So schnell lassen wir uns nicht unterkriegen


Um Punkt 8:20 Uhr am 11.7.2009 trafen sich zwölf hartgesottenen Radfahrer/innen, welche sich von der schlechten Wetterprognose nicht abschrecken ließen, am S-Bahnhof Landwehr. Die Stimmung war bestens, denn es war trocken und teilweise blitzte die Sonne auf.

Kaum angekommen in Itzehoe, begrüßte uns dort ein leichter Nieselregen, welcher teilweise in Starkregen überging. Also holten wir die mitgeführte Regenkleidung heraus und begannen mit einer kleinen Regenpause unsere Tour.

Schon nach kurzer Zeit machten wir unsere erste Pause in der 1871 erbauten Kirche St. Anschar in Münsterdorf. Die sehr nette Küsterin zeigte uns die Kirche und erklärte uns, dass St. Anschar die niederdeutsche Schreibweise für Sankt Ansgar ist.

Es ging weiter in Richtung Breitenburg. Unglücklicherweise stürzte eine unserer Begleiterin vom Rad und musste verletzungsbedingt den Heimweg nach Hamburg antreten. Netterweise wurde sie von einem Gruppenmitglied begleitet, sodass nur noch 10 der Mannschaft ein wenig bedrückt die Tour weiterfahren konnten. Auf diesen Weg wünschen wir noch einmal gute Besserung und schnelle Genesung.

Zwischenzeitlich begann es so stark zu regnen, dass wir uns unter Bäumen in Breitenburg unterstellen mussten um auf besseres Wetter zu warten. Das Schloss in Breitenburg war nicht zur Besichtigung freigegeben. Es wurde zeitweilig überlegt, die Tour abzubrechen… Jedoch setzte sich Hoffnung auf bessere Wetter durch und wir fuhren weiter zur Kirche in Breitenberg, welche 1764 erbaut wurde. Diese Kirche empfanden wir als besonders sehenswert, da dort ein sogenannter Taufengel von der Decke „schwebt“ und eine Sauerorgel vorhanden ist. Auch diese Kirche wurde uns freundlich erklärt und wir sangen alle zusammen ein Lied.

Dann hatte der liebe Gott unser Flehen erhört und der Regen hörte auf. Jetzt ging es in flotter Fahrt weiter auf dem Mönchsweg Richtung Kellinghusen. Kurz vor dem Überqueren der Störbrücke machten wir unser gemeinsames Picknick in Wittenbergen, wo uns bereits strahlender Sonnenschein beschert wurde.

In Kellinghusen fanden wir ein Eiscafe, wo wir unsere „Nachspeise“ zu uns nahmen. Nach dieser Stärkung ging es weiter zu einer sogenannten Feldsteinkirche in Stellau, welche bereits um 1230 erbaut wurde. Die Pastorin zeigte uns bereitwillig die Kirche und erklärte uns die Besonderheit des Taufbeckens.

Nach diesem Stopp ging es weiter durch Feld und Wiesen und bei sehr schönem Wetter Richtung Zielbahnhof Dauenhof. Auf dem Weg konnten wir Störche, Rehe und viele Tiere beobachten. Einmal wurden wir kurzfristig von einer Kuhherde gestoppt, welche gerade in den Stall zum Melken geführt wurde. Auch sind wir sehr zur Freude von pferdebegeisterten Mitfahrerinnen an einigen Pferdegestüten vorbeigekommen, wo wir niedliche Fohlen zu Gesicht bekamen.

Kurz vor dem Ziel haben wir dann noch einen kleinen Abstecher zu einer ökumenischen Waldkapelle gemacht, welche erst im Jahre 2001 eingeweiht wurde. Absolut sehenswert – der Umweg hat sich gelohnt.

Dann erreichten wir den Bahnhof Dauenhof und vertrieben uns die Zeit bis zur Abfahrt des Zuges bei einem „Absacker“ in einem Lokal.

Bei strahlendem Sonnenschein ging es erschöpft aber frohgemut nach Hause.

Bestimmt wird es nicht die letzte Fahrt gewesen sein!

Es grüßt Euch ganz herzlich,

Manfred

Faire Eine Welt

Sorgfältig ausgebreitet – das Warenangebot am Kircheneingang – just zum Sonntagsgottesdienst. Auch an diesem 1. Sonntag im Monat öffnet der Eine-Welt-Stand der Katholischen Kirchengemeinde St. Sophien.

Heute sind Bettina und Heribert hier aktiv. „Sonntagsarbeit? Handel im Tempel? Was würde Jesus dazu sagen?“ „ Es geht um Gerechtigkeit und Frieden in der Einen-Welt. Wir machen keine Geschäfte und verdienen selber keinen Cent daran.“ widerspricht Heribert. „Die Gewinne, die wir aus den Verkäufen erzielen, wandern ausschließlich u. a. an unser Partnerschaftsprojekt Butterfly in Indien.“ „Was verbirgt sich dahinter?“ möchte ich wissen. „Butterfly ist ein Hilfsprojekt für Straßenkinder.“ antwortet Heribert.

Die Eine-Welt-Gruppe an St. Sophien – ökumenisch geprägt – besteht zurzeit aus ca. acht Personen. Jede/Jeder kann mitmachen, auch Kirchenneulinge und Fernstehende. Den harten Kern bilden Kerstin, Bernd, Thomas und Heribert. Man kennt sich zum Teil schon lange, aus der Jugendarbeit an St. Sophien: Talk im Keller, Teestube.

Das Pensum neben Beruf, Familie und Freundeskreis ist hoch: Jeden 1. Sonntag im Monat Verkauf in St. Sophien, zwei Wochenenden jährlich in der katholischen Pfarrei in Güstrow, zu der seit Jahren guter Kontakt besteht. Informationen zum Thema Eine-Welt/ fairer Handel holt sich die Crew regelmäßig über die Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt mbH (GEPA).

Ende der sonntäglichen Verkaufsaktion: Bettina und Heribert verstauen professionell die übrig gebliebenen Sachen – Tee, Kaffee, Nüsse, Unmengen von leckeren Schokoladen, Nudeln, Reis und nicht zu vergessen Wein. Dann werden die Tische gekonnt zusammen geklappt und ab geht es mit dem kleinen Handwagen in die „Höhlen“ – das sind die Kellerräume in St. Sophien.

Im Nebenraum argumentieren Mitglieder einer Gruppe laut und heftig, alle zwei Minuten klappt die Tür – aber Heribert und Bettina lassen sich beim Zählen nicht aus der Ruhe bringen. Unbeeindruckt rechnen sie die Ergebnisse von den heutigen Sonntagsverkäufen ab. Der Umsatz lässt sich sehen, von Gewinnen wird heute noch nicht gesprochen.

„Warum tut ihr das alles?“ frage ich. Stichworte fallen: „Kinderarbeit, Hungerlöhne, unwürdige Arbeitsbedingungen. Europa lebt auf Kosten dieser Menschen, die diese Produkte herstellen. Wir wollen das Bewusstsein für diese Ungerechtigkeit schärfen, zu mehr Gerechtigkeit beitragen.“

Sensibilisierung unserer Gesellschaft – fairer Umgang miteinander in der Einen Welt: „Man braucht einen langen Atem“, räumt Heribert ein. Bleibt zu hoffen, dass alle von der Idee angesteckt werden und viel öfter fairer Genuss auch in St. Sophien möglich ist.

Eine-Welt-Verkauf St. Sophien jeden 1. Sonntag im Monat, 10:00 Uhr bis 12:00 Uhr
Kontakt: Bernd Hallwaß-Fedder, Telefon (040) 295529

Anja Andersen

Theophilus Bediako-Asare

2003 wählte die Ghanaische Katholische Mission Theophilus Bediako-Asare zum ersten Mal für vier Jahre zu ihrem Präsidenten. 2007 wurde er dann ein zweites Mal in dieses Amt gewählt.

In der Pfarrei St. Sophien – dort ist die Ghanaische Katholische Mission seit langem beheimatet – gehört Theophilus zum Pfarrgemeinderat. Und obwohl beide Seiten sich immer wieder bemühen – eine enge Zusammenarbeit der beiden Gruppen scheint kaum möglich. „Woher kommt es, dass St. Sophien und die Ghanaer nie wirklich zusammengefunden haben?“ frage ich. „Zum größten Teil liegt es an den unterschiedlichen Arbeitszeiten,“ erklärt Theophilus. „Ihr arbeitet tagsüber und habt am Wochenende Zeit. Und wenn ihr am Nachmittag oder Abend in der Woche in der Gemeinde „Programm“ habt, gehen wir arbeiten.“

„Ihr habt sonntags eine eigene Messe um 12:00 Uhr?“ „Wir brauchen unsere eigene Messe, schon damit die Predigt richtig rüberkommt. Die meisten sind nicht so sicher in Deutsch, dass sie die Nuancen verstehen,“ antwortet Theophilus.

Was vielen Ghanaer-Deutschen der ersten Generation schwer fällt, ist für die zumeist dreisprachigen Kinder hier in Hamburg gar kein Problem mehr. Sie „switchen“ sozusagen von einer Sprache in die andere, von einer Kultur zur anderen.

Was ist Deine Vision für die Zukunft? „Es wäre gut, wenn wir mit St. Sophien noch mehr als bisher zusammen machen könnten – das gilt vor allem im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit.“

Auch Theophilus‘ Kinder, er hat fünf, sind zum größten Teil in beiden Kulturen zu Hause. „Du hast noch viel Kontakt nach Ghana?“ frage ich und werde bestätigt: „Ich, aber auch die anderen Ghanaer unserer Mission.“ Kinder und Angehörige sind für die in Ghana zurückgebliebenen alten Menschen finanziell verantwortlich. „Wir schränken uns hier in Deuschland ein, leben ein einfaches Leben, damit unsere Eltern in Ghana versorgt sind.“ Nur an der Ausbildung der Kinder wird nicht gespart.

Was ist Deine Vision für die Zukunft? „Es wäre gut, wenn wir mit St. Sophien noch mehr als bisher zusammen machen könnten – das gilt vor allem im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit.“

„Mit dem jährlichen Basar der Ghanaer finanzieren wir Hilfsprojekte in Ghana, beteiligen uns am Brunnenbau dort, bauen Schulen und Universitäten und organisieren Hilfslieferungen an Krankenhäuser.“

Das Thema und der Termin für den nächsten Basar werden auf unserer Website stehen.

Kontakt: Theophilus Bediako-Asare
Handy: 0170 3886755
E-Mail: asebek@yahoo.com

Anja Andersen

Bernd Halwaß-Fedder

Ein Querdenker, mit einem unnachahmlich milden Lächeln. Physiker von Haus aus, zog es ihn erstmals 1989 nach Nepal.

Hier lernte er nicht nur einige Brocken „Nepali“, sondern er lernte auf seinen vier- bis sechswöchigen Reisen auch den Tibetanischen Buddhismus kennen. „Und jetzt hast du mit dem Christentum abgeschlossen?“ argwöhne ich sofort. „Keineswegs“, wehrt Bernd ab. Er findet, beides ergänzt sich eher. „Aber warum Buddhismus?“ forsche ich weiter. „Buddhismus ist bestechend logisch.“ Ich merke bald – es geht Bernd nicht um das Entweder-Oder-Prinzip. Buddhismus ist für ihn eine Bereicherung. „Um mich daneben noch intensiver mit den christlichen Mystikern auseinanderzusetzen – z. B. mit Meister Eckhart – fehlte mir bisher ganz einfach die Zeit,“ sagt er schlicht. Denn neben einem fordernden Beruf, der pro Jahr wenigstens auch zwei Auslandsaufenthalte mit sich bringt, ist er auch für die eigene Familie und die Eine-Welt-Gruppe an St. Sophien verantwortlich.

Seit Jahren schon setzt Bernd sich intensiv für die Eine-Welt an St. Sophien ein. Und er investiert gemeinsam mit seiner Frau nicht nur Zeit, sondern sorgt auch dafür, dass alles funktioniert. Vieles wird von ihm aus eigener Tasche vorfinanziert. Damit unterstützen er und die weiteren Mitglieder der Gruppe vor allem zwei indische Projekte, unter anderem „Butterfly“ – ein Kindernotprogramm. „Wie bist du darauf gekommen?“ möchte ich wissen. „Über Misereor. Ich habe vor einigen Jahren eine Reise nach Nepal unternommen und konnte mit Mitarbeitern eines ähnlichen Projektes vor Ort sprechen. Ich habe die Fabriken besucht, Kinder erlebt, die in der Teppichproduktion schufteten, statt in die Schule zu gehen.“ Seither setzt Bernd sich intensiv für dieses Projekt ein, um den Kindern vor Ort Perspektiven für ein würdiges Leben in Zukunft zu ermöglichen.

„Was verabscheust du am meisten?“ „Die Profitgier, die andere nicht leben lässt.“ „Und was ist deine Vision für die Kirche von morgen?“ ist meine nächste Frage. „Eine Kirche, die sich nicht nach außen verschließt, sondern sich öffnet. Eine Kirche, in der sich jeder und jede – egal auf welchem Niveau – weiterentwickeln kann und vor allem weiterwachsen darf. Zurzeit wird in der Kirche noch eine Menge ausgebremst an Weiterentwicklung“.

Den Physiker Bernd Hallwaß-Vedder frage ich zum Schluss, wie er zu der Umweltproblematik unseres Jahrhunderts steht. Da ist es wieder, dieses bekannte Lächeln. Freundlich zitiert er Homer von Ditfurth, der auch noch ein Apfelbäumchen pflanzen wollte, wenn es seine letzten Tage wären. Hoffnung – auch über das Unmögliche hinaus – ein Glaube, der Berge versetzen kann. „Überzeugend christlich.“ denke ich. Danke, Bernd.

Anja Andersen

Die Limburger Chorknaben zu Gast bei uns

Am Sonntag den 14.Juni 2009 zu unserem Fronleichnamfest hatten wir die Limburger Domsingknaben bei uns zu Gast.

Einen Chor von circa 25 jungen, kräftigen Stimmen.
Es war eine Bereicherung des Gottesdienstes, der von Stücken mit dem klaren Klang dieser jungen Stimmen begleitet wurde. Auch bei der anschließenden Prozession gestalteten die Limburger Chorknaben die Stationen bei den einzelnen Altären mit.

Mit Gesangsstücken, die den Rahmen des Gottesdienstes, sowie der Prozession sehr gut musikalisch unterstützten, war es ein Wunderbares dem ausgewogenen und sehr gut gestaltenden Gesang zuzuhören.

Es war eine sehr schöne Erweiterung und Begleitung unseres Festes.
Die Gemeinde dankt es den Limburger Chorknaben sehr und ich glaube der Chor hat sich bei uns auch ganz wohlgefühlt.

Bei dem anschließenden Gemeindefest auf dem Schulhof konnten wir dann noch einen Moment gemeinsam erleben, bis der junge Chor dann wieder abreisen musste.

Gute Reise und weiterhin so bereichernde Auftritte!

Martina Palm

Unbekanntes Terrain

Kloster Esterwegen im Emsland. Wie lange wir fuhren, kann ich nicht mehr sagen. Auf der Rückfahrt von Esterwegen ließ ich meinen Gedanken freien Lauf und hätte fast das getan, wovor uns eine der Mauritzer Franziskanerinnen an der Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers gewarnt hatte: An der Vergangenheit hängen bleiben.

Die Vergangenheit in den Blick nehmen, wie sie war, nicht aber daran hängen bleiben. Das Gehörte, Geschaute einer Wandlung unterziehen – wandeln hinein in die Hoffnung, dass solche Verbrechen am Menschen nie wieder geschehen mögen. Sich selber wandeln in Hoffnungsträger, um Frieden, Gerechtigkeit und Wahrung der Schöpfung das Wort zu reden und Verantwortung zu übernehmen für ein lebenswertes Leben dieser und der kommenden Generation.

Erst im Mai 2006 taten sich der Landkreis Emsland und das Dokumentations- und Informationszentrum Emslandlager in Papenburg zusammen, um auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrations- und Strafgefangenenlagers in Esterwegen die Gedenkstätte aufzubauen. Auch jetzt – 2009 – ist sie noch im Werden. Die Arbeiten sollen erst im Jahr 2011 abgeschlossen sein.

Der hohe Torbogen führt zum Vorhof des Klosters, in dessen Innern sich neben der Klausur der Schwestern vor allem das „geistige Obdach“ für die zahllosen Besucher findet.

Der hohe Torbogen – hier und heute – ein Widerpart zum historischen triumphalen Eingang des Konzentrationslagers, durch den die Gefangenen auf erniedrigende, zynisch-brutale Weise von den Wachtposten gejagt wurden.

Esterwegen – eines von 15 Lagern im Emsland. Zahlen rotieren an mir vorbei: Ca. 80.000 KZ-Häftlinge und Strafgefangene sowie weit über 100.000 Kriegsgefangene werden bis Kriegsende in diesen 15 Emslandlagern inhaftiert, entwürdigt, erniedrigt, gequält. Bis zu 30.000 Menschen kamen dabei ums Leben. Wer zählt all diejenigen, die später an den Folgen dieser Gefangenschaft starben? Und wer kann ermessen, wie viel Leid über die jungen Frauen, Kinder, Eltern hereinbrach, deren Männer, Väter und Söhne hier durch Willkür leiden mussten? Doch bei all dem – eine nicht zu brechende, trotzige Hoffnung, die Andreas Knapp in einer Strophe seines Gedichts für Esterwegen so beschreibt:

“sie haken uns ab
und treiben uns in die schwarzen Gräber
wir jedoch
den Moorleichen nahe
und siehe: wir leben“.

Ich schaue mich auf dem Lagergelände um – Gras, Kräuter, die viele von uns als Unkräuter abtun würden, Steine, von den Gefangenen unter unmenschlichen Umständen aus großen Blöcken herausgehauen – Bäume, Vogelgezwitscher. Die Idylle täuscht – die Bäume wurden erst später gepflanzt. Die Gefangenen konnten sich auf dem Gelände nicht verstecken – alles war überschaubar, Flucht absolut ausgeschlossen.

„Auf und nieder geh’n die Posten,
keiner, keiner kann hindurch
Flucht wird nur das Leben kosten,
vierfach ist umzäunt die Burg.“

Das Lied der Moorsoldaten – 1933 in dem benachbarten Lager Börgermoor geschrieben. Die wenigen Zeilen reißen nur knapp das Elend an, dem die Häftlinge hier ausgesetzt waren, welcher Verzweiflung und welchen Ängsten sie unterworfen wurden.

Dann wieder das Gute, das sich auch im Bereich der größten Dunkelheit immer wieder den Weg bahnt – selbst unter Lebensgefahr: Die Hand, die unbemerkt Brot reicht, die Verstecke, an denen die Ausgehungerten Nahrung zum Weiterleben finden, die Hilfe, die man sich gegenseitig schenkt. Menschlichkeit inmitten aller Unbarmherzigkeit. Liebe im Raum des Hasses und der Menschenverachtung.

Im Kloster – Raum der Sprachlosigkeit. Mir geht das Unfassbare nicht aus dem Sinn. Das Wort Jesu am Kreuz „Herr vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ will hier irgendwie nicht passen – oder eben doch … gerade hier? Die Täter – sie wussten, was sie taten … Doch hier an diesem Ort der Sprachlosigkeit gilt: Erinnerung wach halten – nicht um im Vergangenen hängen zu bleiben, sondern um in sich die Hoffnung erstehen zu lassen auf eine bessere Zukunft – eine Zukunft in Gerechtigkeit und Frieden, eine Zukunft, in der die Würde des Menschen nicht mit Füßen getreten wird, eine Zukunft, in der die Bewahrung der Schöpfung im Mittelpunkt unseres Strebens steht, eine Zukunft, die auch für unsere Kinder und Kindeskinder noch zukunftsfähiges,lebenswertes Leben möglich macht.

Erinnerung wachhalten!
Wegweiser einer neuen Hoffnung werden …

Während wir durch das Kloster gehen, in den Klostergarten mit dem Turm aus weißen Ziegelsteinen, auf denen Schüler und andere Besucher ihre Gedanken ausdrücken können, höre ich im Vorbeigehen in die Gesprächsfetzen anderer Besucher hinein: Verfolgung, Krieg, Bunker, Angst … Ich lese mich an der Ziegelsteinpyramide in der Mitte des Klostergartens entlang – Satzfragmente, wie sie heute so oft vorkommen: fast oberflächlich bei der ersten Betrachtung: Angst vor dem Abi, Angst vor der Berufswahl, Zukunftsangst … Erst bei längerem Hinschauen bröckelt die Oberfläche. Die scheinbar locker hingeschriebenen Stakkato-Sätze machen die Sprachlosigkeit der jungen Besucher über das Grauen greifbar, das weit über das Vorstellbare hinausreicht – junge Menschen im Hier und Heute begegnen jungen Menschen der damaligen Zeit. Die einen haben die Zukunft vor sich – die anderen den Tod vor Augen. Der Abgrund zwischen dem Damals und dem Hier und Jetzt offenbart sich an diesen weißen Ziegeln im Garten.

Zurück – der Bus hält vor St. Sophien – ich wäre jetzt gern noch in die Kirche gegangen. Doch dort ist Konzert. Und plötzlich fällt mir das Bild in der Seitennische ein – das so oft übersehene, auch von mir. Johannes Prassek, einer der vier Lübecker Märtyrer, der als junger Kaplan wegen seiner Widerständ
igkeit gegen das Nazi-Regime unter dem Fallbeil hier in Hamburg an der Holstenglacis sein junges Leben lassen musste. Johannes Prassek – einer von uns – einer aus St. Sophien – auch hier wieder der Abgrund zwischen dem Damals und dem Hier und Jetzt.
Wieder vor der Kirche St. Sophien angekommen wird mir klar: Auch wir als Gemeinde haben hier an diesem – unserem – Ort mit „unserem“ Märtyrer Johannes Prassek die Erinnerung an die Vergangenheit wachzuhalten – nicht um darin hängen zu bleiben, sondern um einer besseren Zukunft willen, nicht allein für uns, sondern vor allem auch für die kommenden Generationen.


Photos: Martina Palm, Manfred Wachter
Text: Anja Andersen

Chorkonzert mit CANTUS HAMBURG

Am Sonntag, den 28.Juni um 19.30 Uhr hatten wir den Kammerchor CANTUS HAMBURG bei uns zu Besuch.

Er wurde im Jahr 2001 von Jörg Reddin anlässlich eines Konzertes mit dem Vokalkreis Stade an der Neuapostolischen Kirche gegründet. Seit 2007 arbeitet der Chor mit Carsten Barkowski als Leiter zusammen. Das Repertoire besteht aus Werken von der Renaissance bis zur Moderne.

Carsten Barkowski wurde 1965 in Lübeck geboren, erhielt Instrumentalunterricht in Violine, Viola, Klavier und Orgel und studierte an den Musikhochschulen Lübeck und Stockholm Komposition, Musiktheorie und Chorleitung. Neben freiberuflicher Tätigkeit als Komponist und Arrangeur ist er als Lehrer für Musikthoerie und Gehörbildung, sowie als Dozent an verschiedenen Landesakademien in der Kirchenmusikfortbildung tätig.

An der Renaissancelaute spielte Johannes Gontarski, der 1982 in Hannover geboren wurde, mit 14 Jahren ersten Gitarrenunterricht erhielt und mit 19 Jahren sein Studium der Lauteninstrumente in Hannover begann. Zurzeit studiert er an der Hochschule für Künste in Bremen historische Zupfinstrumente.

Der Chor stellte Chansons von Clement Jannequin (1485 – 1558), Pierre Certon (1510 – 1572), Toinot Arbeau (1519 – 1589), Orlando di Lasso (1532 – 1594) Claude Debussy (1862 – 1918) und Paul Hindemith (1895 – 1963), Motetten von Maurice Durufle (1902 – 1986) und Loys Bourgeois (1510 – 1561), sowie Cantionalsätze aus dem “ Genfer Psalter “ von Claude Goudimei vor.

Die Chansons wurden zum Teil mit Begleitung der Renaissancelaute melodiös-charmant vorgetragen.

Von Claude Debussy´s 2 Stücken war das erste getragen, mit einer dichten Stimmführung der zweite lebendig und sehr dynamisch in den Lautstärken. Die Psalmen kräftig, sehr gut in der Aussprache mit schönem tragenden Klang, einer guten Ausgewogenheit in den Stimmen und auch hier mit guter dynamischer Stimmführung. Maurice Durufle war voll im Klang, schön interpretiert und Loys Bourgeais facettenreich, schwebend mit dem erwähnten tragenden Klang der Stimmen. Ein Hörgenuss!

Johannes Gontarski spielte 2 Solostücke von Adrian le Roy (1520 -1598) und Pierre Attaingnant (1494 – 1552). Leicht und melodiös vorgetragen, einfühlsam virtuos gespielt war es ein Gutes, dem Klang seines Instrumentes zu lauschen.

Das Konzert hatte von der Qualität her wieder einen hohen Anspruch und die Besucher dankten es dem Kammerchor sowie dem Solisten Johannes Gontarski sehr, so dass auch eine Zugabe geschenkt wurde.

Martina Palm

Pastorale Räume – Das Erzbistum Hamburg im Umbruch

Frau Dr. Skatulla berichtete in der Veranstaltungsreihe Punkt12 vom Bistumstag.

Die Schaffung Pastoraler Räume ist die Antwort auf geänderte Bedingungen, hervorgerufen durch Priestermangel, die zurückgehende Zahl der Kirchenmitglieder und damit einhergehende niedrigere Kirchensteuereinnahmen.

Was ist unter dem Begriff des Pastoralen Raumes zu verstehen?

Die Gemeindefusionen sind ein erster Schritt, aber nicht ausreichend. Aus zurzeit 96 Pfarreien im Erzbistum Hamburg (HH, Schleswig-Holstein und Mecklenburg) sollen 30-40 Pastorale Räume entstehen, wobei die Pfarrei als wesentliches Strukturprinzip erhalten bleibt. Der Weg führt aber weg vom „Kirchturmdenken“, bei dem ein Pfarrer für seine Gemeinde zuständig ist. Gefordert wird die Mitverantwortung aller Getauften und Gläubigen. Die Aufgaben und Verantwortung unter Priestern, hauptamtlichen und ehrenamtlichen Laien muss neu aufgeteilt, kirchliche Einrichtungen vernetzt werden. Jeder Pastorale Raum erhält einen Profilschwerpunkt, Kooperation ist unabdingbar.

Das bedeutet auch, dass wir Christen unseren Glauben nachdrücklicher und konsequenter im Alltag leben. Laien werden, nach spezieller Ausbildung, für bestimmte Dienste, wie Taufen, Beerdigungen und Erstverwalter der Finanzen, beauftragt.

Die nächsten Schritte:

Laut Erzbischof Dr. Thissen liegt noch kein fertiges Konzept vor. Fest steht aber, dass 1-2 Pastorale Räume Anfang 2010 in den drei Regionen Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg geschaffen werden sollen. Begleitet von Fachleuten werden die Priester, Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen der neuen Pastoralen Räume den Umstrukturierungsprozess gestalten. Bis 2020/2030 soll der Prozess in allen Pastoralen Räumen abgeschlossen sein.

Im Zusammenhang der notwendigen Aus- und Weiterbildung der Laien wurde auf die Fachstelle für ehrenamtliches Engagement verwiesen.
Diese existiert seit 18 Monaten, ist bistumsweit aktiv, dient der Vernetzung der ehrenamtlich Aktiven und stellt Arbeitshilfen bereit.

Infos unter www.ehrenamt-erzbistum-hamburg.de

Das Bistum übernimmt bei Bedarf die Erstattung der Kosten für anerkannte Kurse, bzw. vergibt Zuschüsse bei Kursen, die im Bistum nicht angeboten werden.

Vielen Dank Frau Dr. Skatulla für die vielen Informationen zu einem Thema, das uns noch lange begleiten wird!

Im nächsten Punkt12, am 26.7.2009, erzählt der „Organist des Papstes“ James Edward Goettsche aus seinem Leben im Vatikan.

Sabine Ludwig

Chor – und Orgelkonzert zum „Tag der Musik“

Am Sonnabend, den 13. Juni fand in St. Sophien ein Chor- und Orgelkonzert zum „Tag der Musik“ statt. In Memoriam Felix Mendelssohn-Bartholdy´ s 200. Geburtstag, er kam am 3. Februar in Hamburg zur Welt, wurden Kompositionen von ihm vorgetragen: Stücke für Orgel, geistliche Lieder, drei englische Motetten, ein Psalm, eine Choralkantate und das Doppelquartett „Denn er hat seinen Engeln befohlen…“ aus dem Elias.

Der Kammerchor Cantico unter der Leitung von Norbert Hoppermann, der auch Orgel und Klavier spielte, präsentierte die Werke. Der Kammerchor war ein Ensemble aus 15 Mitgliedern mit schön gestaltenden Stimmen und einem sehr klaren und kräftigen Klang.

Zu Beginn gab es das Präludium und die Fuge c-moll 3t/II für Orgel. Klangvoll und kräftig registriert vorgetragen.
Nach einer kurzen Begrüßung durch Pater Thomas konnte man a capella mit dem Psalm 43 „Richte mich Gott“ ob 78/2 für 8stimmigen Chor den Gesang genießen. So war man gleich gut in das Konzert eingeführt!
Mit den Orgelstücken, dem Präludium G-dur op. 37.2a, der Fuge G-dur op.37.2b und der Orgelsonate VI „Vater unser im Himmelreich“ op.65/6 spielte Norbert Hoppermann sehr gut die klanglichen Möglichkeiten der Orgel aus. Das Präludium getragen, die Orgelsonate mit einem behänden Anfang sanft registriert, dann in den volleren Klang der Orgel hineinspielend und sanft wieder ausklingend.
Die Choralkantate „Verleih uns Frieden gnädiglich“ für vierstimmigen. Chor, sowie das Doppelquartett „Denn er hat seinen Engeln befohlen“ aus dem Elias op. 70 wurden mit Orgelbegleitung vorgetragen. Orgel und Chor harmonierten hier sehr gut miteinander.
Eine Sonate g-moll op.105 für Klavier, 1. Satz Allegro, ein sehr koloraturenreiches Stück, wurde sehr schön und „leicht“ gespielt. Es machte Freude dem Klang des Klaviers in dem Raum der Kirche zuzuhören. Auch die Chorstücke, drei geistliche Lieder, die mit dem Klavier vorgetragen wurden, waren gut anzuhören.
Hier wie auch in den englischen Motetten überzeugte der Chor durch teils schwebende, dann lebendige und homogene Vorführung im Tempo und in den Lautstärken.
Insgesamt war es ein sehr wertvolles Konzert, zu dem man sich gern noch mehr Besucher gewünscht hätte.

Martina Palm

Filmfreunde aufgepasst!

Die Reihe Religion und Film wird fortgeführt.

Am Sonntag, den 12.7.2009 zeigen Pater Laurentius und Team den preisgekrönten Film „Der neunte Tag“ des ehemaligen Jesuitenschülers
Volker Schlöndorff („Die Blechtrommel“).

Zum Inhalt schreibt das Katholische Filmwerk:

„Der luxemburgische Abbé Henri Kremer erhält neun Tage Hafturlaub vom KZ, um seinen Bischof zur Kollaboration mit den Deutschen zu überzeugen. Flieht er, sollen seine Mithäftlinge getötet werden. Jeden Tag muss er sich beim gebildeten Gestapo-Chef Gebhardt melden. Zwischen den beiden Männern entwickelt sich ein Rede- und Gedankenduell.“

Kino: Thomas-Saal v. 19-22 Uhr, mit anschließendem Gedankenaustausch
Für einen Imbiss ist gesorgt.

Sabine Ludwig