Georg Diedrich Episoden aus seiner Familiengeschichte und der engen Verbindung zu St. Sophien. Er selber – geboren 1935 – wurde in dieser Pfarrei getauft, besuchte den Kindergarten der Gemeinde und feierte seine Erstkommunion. „Und was ist mit dem Schulbesuch?“ frage ich. Die Schule von St. Sophien wurde am 30. September 1939 von den Nazis geschlossen.

Im Sommer 1943 – als der St. Sophienturm bei einem Fliegerangriff stark beschädigt wird, muss der Gottesdienst der Gemeinde in die Turnhalle der Nachbargemeinde St. Franziskus verlegt werden. Doch die Leidenschaft für seine Pfarrgemeinde kann auch in den Jahren nach der Ausbombung der Kirche nicht gebrochen werden. Und so sind die Diedrichs am 1. Juni 1951 zur Einweihung der St. Sophiengemeinde am Herz-Jesu-Fest gleich wieder mit dabei. Seither hat Georg Diedrich auf seine zupackende und sympathisch-spröde Art das Gemeindebild entscheidend mitgeprägt.

1974 entschied sich der gelernte Stuckateur und Gipser, der Kolpingfamilie beizutreten. Hier hatte er lange Zeit neben dem Vorsitzenden Leitungsfunktionen inne. Aber nicht nur hier. „Seit wann bist Du in den Gemeindegremien?“ Georg Diedrich denkt nicht lange nach. „Seit Pater Eligius Tegeler O. P, Pfarrer an der Gemeinde von 1963 bis 1981. Er holte mich als erster in den Pfarrgemeinderat.“ Während der Zeit von Pfarrer Pater Johannes Klauke O. P. arbeitete er noch kurze Zeit im Pfarrgemeinderat mit, um dann 1981 in den Kirchenvorstand zu wechseln, wo er bald das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden übernahm – und es bis heute ausfüllt.

„Und Deine Familie? Wie hat sie die vielen Engagements für die Gemeinde aufgenommen?“ Anne, die er 1957 in St. Sophien geheiratet hat, ist gleich nach der Eheschließung von demselben St. Sophien-Virus angesteckt worden. Sie hat die Aktivitäten ihres Mannes aktiv mitgetragen und begleitet. Heute arbeitet sie gemeinsam mit ihrem Mann ehrenamtlich unter anderem in der Suppenküche der Gemeinde mit, die alle zwei Wochen ihre Tore öffnet. Für jeden und jede hat sie ein offenes Ohr und Kinder erliegen regelmäßig ihrem charmanten Lächeln.

„Bei so viel ‚katholischem‘ Engagement – hat da Ökumene Platz?“ Georg Diedrich lacht und erzählt, dass er lange am Bau mit einem evangelischen Kollegen zusammengearbeitet hat. „Wir konnten über alles reden. Nur ein Thema durften wir nicht anschneiden – dann gab es regelmäßig Streit.“ „Religion“, falle ich ihm sofort ins Wort. Georg lacht wieder. „Nein, beim Thema Politik. Konfessionsstreitigkeiten gab es zwischen uns nie.“

Die vielen Jahre Akkordarbeit gingen nicht spurlos vorüber. Georg Diedrich wechselte seinen Beruf und arbeitete 17 Jahre lang als Verkäufer in einer Boutique in einem namhaften Hotel in Hamburg. „Ihr hattet doch sicher durchgängige Öffnungszeiten? Also auch Sonntagsarbeit?“ will ich wissen. „Ich konnte meinen Dienst so legen, dass ich den Sonntagsgottesdienst nie ausfallen lassen musste.“ Sonntag für Sonntag war Georg und später mit ihm seine Frau Anne in St. Sophien dabei. Auch heute noch engagiert er sich als Messdiener, Kommunionhelfer, Lektor und regelmäßig betätigt er sich auch als Sakristan. Er begleitete die großen Bauvorhaben, unter anderem die Sanierung und Umgestaltung der Gemeinde 1990, die Turmsanierung vor einigen Jahren und vor kurzem erst die Neugestaltung des Kolpingraumes. Als Busfahrer ermöglichte er es unzähligen Seniorinnen und Senioren, die Sonntagsmesse zu besuchen. Er hilft mit bei Senioren- und Seniorinnentreffen, ist regelmäßig dabei, wenn Hilfe bei den Gemeindefesten nötig ist. Und der Tannenbau und Krippenauf- und abbau in der Gemeinde gehört bei Diedrichs zur Tradition.

Und seine Wünsche für die Zukunft? „Der Gemeinde fehlen die Jugendlichen, eine gute Jugendarbeit kommt nicht zustande. Nach der Kommunion bleiben nicht nur die Kinder, sondern vor allem auch die Eltern weg? Es wäre wünschenswert, wenn die Eltern die Gemeindearbeit auch nach der Kommunion ihrer Kinder weiter mittragen würden und damit auch eine gedeihliche Jugendarbeit in St. Sophien ermöglichten.“

„Über 70 Jahre – und immer in St. Sophien. Wie nimmst Du die Veränderungen wahr?“ Georg Diedrich antwortet spontan „Es ist freier geworden als früher. Das ist gut so.“ Danke Georg!

Anja Andersen

Dipl.-Betriebswirt Johann Konrad Helmhart

Sein Elternhaus in Österreich hieß „Zum freundlichen Grobian“ – nach seinem Großvater. „Mein Großvater war mein größtes Vorbild. Ich komme ganz nach ihm, dem freundlichen Grobian.“ sagt Dipl.-Betriebswirt Johann Konrad Helmhart, kaum dass wir richtig miteinander ins Gespräch gekommen sind. Wieso zieht es einen Österreicher gerade nach Hamburg?

„Ich bin jahrelang als sogenanntes internationales Servierwunder, sprich Schiffssteward, über die Weltmeere gefahren. Schiffe, die 2000 Personen aufnahmen, davon allein rund 600 Mann Besatzung. Die längste Reise führte um die ganze Welt – in 80 Tagen.“

Doch die See war kein Dauerthema für Johann Konrad Helmhart. Er begann an Land ein zweites Leben – und studierte in Hamburg Betriebswirtschaft. Vor einigen Jahren konnte er dann gemeinsam mit seinen beiden jetzt erwachsenen Söhnen Oliver und Hannes Bücher zu seinem Lieblingsthema MobileLebensart herausgeben.

Obwohl er erst vor drei Jahren die ersten Schritte in die als etwas widerspenstig geltende Pfarrei St. Sophien gewagt hatte, ist er schnell heimisch geworden. Seit kurzem steht sein Name unter anderem für das Projekt Fundraising an St. Sophien. Dieses Thema ist für die Gemeinde noch relativ neu – aber schon seit geraumer Zeit stecken Johann K. Helmhart, Mitglieder aus dem Kirchenvorstand sowie Interessierte ihre ganze Energie in die Sache. „Wir werben nicht nur für Spenden und Sponsoren“, antwortet Johann K. Helmhart, „wir suchen Freunde! Interessierte an den Projekten in St. Sophien – und damit selbstredend auch für die lebendige Botschaft der Kirche.“ Dass man sich auf ihn verlassen kann, hat er längst unter Beweis gestellt. Wenn etwas Ungewöhnliches benötigt wird, heißt es in der Pfarrei nur noch: „Wir müssen den Hannes fragen.“ Und meistens klappt es. Im Mittelpunkt möchte er nicht stehen – einfach nur mitmachen.

38 Jahre Wahlhamburger – aber erst drei Jahre St. Sophien? Die Zeit auf See, unregelmäßige Arbeitszeiten, die beiden Söhne Oliver und Hannes noch nicht erwachsen, das Studium – in der Phase blieb einfach keine Zeit für die Kirche und andere Aktivitäten nebenher.

„Mit dem Erwachsenwerden der Jungen und zu Beginn meines ‚zweiten Lebens‘ nach dem Studium begann zuerst einmal eine Zeit der Suche. Besonders auch vor dem Hintergrund Spiritualität. 2006 habe ich dann endgültig meinen Schutzengel getroffen – er hat mich sozusagen genötigt.“ erklärt Johann K. Helmhart. Ein Unfall führte dazu, dass er mehrere Wochen nicht gehen konnte. So ließ er sich vom Fahrdienst der Gemeinde zum Gottesdienst in St. Sophien abholen und wieder heimfahren. Seither lässt ihn die Kirche nicht mehr los – auch in Bezug auf seinen Hunger nach Spiritualität. So ist er seit damals „freiwilliger!“ regelmäßiger Kirchgänger – und nach jedem Besuch der Messe kommt er – wie er sagt – beschwingt und heiter heim und ist produktiver denn je.

Außerdem arbeitet er auch in der Projektgruppe Mystik Spirit im Rahmen der Hamburger Nacht der Kirchen intensiv mit. Sowohl organisatorisch als auch inhaltlich fesselt ihn das Thema. „In diesem Jahr servieren wir in St. Sophien den Mystiker Johannes Tauler“, erklärt das internationale Servierwunder von einst.

Seit seinem 40. Geburtstag wird dieser alle 10 Jahre wiederholt. Traditionswahrung? In diesem Jahr ist es wieder so weit. „Ich feiere Ende des Jahres meinen runden 40sten.“erklärt Johann K. Helmhart. „Zum wievielten Male“, frage ich. Aber diese Frage überhört er lieber, schwingt sich sportlich auf sein Minifahrrad und rollt Richtung Pfarrei St. Sophien .

Anja Andersen

Punkt12 am 22.2.2009 – Das Kloster Beuron

Ein Spaziergang entlang der Donau, vom Jagdhaus zur Erzabtei und weiter bis zur Mauruskapelle.

Herr Kirch nahm uns mittels vieler beeindruckender Dias mit auf einen Spaziergang durch die reizvolle Landschaft des Donautals. Ziel war die Erzabtei St. Martin zu Beuron.

Ca. 40-50 km nördlich des Bodensees liegt das 1077 erstmalig erwähnte und seit 1863 von Benediktinern bewirtschaftete Kloster.

Heute leben hier 60 Mönche nach den Grundsätzen ihres Ordens: Ora et labora – bete und arbeite. Innerhalb des Klosters werden z.B. eine Schneiderei, Tischlerei und eine Metzgerei betrieben. Aber nicht mehr alles ist vom Kloster zu leisten: die landwirtschaftlichen Betriebe sind verpachtet und das ehemals hier gedruckte Schott Messbuch erscheint heute im Freiburger Herderverlag.

Bekannt ist die barocke Klosteranlage durch die hier begründete Beuroner Kunstschule, die sich stark an der ägyptischen Kunst orientierte und uns u.a. anhand prächtiger Abbildungen der Deckengemälde vorgestellt wurde. Erwähnt werden muss auch die ca. 600.000 Bände umfassende Bibliothek, deren kostbare Bände auf Anfrage im Lesesaal eingesehen werden dürfen.

Für alle, die eine Zeit der Stille im Kloster erfahren, neue Kraft schöpfen und den Naturpark Obere Donau genießen möchten, bietet das Kloster Gästezimmer an.

Kontakt unter:

Telefon: 07466 / 17-158
Fax: 07466 / 17-159
Mail: gastpater@erzabtei-beuron.de

Vielen Dank, Herr Kirch!

Der nächste Termin Punkt12 ist am 29.3.2009. Dann lautet das Thema „Ghana“

Sabine Ludwig

Mystik – Seminar an Sankt Sophien zur Psychologie und Philosophie des Trostes

Wir laden Sie herzlich ein zu diesem Wochenendseminar von Freitag, dem 20.3.09, ab 19.30 Uhr bis Sonntag, dem 22.3.09 gegen 14 Uhr. Es ist ein offenes Seminar und findet statt im Thomas-Saal von Sankt Sophien.

Der Referent ist Dr. theol. Dipl. Psych. Thomas Polednitschek, Münster. Grundlage ist das „Buch der göttlichen Tröstung“ von Meister Eckhart. Die Teilnehmerzahl ist auf 15 Personen begrenzt. Anmeldung bei P. Thomas Krauth: Tel: 040 180 25 0000 oder thomas.krauth[at]dominikaner-hamburg.de. Nähere Infos erhalten Sie mit der Anmeldung.
Hinführung zum Seminar:
„Alles wird gut“.
So lautet der Satz einer bekannten deutschen Fernsehmoderatorin. Ist dies ein Satz, der trösten kann? Ist dieser Satz ein „Linderungsmittel“ (Freud) für die Seele? Ist dieser Satz eine Vertröstung – also ein Ersatz für wirklichen Trost? Oder ist dieser Satz das, was wir einen „schwachen Trost“ nennen?

Ist dieser Satz also gar kein wirklicher Trost? Eine Antwort auf diese Fragen gibt es nur, wenn wir als „trostbedürftige Wesen“ (Blumenberg) wissen, was uns wirklich ein Trost ist.
Menschen wollen nicht vertröstet werden. Menschen wollen getröstet werden. Was aber ist es, was unseren Hunger nach Trost stillt? Für den Philosophen Hans Blumenberg ist es auf jeden Fall nicht die Philosophie. Denn die Philosophie sucht die Wahrheit und will nicht trösten.
Wie aber, wenn die Wahrheit der Trost ist? Eben dies trifft auf den Denker Meister Eckhart zu. Er kennt in seinem „Buch der göttlichen Tröstung“ keinen Gegensatz von Wahrheit und Trost, vielmehr ist es für den Dominikaner die Wahrheit, die Trost spendet.
„Und dieses Buch hat drei Teile. In dem ersten findet man diese und jene Wahrheit, aus der und von der zu entnehmen ist, was den Menschen füglich und gänzlich trösten kann und wird in all seinem Leid.“ Welche Wahrheit aber ist es, die im Denken Meister Eckharts den Menschen zu trösten vermag?
Welche Wahrheit auch immer: Für den Philosophen Jürgen Habermas kann das Denken in unseren Tagen nicht trösten, allenfalls ermutigen.
Stimmt das aber? Philosophische Praxis will Menschen nicht nur ermutigen, sie steht – wie Meister Eckhart – auch für die Erkenntnis der Wahrheit, die Trost sein kann, weil sie die Seele (wieder) „durchatmen“ lässt.
Eben dies macht Meister Eckhart zu einem Philosophischen Praktiker des Mittelalters.
Wir laden Sie herzlich ein!
P. Thomas Krauth OP

Wunden-Predigten 2009

In den Sonntagsgottesdiensten im März hören Sie Predigten zu den Themen Wunde Haupt (8. März), Wunde Hände (15. März), Wunde Seite (22. März) und Wunde Füße (29. März). Es predigen: P. Thomas Krauth OP, Br. Stefan M. Huppertz OFMCap, P. Dr. Karl Meyer OP und P. Laurentius Höhn OP.

Sehen Sie hier das Plakat in groß >>

Wohin steuert der Papst die Kirche?

Ist die Renaissance des Katholischen schon vorbei, wie die ZEIT aktuell schreibt? „Eben waren wir noch Papst, wir alle, und was ist jetzt eigentlich los?“ war die Eingangsfrage zu einer Podiumsdiskussion in der Katholischen Akademie am vergangenen Donnerstag abend.

(Eine druckfertige Version des Artikels können Sie sich >>hier<< herunterladen.)

Seit die Nachricht von der Aufhebung der Exkommunikation vierer Bischöfe der Piusbruderschaft öffentlich wurde, ist ein Sturm der Entrüstung losgebrochen. In katholischen Internetforen wie z.B. mykath.de gingen die Beiträge binnen Kurzem in die Hunderte. Ein User berichtet dort, dass selbst im Supermarkt, wo er einkaufen ging, viele Leute in Grüppchen beisammen standen und sich gegenseitig fragten, was sie von den Neuigkeiten halten sollten. So viel öffentliche Diskussion über die Kirche hat es seit langem nicht gegeben.

Die Katholische Akademie hat dankenswerterweise schnell reagiert und sehr kurzfristig zur Podiumsdiskussion eingeladen. Sie gewann eine Riege hervorragender Redner und Kenner der Materie:

    • Erzbischof Dr. Werner Thissen,
    • Eberhard von Gemmingen SJ, Chef der deutschen Sprachabteilung von Radio Vatikan
    • Dr. Daniel Deckers, FAZ,
    • Günter Bernd Ginzel, jüdischer Publizist aus Köln,
    • Prof. Dr. Peter Hünermann, emeritierter Dogmatikprofessor aus Tübingen
    • Moderator war Dr. Christoph Rind, Redakteur des Hamburger Abendblatt

Es war eigentlich nicht anders zu erwarten, obschon die Nachricht von dieser Podiumsdiskussion bestimmt nicht alle Interessierten rechtzeitig erreicht hatte: Der Saal in der Katholischen Akademie war voll. Sobald der stellvertretende Leiter der Akademie an das Mikrofon trat, um die Anwesenden zu begrüßen, erstarb das allgemeine Stimmengewirr und wich einer konzentrierten Spannung: Niemand wollte ein Wort von dem verpassen, was nun kommen sollte.

Von den wichtigen Fragen, die die Aufhebung der Exkommunikation bis dahin ausgelöst hatte, wurde in den folgenden eineinhalb Stunden keine ausgelassen. Und keine blieb unbeantwortet, wenn auch in manchen Antworten mehr Ratlosigkeit als Gewissheit zu liegen schien. Im Folgenden sollen hier ein paar zentrale Fragen angesprochen und teils aus der Podiumsdiskussion, teils aus eigener Recherche beleuchtet werden.

Was bedeuten eigentlich die Begriffe Exkommunikation und Suspension?
Dies sind zwei Begriffe aus dem Kirchenrecht, die unbedingt auseinanderzuhalten sind. Die vier Bischöfe der Pius-Bruderschaft waren exkommuniziert, weil sie sich unerlaubterweise damals von Bischof Lefebvre zu Bischöfen haben weihen lassen. Damals zogen sich sowohl der weihende Bischof Lefebvre, als auch die vier geweihten Bischöfe automatisch die Exkommunikation zu. Dies bedeutet, dass sie, wie Erzbischof Thissen sagte, ab diesem Zeitpunkt nicht mehr zur Kirche gehörten. Ein Exkommunizierter sei kein Gesprächspartner für die Kirche, ergänzte Prof. Hünermann.

Die vier Bischöfe gehören nun wieder zur Kirche und sind damit wieder offiziell Gesprächspartner für Rom. Damit ist ihre Suspension aber keineswegs aufgehoben. Sie sind von ihren Ämtern suspendiert, für die sie zwar gültig geweiht wurden – aber unerlaubt. Als Suspendierte haben sie „weder geistliche, noch organisatorische oder leitende Vollmachten in der Kirche. Das heißt, im Grunde ist der Schritt ein sehr kleiner Schritt, aber er wird dadurch groß, dass die Umstände so sind, wie sie sind.“ (Thissen).

Kann der Papst, kirchenrechtlich gesehen, die Aufhebung der Exkommunikation wieder rückgängig machen?
Prof. Hünermann beantwortete diese Frage in der Diskussion am Donnerstag mit „ja“. P. von Gemmingen wird hierzu in einem Artikel auf tagesschau.de zitiert: „Wenn die Aufhebung der Exkommunikation auf falschen Voraussetzungen beruhe – weil entscheidende Informationen zu diesem Zeitpunkt nicht vorhanden gewesen seien – könne der Papst demnach sagen: Die Exkommunikation tritt wieder in Kraft, ist nicht zurückgenommen.“

Holocaust-Leugnung Williamsons – der einzige Stein des Anstoßes?
Einhellig waren die Redner der Podiumsdiskussion der Meinung, dass das Leugnen des Holocaust durch Williamson nicht hinnehmbar sei. Nun hat inzwischen der Sprecher der Pius-Bruderschaft in Deutschland, Herrn Schmidberger, ausgerechnet von der ultrarechten Jungen Freiheit verlauten lassen „Wir sind keine Antisemiten“. „Auf so eine Idee muss man als Pater ja erst einmal kommen. Da ruft man nicht kna an oder dpa an, sondern da geht man dort hin, wo man ganz genau weiß, da sind die Anhänger von Herrn Williamson.“ wundert sich Herr Ginzel. In der Tat ist der Antisemitismus in der Pius-Bruderschaft gewissermaßen immanent. Für sie sind die Juden kollektiv – bis auf den heutigen Tag – schuldig am Tod Jesu. Sie bleiben es, solange sie nicht zum Christentum konvertieren. Im Moment ist der entsprechende Artikel auf der Homepage der Pius-Bruderschaft nicht einsehbar und „in Bearbeitung“.

Stein des Anstoßes ist weiterhin, und dies hängt auch mit dem mehr oder weniger offenen Antisemitismus in der Bruderschaft zusammen, dass sie das 2. Vatikanische Konzil nicht anerkennen. Eines der wichtigsten Dokumente des 2. Vaticanums, „Nostra Aetate“, behandelt die Neupositionierung der katholischen Kirche gegenüber dem Judentum wie auch dem Islam sowie aller anderen Religionen der Welt. Darin heißt es gleich zu Beginn:

„In unserer Zeit, da sich das Menschengeschlecht von Tag zu Tag enger zusammenschließt und die Beziehungen unter den verschiedenen Völkern sich mehren, erwägt die Kirche mit um so größerer Aufmerksamkeit, in welchem Verhältnis sie zu den nichtchristlichen Religionen steht. Gemäß ihrer Aufgabe, Einheit und Liebe unter den Menschen und damit auch unter den Völkern zu fördern, faßt sie vor allem das ins Auge, was den Menschen gemeinsam ist und sie zur Gemeinschaft untereinander führt.
Alle Völker sind ja eine einzige Gemeinschaft, sie haben denselben Ursprung, da Gott das ganze Menschengeschlecht auf dem gesamten Erdkreis wohnen ließ; auch haben sie Gott als ein und dasselbe letzte Ziel. Seine Vorsehung, die Bezeugung seiner Güte und seine Heilsratschlüsse erstrecken sich auf alle Menschen, bis die Erwählten vereint sein werden in der Heiligen Stadt, deren Licht die Herrlichkeit Gottes sein wird; werden doch alle Völker in seinem Lichte wandeln.“

Wusste der Papst denn nicht, wem er da die Hand reichte?
Dr. Deckers sagte hierzu: „Also ich glaube, dass es im Vatikan eine Person gibt, die sehr genau bescheid weiß, wie die Lefebvre-Bewegung denkt, und das ist der Papst höchstselbst. Der Papst hat zwischen Herbst 1986 und Sommer 1987 mehrfach persönlich mit Erzbischof Lefebvre gesprochen, hat eine Art Konsensdokument verhandelt, was von beiden Seiten unterschrieben wurde, aber nicht gültig wurde, weil Lefebvre vorher Bischöfe weihte bzw. er Forderungen stellte, und in diesen Gesprächen – so muss man annehmen – ist all das, was heute Stein des Anstoßes war, damals schon zur Sprache gekommen.“

Über den konkreten Fall allerdings, d.h. die Holocaust-Leugnung Williamsons in einem Interview des schwedischen Fernsehens, ist sich das Podium einig. Hiervon sei der Papst wohl tatsächlich nicht rechtzeitig unterrichtet gewesen.

Wie konnte es passieren, dass der Papst nicht über das Interview bescheid wusste?
P. von Gemmingen sieht hier vor allem ein strukturelles Problem in Rom. Es gebe im Vatikan kein Kabinett, in dem alle zusammensitzen, wo die einzelnen Kardinäle sich gegenseitig korrigieren und informieren könnten. Papst Benedikt XVII spreche „wahrscheinlich immer nur mit
einem einzelnen Kardinal“, Protokolle dieser Gespräche gebe es nicht. Dass der (in dem Kontakt mit der Piusbruderschaft federführende) Kardinal Hoyos aber auch nichts von dem Interview gewusst habe, das verwundere schon. Das zugegebene Nichtwissen dieser beiden sei zwar eine demütige Geste, aber auch noch nicht die Lösung des Problems.

Die Kommunikationsprobleme des Vatikans
P. von Gemmingen machte deutlich, dass spätestens mit der aktuellen Krise eine umfassende Neuorganisation der Kommunikationsstrukturen imVatikan nötig wird. Erzbischof Thissen meinte außerdem: „Ein solch tiefgreifendes Vorgehen wie die Aufhebung der Exkommunikation, jetzt mal gar nicht im Sinne des Holocaust-Leugners, sondern des Lefebvre-Bischofs, ein solch tiefgreifendes Vorgehen muss in Rom und in der Weltkirche deutlich vorher kommuniziert werden.“ Offenbar waren die deutschen Bischöfe über die Aufhebung der Exkommunikation erst eine halbe Stunde vor der restlichen Öffentlichkeit informiert worden.

Dr. Deckers beschrieb das Ausmaß der vatikansichen Kommunikationsproblematik noch eingehender: „Wobei man auch hier, das zu sagen mag die Stimmung nicht erheitern, sich vor Augen führen muss, dass es ja nicht das erste Mal war, dass der Papst nach einer Generalaudienz hingegangen ist und vorherige Aussagen seiner selbst korrigiert hat. So war es, nachdem er aus Brasilien zurückkam, so war es, nachdem er aus Auschwitz zurückkam und die Scherben, die die Karfreitagsfürbitte angerichtet hat, mussten auch andere zusammenkehren.“

Worum ging es dem Papst bei seiner Entscheidung?
P. von Gemmingen ist überzeugt, und das wird von mehr und mehr Leuten angenommen, dass es Benedikt XVI tatsächlich um die Einheit in der Kirche ging. Die Brücke, die er dafür nun gebaut hat, scheint vielen von Torheit getragen zu sein. Sein Zugehen auf die Piusbrüderschaft darf man als geradezu jesuanisch ansehen, ist doch Jesus selbst mehrfach ganz vorbehaltlos auf Sünder zugegangen, um sie zur Umkehr zu bewegen. So steht es auch in dem Dekret, das die Aufhebung der Exkommunikation beglaubigt: „Es ist zu hoffen, dass diesem Schritt die baldmögliche Verwirklichung der vollen Gemeinschaft von Seiten der gesamten Bruderschaft St. Pius X. mit der Kirche folgt, um so die echte Treue und wahre Anerkennung des Lehramts und der Autorität des Papstes durch ein Zeichen der sichtbaren Einheit zu bezeugen.“

Und doch sind viele entsetzt über die Naivität, die aus solchem Tun zu sprechen scheint. P. von Gemmingen glaubt nicht, dass die Hoffnung des Papstes, die Piusbruderschaft werde von ihren häretischen Positionen Abstand nehmen, erfüllt werden wird. Tatsächlich weihte der Generalobere schon wenige Tage nach der Aufhebung der Exkommunikation unerlaubterweise Diakone. „Die machen so weiter, wie sie angefangen haben“, so Dr. Deckers. Zudem ging durch die Presse, dass die Bruderschaft im Gegenteil darauf baue, vielmehr den Vatikan zu ihrer Sicht der Dinge bekehren zu können.

Warum fischt der Papst nur am rechten Rand, nicht aber am linken?
Von der kirchenrechtlichen Struktur des Problems her wäre der passende Vergleich wohl der Fall der Donaupriesterinnen.
In der Podiumsdiskussion wurde aber mit einigem Recht im Publikum gefragt: „Warum wendet sich der Papst den Rechtskonservativen zu, aber das Lehrverbot für volksnahe Bischöfe wird nicht aufgehoben?“ Dr. Deckers meinte, der Papst habe sich sicherlich gefragt „was ist eigentlich realistisch, in den wenigen Jahren, die Gott mir gegeben haben wird?“ Hinzu komme „seine Affinität zu den Themen, die in der Lefebvre-Bewegung virulent sind“: Diktatur des Relativismus, Traditionsabbruch in der Kirche, Verlust des Glaubenswissens, Umgang mit der Menschenwürde. „Die [Lefebvrianer] leiden an der Moderne, wie auch der Papst an der Moderne leidet.“ Doch die Antworten der Piusbruderschaft könne die Kirche um ihrer selbst willen nicht akzeptieren: „Diese Lefebvre-Leute, sie bestreiten im Grunde […] die Bekenntnisgrundlage der Kirche.“

Besteht die Gefahr einer Aushöhlung des 2. Vatikanischen Konzils?
Ob der Papst in Wirklichkeit auf einen Zustand zustrebt, der zeitlich vor dem 2. Vaticanum liegt, ist mit die größte Sorge vieler Katholiken in Deutschland. Es gibt neben denen, die bei Benedikt XVI eine gewisse Naivität bei besten Absichten wahrnehmen, auch andere, die in ihm ihn eher einen gerissenen Lenker des Kirchenschiffs vermuten, der sehr wohl weiß, was er tut und dessen Taten vieler Jahre auf eine schrittweise Aushöhlung des 2. Vaticanums hinweisen. Die sehnlichst erwartete Botschaft des Papstes, vor der endgültigen Rehabilitierung der vier Bischöfe werde definitiv ihre Zustimmung zum 2. Vatikanischen Konzil erwartet, spricht dagegen. Erzbischof Thissen hierzu: „Was ist das überhaupt, dass ein Generalstaatssekretär und auch acht Tage vorher ja schon der Papst in der Mittwochs-Audienz, dass der so etwas überhaupt sagen muss. Das sind doch Dinge, die völlig selbstverständlich sind. Also dass ein Papst sagen und sagen lassen muss, erstens Leugnung und Verharmlosung des Holocaust, das ist unerträglich, das hat mit katholischer Kirche nichts zu tun. Zweitens, dass ein Papst sagen muss, wir stehen auf dem Boden des 2. Vatikanischen Konzils und drittens, dass ein Papst sagen muss, Ökumene bleibt für uns vorrangiges Ziel.“ Thissen drückte damit vor allem seine Sorge und Verwunderung darüber aus, dass solche Selbstverständlichkeiten nun doch wieder für viele in Frage gestellt scheinen.

Prof. Hünermann meinte, ihm sei auf den Magen geschlagen, dass diese Erklärung des Generalstaatssekretärs eventuell eine „Farce“ sei, was er aber nicht näher begründen könne. Später wies er darauf hin, dass aktuell von der vollen Anerkennung des 2. Vatikanischen Konzils dispensiert werde, und zwar beträfe dies die Petrusbruderschaft, die damals nicht mit Lefebvre ins Schisma gegangen sei. „Das Dokument, das sie unterzeichnet haben, dispensiert sie von der Zustimmung zum 2. Vaticanum und verlangt lediglich, dass Lumen Gentium 25 affirmiert wird, wo die Lehre dargelegt wird vom Primat des Papstes und seiner Lehrkompetenz. Den Rest nicht, sondern da sollen sie studieren und in Kontakt, in einer Kommunikation mit dem Heiligen Stuhl bleiben.“

Erzbischof Dr. Thissen bekräftigte die Analyse von Dr. Deckers: „Der Papst ist beseelt von der Vorstellung, dass sein Petrusdienst Dienst an der Einheit ist und deshalb greift er da zu, wo er Möglichkeiten sieht. Ich habe allerdings den Eindruck, dass er dafür aber auch im Vatikan manchen Unterstützer hat, dass er da auch von manchem bedrängt wird und vielleicht auch, dass er eine partielle Affinität zu Manchem in den konservativen Kreisen bei den Traditionalisten hat, was also etwa die Liturgie betrifft, was die musikalische Gestaltung der Liturgie betrifft, das ist ja alles auch noch nichts Böses […] Wenn ich da was Gutes drin sehen will, dann […] dass die wirklichen Intentionen der Traditionalisten ans Tageslicht kommen müssen und dass das nicht mehr alles nur so [mit] „na ja das ist ja nur lateinischer Gottesdienst und sonst sind die ja auch ganz nett“ [abgetan wird], dass das also jetzt wirklich herauskommt, das finde ich richtig.“

In der Tat hat der Papst mit seiner Entscheidung die Piusbruderschaft gezwungen, explizit Stellung zu nehmen. Es hat sich ein gewisses Zeitfenster geöffnet – wann es sich wieder schließen wird und mit welchem Ergebnis, bleibt abzuwarten.

Wie reell ist die Gefahr für den christlich-jüdischen Dialog?
Der jüdische Publizist Günter Bernd Ginzel zeigte sich in der Podiumsdikussion als Kenner und als ausgesprochener Freund der katholischen Kirc
he. Besonders seit Papst Johannes XXIII bewundere er sie und verstehe seine katholischen Freunde, die manchmal sehr glücklich waren, etwa beim Friedenstreffen der Religionen von Assisi. Er erwähnte dann die umstrittene Zulassung der Karfreitagsfürbitte und die großeVersöhnung in Osnabrück damals. Er warnte davor, bei der medienwirksamen Geste stehenzubleiben: „Das ist ja das Problem, dass die Menschen die große Geste, die große Show lieben. Großer Kardinal an der Brust von kleinem Rabbiner oder kleiner weißer Papst an der Brust von großem dicken Rabbiner – wunderbar! Diese Bilder findet man herrlich, man denkt da aber nicht drüber nach, was ist eigentlich geklärt, mit der Karfreitagsfürbitte ist nichts geklärt. Der GAU, der jetzt passiert ist, steht in dieser Kontinuität.“

Erzbischof Dr. Thissen erzählte, dass er den Vorsitzenden der jüdischenGemeinde in Hamburg, Herrn Herzberg, angerufen und getroffen habe. „[Ich] hab ihm mein Bedauern gesagt und hab versucht, soweit ich das kann, Erklärungsversuche überzubringen und hab dann vor allem gefragt, haben Sie eine Idee, was wir tun können, damit das gute Verhältnis, das wir hier in Hamburg miteinander haben[…], dass das nicht Schaden leidet.“ Beide werden sie in ihrem Gremien darüber beraten. Er habe die Hoffnung, „wenn wir wirklich gut damit umgehen, [und] die Erfahrung habe ich aus dem Gespräch mitgenommen, dass uns das eher noch näher zusammenbringt, als dass uns das trennen muss.“

Was können die „einfachen“ Katholiken tun, um deutlich zu machen, dass sie auf keinen Fall einen Rückschritt hinter das 2. Vaticanum wollen?
Viele Katholiken fühlen sich ziemlich ohnmächtig. Erzbischof Dr. Thissen ermuntert aber die Gläubigen: „So weitermachen wie bisher, aktiv Christ sein und mittun in der Gemeinde und das 2. Vaticanum zur Kenntnis nehmen!“ Man sollte sich in den Schätzen der eigenen Kirche auskennen, darüber sprechen und sie beherzigen. Konkret und aktuell stehe nun die bundesweite Eröffnung der Brüderlichkeit an und da böten sich viele Möglichkeiten für persönliches Engagement.

In diesem Sinne besteht nun auch die Möglichkeit einer Renaissance des 2. Vatikanischen Konzils. Es geht dabei nicht um die besondere Aufbruchstimmung, die das Konzil damals begleitet hat. Es geht darum, eine Tradition der Kirche lebendig zu erhalten. Dies ist nicht allein Aufgabe des Heiligen Stuhls.

Welche Konsequenzen wird die aktuelle Krise im Vatikan haben?
Den Schilderungen P. von Gemmingens nach wird es bei der Verbesserung, zumal in Fragen der Transparenz des Vatikans nach außen hin, nur schwerfällig Verbesserungen geben. Die Frage sei auch, ob die Probleme, die vor allem die deutschen Katholiken mit der Zentrale in Rom haben, von den Kurienkardinälen ausrechend wahrgenommen werden. Er sieht da aufgrund der unterschiedlichen Denkweise und auch aufgrund der Sprachbarriere erhebliche Schwierigkeiten.

Dr. Deckers machte mögliche Veränderungen an bestimmten, in naher Zukunft anstehenden Personalentscheidungen fest. Wer zum Beispiel demnächst Kardinal Kasper nachfolgen werde, der werde für den christlich-jüdischen Dialog richtungweisend sein.
Im Raum stehe auch die eventuelle Seligsprechung von Pius XII. Wie wird Benedikt XVI hier verfahren?

Welchen Einfluss können und wollen die deutschen Bischöfe auf Rom nehmen?
Wie Erzbischof Zollitsch am selben Donnerstag abend in der Sendung von Maybrit Illner sagte, wird er in seiner Funktion als Vorsitzender der Bischofskonferenz nach Rom reisen und einen Fragenkatalog mitnehmen. Erzbischof Thissen sagte in der Podiumsdiskussion, dass ein deutscher Papst für die deutschen Bischöfe bedeute, dass sie es schwerer haben als bei einem nichtdeutschen Papst, da dieser nicht den Anschein erwecken wolle, er sei vor allem ein Papst für die Deutschen. Es fehle zudem, dass die Stimmen der Weltkirche in eine Koordination gebracht würden und damit würde auch fehlen, dass solcherart Besprochenes auch umgesetzt würde.

Dr. Deckers merkte an, dass die seit dem 2. Vaticanums im Kirchenrecht festgeschriebene Leitung der Kirche nach dem Kollegialitätsprinzip noch lange nicht umgesetzt sei. Er forderte das Weltepiskopat dazu auf seine Stimme zu erheben und darauf zu bestehen, dass es so mit der Kommunikationsstruktur in der Kirche nicht weitergehen könne. Erzbischof Dr. Thissen stimmte ihm darin zu, dass da noch vieles aufzuarbeiten sei. Daher sei das 2. Vaticanum auch keinesfalls als historisch anzusehen. Entsprechende Anfragen habe es auch schon von der deutschen Bischofskonferenz gegeben. Man solle aber auch nicht verkennen, dass es die Bischofskonferenzen mit ihrem Einfluss und ihren Vollmachten ja erst seit dem 2. Vaticanum gebe. Daher sei ein Weg gegeben, auf dem man weiter gehen könne.

Christiane Christiansen

Aus aktuellem Anlass

Die Katholiken in aller Welt haben eine ereignisreiche Woche erlebt. Seit die Entscheidung Papst Benedikt XVI., die Exkommunikation vierer Bischöfe der Priesterbruderschaft St. Pius aufzuheben, bekannt wurde, hat es viel medialen Wirbel gegeben. Auch innerhalb der Gemeinde Sankt Sophien diskutiert man hier und da über dieses Thema. Die katholische Akademie Hamburg lädt nun kurzfristig zu einer Podiumsdiskussion ein. Der Wortlaut der Einladung:

Wohin steuert der Papst?
Eine Podiumsdiskussion der Katholischen Akademie Hamburg am Donnerstag, 05. Februar 2009, um 20.00 Uhr.

Die jüngste Entscheidung Papst Benedikts XVI., die vor 20 Jahren verfügte Exkommunikation von vier Bischöfen der Priesterbruderschaft St. Pius aufzuheben, hat weltweit für Empörung gesorgt. Über diesen Schritt und seine Auswirkungen diskutieren:

– der Hamburger Erzbischof Dr. Werner Thissen,
– Eberhard von Gemmingen SJ, Chef der deutschen Sprachabteilung von Radio Vatikan, „der Stimme des Papstes und der Weltkirche“,
– Dr. Daniel Deckers, FAZ,
– der jüdische Publizist Günter Bernd Ginzel, Köln,
– und der emeritierte Tübinger Dogmatikprofessor Prof. Dr. Peter Hünermann

am Donnerstag, 05. Februar 2009, um 20.00 Uhr in der Katholischen Akademie Hamburg.

Es moderiert Dr. Christoph Rind, Redakteur des Hamburger Abendblatt.

„Wir freuen uns, mit Pater von Gemmingen einen ausgewiesenen Kenner des Vatikans gewonnen zu haben“, erläutert Dr. Stephan Loos, Direktor der Katholischen Akademie.

Der Eintritt ist frei.

Band "7 Times" spielt in der Messe

Die Schulband „7 Times“ ist schon in Neustadt/Ostsee, Lübeck und in Hamburg gewesen, um Gottesdienste mitzugestalten. Am 14. und 15. Februar ist sie in Sankt Sophien zu hören.

Die Band besteht aus Schülern der Klasse 7 -10 und ehemaligen Schülern der St. Paulus-Schule in Hamburg. Seit der Veröffentlichung ihrer ersten CD nennt sie sich „7 Times“. Der Name kommt von der Türnummer No.7 im Keller der Schule – und auch davon, dass sie oft zu unterschiedlichen Zeiten und Tagen in der Woche proben.

Mit dem Erlös ihrer Musik finanziert sie ihren Aufenthalt beim evangelischen Kirchentag in Bremen von Himmelfahrt an. 5 Konzerte stehen auf ihrem Programm, Open Air oder in Gemeindehäusern. Wir wünschen ihnen jetzt schon erfolgreiche Gigs!

(Christiane Christiansen)