Zweiter Weihnachtsmarkt in Sankt Sophien

Am 30.November 2008 findet in Sankt Sophien der zweite Weihnachtsmarkt statt. Der Beginn ist um 10.00 Uhr in der Sport- und Pausenhalle der Katholischen Sophienschule.

In adventlicher Atmosphäre werden weihnachtliche Bastelarbeiten, Kaffee und Kuchen und kulinarische Genüsse angeboten.

Nach dem gemütlichen „Shoppen“ hat man die Möglichkeit eine Theatervorstellung zu besuchen. Denn ab 16.00 Uhr wird das Weihnachtsmärchen: „Das Feuerzeug oder: Der Schuster und die Hexenhunde“ im Thomassaal der Gemeinde aufgeführt.

IV. Mystische Nacht mit Johannes Tauler – 2008

„Lass Dich stimmen“, so hieß das Leitmotiv der kath. Gemeinde St. Sophien und damit ist sie sehr konkret zu Werke gegangen.
Der Klick: zum Programm der Mystischen Nacht mit Johannes Tauler 2008
FOTOGALERIE
Ein Bericht von U. Freese

Mit langen und eindringlichen Tönen ließ sich die Orgel stimmen, mit fast unhörbar hellem Ton erzitterte eine Stimmgabel. Wer in St. Sophien angehetzt kam, wurde sogleich in die Langsamkeit und Eindringlichkeit umgestimmt. Eine Entziehungskur für Stress- und Hektik geplagte.
Die Symbolik spielte eine große Rolle, wie auch die fast 6 m große Stimmgabel im Mittelgang bezeugte. Die Bilder und Texte auf einer großen zentralen Projektionsfläche wechselten langsam und ließen die Besucher abschweifen und zur Ruhe kommen. „Soll Gott sprechen, mußt du schweigen, soll Gott hineingehen, müssen alle Dinge ausgehen.“, war dort u.a. zu lesen.
Mystiker wie Johannes Tauler suchten die Gotteserfahrung und Offenbarung in sich selbst. Und die Menschen spüren die Verheißung darin. So wundert es nicht, dass der Buchtitel: „Gott in uns“, aus dem Büchersortiment des Büchertisches im Nachtcafé am meisten verkauft wurde.
Kerzenlicht und Weihrauch füllten den Kirchenraum zunehmend und brachten eine sphärische Dichte und Feierlichkeit. Von ganz besonderer Fülle war die Musik am Marimbaphon von Frau Prof. Cornelia Monske. Spätestens mit dem ersten Auftakt ihrer virtuosen Kunst war es vorbei mit der Langsamkeit. Das schnelle Spiel ließ die Töne im Echo der Kirche überlagern und miteinander verschmelzen. Die warmen Töne auf den Hölzern des Instrumentes setzten sich angenehm von den gesprochenen Texten des Mystikers Johannes Tauler ab. Stefan Hartmann hat sie mit tiefer, sonoriger Stimme vorgetragen.
Wer sich bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht anrühren ließ, hatte die Gelegenheit sich aktiv zu bewegen, ins Licht des Altarraumes zu treten und dort durch die Wirkung des eigenen Schattens ein Zitat von Tauler sichtbar werden zu lassen. Eine feierliche Zeremonie, die von vielen als sehr bewegend empfunden wurde.
Die Installation und Organisation des Abends hatte die Gruppe „Mystik Spirit“ unter der Leitung von Dominikanerpater Thomas Krauth OP übernommen. Die Gäste der Nacht der Kirchen waren gleichzeitig Premierengäste zum Film von Christiane Christiansen. Der Film machte deutlich, dass die Gestaltung der IV. Mystischen Nacht keine künstliche Sache war, sondern künstlerischer Ausdruck der Herzensangelegenheit vieler dieser Gruppe und vieler Ehrenamtlicher dieser Gemeinde, nicht zu vergessen sind außerdem die Chöre: der One Voice Chor mit Kantoren und der Gospel-Chor der Ghanaischen Mission.
Eingerahmt war alles durch die gesungene Vesper und Komplet der Dominikaner.
Eine traumhafte Nacht.

Gedenken an den Todestag der vier Lübecker Märtyrer

Am 10. November 1943 wurden der evangelische Pastor Karl Friedrich Stellbrink und die katholischen Kapläne Johannes Prassek (Sankt Sophien), Hermann Lange und Eduard Müller von der Willkür-Justiz der Nationalsozialisten hingerichtet.

Am Sonntag, den 16. November 2008 findet im Kleinen Michel, Michaelisstraße 5 in Hamburg ein ökumenischer Gedenkgottesdienst gefeiert. Die Predigt hält Bischof Dr. Franz-Josef Bode, Osnabrück. Anschließend sind Sie eingeladen zur Begegnung bei Brot und Wein in der Katholischen Akademie, Herrengraben 4.

Infos zu weiteren Veranstaltungen und Gottesdiensten im Gedenken an die vier Lübecker Geistlichen sehen Sie hier >>. (nicht mehr erreichbar)

Lesen Sie mehr zu
Johannes Prassek >>

Penthousewohnung im Sankt-Sophien-Turm

Pünktlich zum Tag des Heiligen Franziskus wurde oben auf dem Kirchturm ein besonderer Wohnraum für den Wander- oder Turmfalken geschaffen.

Mit Unterstützung des Arbeitsladens Dulsberg bei Mook Wat e.V., deren Mitarbeiter den Nistkasten bauten, und des NABU-Hamburg, der beratend zur Seite stand, will unsere Gemeinde einen Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung leisten und bedrohten Arten Lebensraum geben.

Besondere Herausforderung war es, den 70 x 70 x 90 cm großen Kasten durch zwei Luken und über zwei steile Treppen bis auf das Kirchturmdach zu kriegen. Dazu musste er in seine Einzelteile zerlegt und oben wieder zusammen gebaut werden. Nun bleibt nichts weiter zu tun, als zu hoffen, dass bald ein Falke einzieht.

Martina Skatulla

Sankt-Sophien-Gebetsnacht 2008

Am Samstag, den 8.11.08 ab 22 Uhr bis zum Sonntag um 9.30 Uhr betet die Gemeinde Sankt Sophien das Ewige Gebet in Erinnerung an die sogenannte „Reichskristallnacht“, die sich heuer zum 70. Mal jährt.

Vielleicht ist Ihnen der Begriff „Ewiges Gebet“ noch wenig vertraut? Lesen Sie hier, was es damit auf sich hat.

Für die Nacht vom 8. zum 9. November ist folgendes Programm vorgesehen:

22.00 Uhr Am Anfang waren Worte (Kantoren, Orgel)
23.00 Uhr Junge Erwachsene
24.00 Uhr Ghanaische Gemeinde
01.00 Uhr Stille Anbetung
02.00 Uhr Philippinen
03.00 Uhr Stille Anbetung
04.00 Uhr Gebet um den Frieden
05.00 Uhr Stille Anbetung
06.00 Uhr Gebet für die Getöteten und Verstorbenen
07.00 Uhr Stille Anbetung
08.00 Uhr Gebet der Kinder Gottes
09.00 Uhr Allgemeines Gebet
09.30 Uhr Tantum ergo + Segen

Dethlev Arnemann

Dethlef Arnemann – man sieht ihm seine weit über 40 Jahre nicht an. Lausbübisch erzählt der Musikwissenschaftler und ausgebildete Seelsorgehelfer von den Jahren, in denen er nach seinem Studium nur noch wenig mit der katholischen Kirche anzufangen wusste und austrat.

Sein Weg führte ihn über viele Etappen zuletzt hin bis in eine ökumenische Freikirche. Erst 2006 fand er zurück zur Katholischen Kirche und in die Pfarrei Sophien, wo er schon als Kind und Jugendlicher seine religiöse Grundprägung erhielt.

Vor seinem Wiedereintritt in die Katholische Kirche wurde er im Beratungs- und Seelsorgezentrum St. Petri in Hamburg zum Seelsorgehelfer ausgebildet und ließ sich in Gesprächsführung und Konfliktgesprächen schulen. Der Ausbildung schlossen sich mehrere Jahre Praxis und intensive Supervisionsphasen an.

„Wie stand es in den Jahren Deines Austritts mit Gott und dem Glauben?“ Dethlef Arnemann beantwortet diese Frage ohne Zögern: „Von Gott und dem Glauben habe ich mich nie abgewandt. Meine katholischen Wurzeln habe ich auch eigentlich nie verleugnet. Wohl aber von der Gewohnheit, von der Routine im Glaubensleben. Für mich stand nie außer Frage, dass es Gott gibt, dass Gott mich in meinem Leben führt. Dass mich Diskussionen zum Thema Gottesbeweise nie besonders interessiert haben, hängt vielleicht auch damit zusammen, dass ich mich viel mit der Geschichte und der Musik des Judentums beschäftigt habe.“

„Neben Deinem Engagement in der Projektgruppe Mystik – Spirit in St. Sophien kommt in diesem Jahr der Mystiker Johannes Tauler OP zur Sprache. Warum machst Du da mit?“ „Ich wollte die Tiefe im Glauben für mich neu ausloten.“ sagt Dethlef Arnemann. „Besonders die Arbeit an den Texten der Mystiker hilft mir dabei. Vieles von dem Altbekannten habe ich dadurch neu sehen gelernt.“

„Du bist jetzt endgültig angekommen?“ frage ich weiter. „Ich bin immer noch unterwegs – ständig weiter auf der Suche nach einem lebendigen Glauben, der nicht irgendwo stecken bleibt in der Routine, sondern weiter wachsen kann in einer lebendigen Gemeinschaft anderer gläubiger Menschen, mit denen man sich austauschen kann.“

Ständig unterwegs – das bezieht sich auch auf das ehrenamtliche Engagement von Dethlef Arnemann. Vor einigen Jahren übernahm er die Leitung einer Diakoniegruppe für längere Zeit, jetzt ist er beim Hamburger Kinderschutzbund eingesetzt. Auch diesem Ehrenamt ging eine intensive Schulung von ca. 4 Monaten voraus – alles neben einem Vollzeitjob im Staatsarchiv, wo er als Archivar den Schriftgutbestand des Norddeutschen Rundfunks betreut. Im Kinderschutzbund hat er vor einiger Zeit eine Familien-Patenschaft übernommen.

„Du bist zurück gekehrt in den Schoß der Katholischen Kirche, wie man so schön sagt. Wie hast Du diese Rückkehr empfunden?“ Auch hier zögert Dethlef Arnemann keine Sekunde mit der Antwort: „Es kam mir in etwa so vor, als wäre ich für eine lange Zeit ausgewandert, ich habe ein fremdes Land kennen gelernt. Nun war es genug, ich fand den Weg nach Hause zurück.“

(Das Interview führte: Anja Andersen)

Einladung zur Pfarrvollversammlung 2008

EINLADUNG

Liebe Sankt Sophien Besucher, der Pfarrgemeinderat lädt Sie zur Pfarrvollversammlung 2008 ein:

Am Sonntag, den 26. Oktober 2008
von 12.00 Uhr bis 16.30 Uhr
im Thomassaal

Sie können:
– sich über die Gemeinde informieren,
– Fragen stellen,
– Vorschläge machen.

Geplanter Ablauf:

12.00 Uhr „Punkt 12“
12.30 Uhr Essen
13.15 Uhr „In Sankt Sophien tut sich was“ – Gruppen & Projekte stellen sich vor
15.00 Uhr Kaffee & Kuchen
15.30 Uhr Gruppen & Projekte stellen sich vor, Teil 2

Wir freuen uns über alle, die zu der Lebendigkeit unserer Gemeinde beitragen und hoffen Sie hiermit angesprochen zu haben.

Martina Skatulla
im Namen des Pfarrgemeinderatsvorstandes
Hamburg, den 10. Oktober 2008

Napola, Turmtaler, Küchenbullen und andere Merkwürdigkeiten

Sankt Sophien-Zeltlager – Kennern der Szene ein Begriff. In diesem Jahr (2008) ging es nach Wrisbergholzen. Anja Andersen interviewt Mary-Clare Bultmann (10), die dabei war.

„Zelte aufbauen? Wir nicht“. Ok, ich verstehe. Das war Sache der Leiterinnen und Leiter, die sich seit langem ehrenamtlich zur Verfügung stellen, um die Jung-Sophianer jährlich ins Ferienzeltlager zu begleiten. Selbst Vanessa Beran ließ es sich trotz ihres Studiums in Hildesheim nicht nehmen, wieder als Helferin mitzufahren. Und auch ein Küchenbulle fuhr mit.

„Was ist denn das?“ frage ich entsetzt. „Was, du weißt nicht, was ein Küchenbulle ist?“ fragt Mary-Clare erstaunt zurück. „Ein Küchenbulle ist ein Jugendlicher, der in der Küche beim Kochen mithilft. Und abends ist er der einzige Jugendliche, der an der Leiterrunde teilnehmen darf.“

Dieses Vorrecht hatte in diesem Jahr Jens Lemke (14). Wie viel Euro ein Turmtaler wert ist, konnte Mary-Clare leider nicht beantworten. Fest steht allerdings, dass Turmtaler während der Ferien im Casino des Sankt Sophien eigenen Zeltlagers als gültige Währung anerkannt werden.

Handeln will gelernt sein. Und so versuchten sich die Zeltmannschaften unter anderem auch als Tauschhändler. Startvermögen „ein Appel und ein Ei“. Die erlangten Gewinne ließen sich sehen. Eine Zelt-Crew brachte als Gesamtergebnis am Ende zwei Stühle zurück – einer war kaputt, so konnte er gut das Lagerfeuer anfachen, mit dem anderen kleinen Plastikstuhl wusste man nichts weiter anzufangen. Dafür aber mit dem Katzenfutter, dessen Haltbarkeitsdatum abgelaufen war.

Neben den neuen Vokabeln Küchenbulle und Turmtaler lernte ich ein weiteres Wort hinzu: „Napola“ – das ist ein Geheimcode. Denn als einige der Leiter eines Abends am Lagerfeuer die Frage aufkommen ließen, wer für Napola sei, stimmten alle begeistert zu. (Napola – Naechtlicher Polter-Lauf, Anm. der Red.) So begann sie denn – die Geisternacht. Und in der waldigen Umgebung spukte es bald gewaltig. Gut, dass verschiedene Altersgruppen vertreten waren, denn gegen die Herausforderungen in dieser Nacht ist Halloween ein Kinderspiel.

Stichwort Lagerfeuer? Mary-Clare kommt ins Schwärmen. „Wir haben geredet, Spiele gespielt, gesungen. Das Feuer brannte von ganz alleine herunter. Und manchmal konnte man es morgens sogar noch erleben, dass die Glut ein wenig glühte!“

„Fische fangen, Hasen fangen – klar, das kenne ich. Aber was um alles in der Welt ist Leiter fangen?“ „Das ist doch ganz klar!“ erklärt Mary-Clare cool. „Irgendwann nach der Mittagspause haben sich unsere Leiterinnen und Leiter im Wald versteckt – und wir mussten sie dann wieder einfangen.“ Gut, dass sie sich wieder einfangen ließen, denn so kamen alle Jung-Sophianer „Gott sei Dank!“ gut erholt und um viele schöne Erfahrungen reicher wieder zu Hause an.

(AN)

Mary-Clare Bultmann

von Anja Andersen

Mary-Clare Bultmann ist mit ihren fast 10 Jahren waschechte Hamburgerin. Und ebenso lange gehört sie zur Pfarrei Sankt Sophien. Sie wurde hier getauft, feierte hier ihre Kommunion. Und bis zu Beginn der Sommerferien in diesem Jahr ging sie in Sankt Sophien in die Schule. Nach den Sommerferien wird sie dann zum Gymnasium Lerchenfeld wechseln.

Die Kinder ihrer neuen Klasse und die Klassenlehrerin hat sie schon kennenlernen dürfen. Auf die neue Schule freut sie sich schon riesig. Dennoch ist sie ein wenig traurig darüber, die Sophienschule jetzt verlassen zu müssen. Vor allem ist da auch noch die kleine Schwester, die jetzt den Schulweg nach Sankt Sophien allein gehen muss.

Mit dem Schulbeginn im Gymnasium am 1. September endet für Mary-Clare dann ebenfalls ihre dreiwöchige erstmalige Präsidentschaft im Familienrat der 5-köpfigen Familie. „In den drei Monaten meiner Amtszeit lief eigentlich alles ganz ruhig, ich brauchte eigentlich gar nichts zu tun“, sagt Mary Clare. Was will man mehr?

Auf meine vorsichtige Frage, ob sie denn jetzt ihr Amt als Messdienerin in der Gemeinde aufgeben wird, antwortet Mary-Clare allerdings energisch: „Auf gar keinen Fall“. Und stolz erzählt sie, wie sie nach ihrer Kommunion zuerst Flamboträgerin und dann endlich Messdienerin sein durfte – genauso wie ihr großer Bruder.

Größtes Vorbild für Mary-Clare ist momentan die Sängerin und Tänzerin Ciara. Wen wundert es da, dass ihr größter Wunsch seit langem ist, später auch einmal Sängerin zu werden – vielleicht auch Ärztin? Nach einigem Zögern stellt Mary-Clare aber zweifelsfrei klar, dass es doch wohl das Beste ist, gleich beide Berufe zu ergreifen.

140 Jahre Casino

Casino von 1868 e.V. – der katholische Männerverein feierte im Juni sein 140jähriges Bestehen mit einer Barkassenfahrt ins Alte Land. Mit dabei waren auch Vereinsmitgleider und Gäste aus der Gemeinde Sankt Sophien.

Der 28. Juni beginnt als trüber Samstagmorgen. Wer um 8 Uhr in der Früh am Baumwall aus der U3 steigt, schaut über einen ruhig daliegenden Hafen. Vor 140 Jahren muss es ganz anders ausgesehen haben, damals war sicher mehr los. Leichte Regenschauer fallen, den Treffpunkt markiert das rote Feuerschiff. Dort geht es von der Hafenpromenade hinunter zum Kai. Vorbei an einem Segler, der mit seiner Frau in der Kajüte beim Frühstück sitzt, führt der Weg zu Barkassen Ehlers. „Einer muss immer der erste sein“, sagt der Barkassenkapitän und meint damit nicht die Reporterin, die gespannt auf einige Herren für ein Interview wartet. Er meint einen Herrn mit irischer Schirmmütze und gelber Regenjacke.

Wie sich etwas später herausstellt, ist es ein Mitglied vom katholischen Männerverein Casino zu Hamburg. Heute feiert Casino sein 140jähriges Jubiläum mit einer Fahrt auf der Elbe ins Alte Land. Es ist ein Ausflug nur für Männer und die frühe Stunde daher für die junge Frau die einzige Chance, etwas über diesen Traditionsverein zu erfahren. Ein strikter Männerverein, wo gibt es denn heute noch so etwas? Und dann noch ein katholischer, mitten im lutherischen Hamburg?

Noch jemand kommt herunter zum Barkassenpier. Es ist Dr. Norbert Veth, der Vorsitzende von Casino. Nun kommt auch der Mann mit der Schirmmütze hinzu, Herr Machaczek, dem Dr. Veth das Wort für das Interview übergibt.

Herr Machaczek, Jahrgang 1933, entwirft ein Bild von der Zeit, in der Casino entstanden ist. Das Casino von 1868 sei in der Bismarckzeit hier in Hamburg gegründet worden. Es war für Katholiken eine schwierige Zeit. Man habe sie damals „unter dem Daumen gehabt“. Katholiken durften beispielsweise im Stadtgebiet keine Gottesdienste abhalten, sondern mussten dafür immer knapp über die Stadtgrenze hinweg reisen. Das katholische Casino wurde als Verein für Geselligkeit gegründet. „Wo sich Menschen ansammelten, weil sie Geld verdienen wollten und ihren Lebensinhalt suchten, in einer großen Stadt wie Hamburg – da hieß es natürlich: man sucht Freunde und jemand, mit dem man nach einem anstrengenden Tag ein Bierchen zischen kann.“

Das katholische Casino hat übrigens mit dem heutigen Ort des Glücksspiels wenig gemeinsam. „Casino“ kommt aus dem Italienischen, ist die Verkleinerungsform von „casa“ (Haus) und meint schlicht ein Haus, in dem sich eine Gesellschaft trifft. Im Deutschen bezeichnete „Casino“ bald nicht nur die Räumlichkeiten, sondern auch die Gesellschaft selbst.

Casino von 1868 e.V.

Traditionsverein für katholische Männer in Hamburg und Umgebung.

Begegnung und Dikussionen
über aktuelle Themen.

Anschrift:
Eppendorfer Landstraße 156
20251 Hamburg | Tel.: (040) 48 44 95

Nun war das katholische Casino damals kein Verein zum reinen Vergnügen, es hatte auch zum Ziel, junge Männer zu fördern, die es in jener Zeit als Katholiken schwer genug hatten. Für sie gab es zum Beispiel Rhetorikkurse; dort konnten sie lernen, wie man etwa bei seinem Chef die Frage nach einer Gehaltserhöhung angemessen und wirkungsvoll vorbringen konnte.

„Kommis wurden die jungen Leute genannt, die in der Firma so etwas wie – so würde man auf dem Bau sagen – Handlangerdienste machten.“ Für sie war das Casino ein Helfer beim Aufstieg auf der Karriereleiter.

Was macht das Casino heute? „Heute macht es in Traditionspflege. Man kommt zusammen, so wie jetzt zu einem Ausflug – dass das Wetter nicht mitspielt, dafür können wir nicht…“ In der Tat regnet es wieder stärker. Laufend kommen weitere Männer an, begrüßen einander und tragen die Tagesvorräte ins Boot. Die Stimmung ist trotz Nässe gelassen heiter. Hat man doch in der Barkasse ein Dach über dem Kopf und darf für später auf etwas Sonnenschein hoffen.

„Das sind alles alte Knaben“, flüstert Herr Machaczek konspirativ. Aber so ganz stimmt das gar nicht. Ein paar jüngere Gesichter sind zu sehen: Gäste, die sich den auf den ersten Blick unzeitgemäßen Verein etwas näher anschauen möchten. Wohl sind die meisten Ausflügler Rentner und große Ziele zur Weltverbesserung stehen eigentlich nicht an. Aber in so einem reinen Männerverein kann auch heute noch jeder Jüngere von den Älteren profitieren. Sei es das Erinnern von Döntjes und Geschichten, die zur Tradition Hamburgs gehören, sei es das Reden über Dinge, die man als Mann nun mal lieber unter Männern diskutiert und wo die Älteren aus ihrer Lebenserfahrung schöpfen.

Einmal pro Monat trifft man sich zum geselligen Beisammensein. Manchmal ist ein Thema vorgegeben und es gibt auch Gelegenheiten, zu denen Frauen zugelassen sind, etwa das jährliche Herbstfest, ein Kegelabend für die ganze Familie oder ein Vortrag zu einem Thema, das auch Frauen betrifft. Wer Interesse hat, das Casino kennenzulernen, der kann sich zu einem Versammlungsabend einladen lassen, um die Luft dort zu schnuppern.

Heute wird man auf der Fahrt mit Akkordeon und Liederbuch begeistert Seemanns- und Wanderlieder singen. Ziel ist der Ort Cranz im Alten Land und es soll der Obsthof Meyer besucht werden. Dort werden die Männer, so viel sei im Nachhinein verraten, lernen, dass die Kirsche eigentlich ein Tannengewächs ist. Das Casino bildet auch im Gespräch untereinander, wenn sich der Wissensschatz der Herren öffnet und Unglaubliches und Bemerkenswertes zum Beispiel über den Hamburger Kulturkampf zum Ende des 19. Jahrhunderts zutage fördert. Zu schade, dass heute nur Männer zugelassen sind; manchmal könnte frau stundenlang zuhören.

Die Vorbereitungen sind gemacht, die letzten entern die Barkasse. Für die Zukunft wünscht sich Herr Machaczek, die andern noch oft in alter Frische wiederzusehen. Das gebe Gott.

(CC)